01.11.2019 19:03:42

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Börsen-Zeitung: Grüner Triumph / Kommentar zum Green-Bond-Markt von

Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Es ist ein Triumphzug, den Green und Sustainable Finance an

den Finanzmärkten feiert. Immer mehr Emittenten aus allen Lagern, ob nun

Staaten, supranationale Adressen, Agencies, Banken und Unternehmen, springen auf

den Zug auf, weil sie erkannt haben, dass es eben keine Modeerscheinung ist,

sich mit Aspekten des Klima- und Umweltschutzes bzw. den Nachhaltigkeitszielen

dieser Welt auseinanderzusetzen, sondern dass darin ein wichtiges Erfordernis

besteht, dem diese und künftige Generationen Rechnung tragen müssen. Über eine

mangelnde Nachfrage nach solchen Kapitalmarktprodukten - vorherrschend sind

hierbei die Anleihen, also Green und Sustainable Bonds - brauchen sich

Emittenten gemeinhin keine Gedanken zu machen. Die Papiere finden praktisch

immer reißenden Absatz.

Emissionsgeschwindigkeit und damit auch erreichte Emissionsvolumina sind

beeindruckend. Der weltweite Markt für Green Bonds und Loans hat nach Angaben

der Climate Bonds Initiative (CBI) vor wenigen Tagen die Marke von 200 Mrd.

Dollar übertroffen. Nach einer Reihe von Emissionen von Singapur, Japan,

Schweden und China liegen die Emissionen nun bei etwas mehr als 208 Mrd. Dollar.

"Basierend auf diesen Daten wird 2019 erneut zu einem Rekordjahr für Green

Finance. Neue Staaten steigen in diesen Markt ein und ursprüngliche Pioniere wie

etwa Frankreich, Polen und Nigeria legen erneut grüne Anleihen auf", sagte Sean

Kidney, CEO der CBI. Und im kommenden Jahr wird dann wohl auch der Bund mit

seiner ersten grünen Bundesanleihe aufwarten. Finanzminister Olaf Scholz spricht

in diesem Zusammenhang von der Umwelt-Bundesanleihe, die als grüne

Zwillingsanleihe als separates Wertpapier daherkommen wird.

Die Bond-Volumina und die Vielfalt im Markt im Hinblick auf die Emittentenschar

nimmt nach Angaben von Kidney weiter zu. Führende europäische und chinesische

Banken würden zu den größten Emittenten im Markt gehören. Das sind für Kidney

alles Zeichen, dass dieser Markt an Reife gewinnt. Ziel der internationalen

Organisation CBI ist es, den Markt für grüne und Klimaschutzanleihen

voranzutreiben und damit Gelder in Richtung entsprechender Investmentprojekte

für Klima- und Umweltschutz zu mobilisieren.

CBI geht von einem weiterhin starken Wachstum dieses Marktes aus. Für dieses

Jahr prognostizieren die Experten ein Gesamtemissionsvolumen von 230 bis 250

Mrd. Dollar.

Zum Vergleich: Es wird damit gerechnet, dass in diesem Jahr die in Euro

denominierten Unternehmensanleihen (Investment Grade und High Yield) ein Volumen

von rund 400 Mrd. Euro erreichen werden. Das bedeutet, dass die grünen Anleihen

mittlerweile weltweit eine Emissionsgrößenordnung erreicht haben, die in etwa

der Hälfte des Emissionsvolumens von Euro-Unternehmensanleihen entspricht.

Für kommendes Jahr geht CBI davon aus, dass weltweit grüne Bonds für 350 bis 400

Mrd. Dollar auf den Markt kommen werden. Dann ist das Emissionsvolumen der Green

Bonds praktisch auf dem Level der Euro-Unternehmensanleihen dieses Jahres. Eine

beachtliche Entwicklung.

Emittentenseitig entwickelt sich der Markt auch weiter. Luxemburg hat im vorigen

Jahr als erstes Land weltweit ein grünes Anleihegesetz verabschiedet, und zwar

speziell für grüne Pfandbriefe, die sogenannten "lettre de gage énergies

renouvelables", also einen Pfandbrief, mit dem Assets aus dem Bereich der

erneuerbaren Energien refinanziert werden können. Und nun geht der erste

Emittent eines solchen grünen Covered Bond der erneuerbaren Energien an den

Start. Es ist eine deutsche Adresse, und zwar die Nord/LB, die über ihren

Luxemburger Ableger, die Nord/LB Covered Bond Bank vorstellig wird.

Damit können Anleger eine grüne Anleihe auf der Basis eines grünen

Anleihegesetzes kaufen. Das ist der nächste Meilenstein. Und das wird garantiert

nicht die letzte Innovation in diesem Markt sein. Weitere werden folgen. Der

Markt entwickelt sich rasant, die Herausforderungen in Sachen Klimawandel und

Umweltschutz sind immens, und deshalb sind auch innovative Lösungen gefragt. Das

werden neue Kapitalanlageprodukte sein, die dann Gelder in diese entsprechenden

innovativen Projekte lenken. Und von diesen Geldern werden in den nächsten

Jahren noch einige benötigt. So weiß auch CBI-CEO Kidney, dass 400 Mrd. Dollar

an Green-Bond-Emissionen noch ein gutes Stück von der Billion entfernt sind, die

von Experten als notwendig erachtet werden, um den Übergang zu einer

Low-Carbon-Wirtschaft zu ermöglichen. Auf den Green-Bond-Markt kommt also noch

ein Stückchen Arbeit zu.

(Börsen-Zeitung, 02.11.2019)

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