02.09.2016 20:45:40
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Börsen-Zeitung: Chancen bei Basismetallen, Marktkommentar von Dieter
Kuckelkorn
Frankfurt (ots) - Wenn man die Performance der ersten acht Monate
als Maßstab nimmt, scheint das laufende Jahr aus der Sicht von
Rohstoffinvestoren gar nicht so schlecht auszufallen. Der Rohölpreis
ist seit Jahresanfang um mehr als 20% gestiegen. Dasselbe gilt für
Gold, Platin und Palladium, während bei Silber sogar ein Anstieg von
fast 40% gefeiert werden kann. Wenn man einmal die wegen Rekordernten
gedrückten Getreidepreise ausblendet, sieht es auch bei den
Agrarrohstoffen recht gut aus. Der Zuckerpreis ist gegenüber dem
Stand von Ende Dezember um nicht weniger als 80% gestiegen. Mit der
Kaffeesorte Arabica ließ sich angesichts von 28% Preisanstieg auch
eine ansprechende Rendite erzielen.
Eine positive Überraschung stellen mit Ausnahme von Kupfer auch
die Industriemetalle dar. Den Vogel schießt Zink ab. Im bisherigen
Jahresverlauf hat sich das Metall um 46% verteuert. Am Freitag ist
der Preis mit 2350 Dollar je Tonne auf den höchsten Stand seit 15
Monaten geklettert. Erfreulich ist die Lage ebenfalls bei Zinn: Der
Preisanstieg seit Jahresanfang beträgt 32%. Aktuell befindet sich der
Preis des Metalls mit rund 19285 Dollar je Tonne auf dem höchsten
Stand seit Januar 2015. Positiv haben sich auch die Notierungen von
Nickel mit einem Plus von 13% und von Aluminium mit +7% entwickelt,
während der Bleipreis mit 1950 Dollar je Tonne den höchsten Stand
seit 14 Monaten verzeichnet. Eine Enttäuschung stellt Kupfer mit
einem Preisrückgang von rund 1% seit Ende 2015 dar.
Erholung der Industrie
Wie für viele Industrierohstoffe sind für Basismetalle die
chinesischen Konjunkturperspektiven von großer Bedeutung.
Marktteilnehmer haben mit Erleichterung darauf reagiert, dass sich in
der chinesischen Industrie eine Belebung abzeichnet. Zudem wird am
Häusermarkt zumindest für den Rest des Jahres mit einer robusten
Nachfrage gerechnet.
Letztlich kommt es aber bei jedem einzelnen Metall auf die jeweils
gesondert zu betrachtende Entwicklung des Gleichgewichts von Angebot
und Nachfrage an. Was Zink betrifft, so sprechen charttechnische
Analysten zwar von der Gefahr einer Korrektur. Den Preis dürfte aber
weiterhin stützen, dass das Angebot zumindest kurzfristig nicht stark
ausgeweitet werden dürfte. So zeigen die Anbieter Glencore und
Nyrstar bislang keine Absicht, stillgelegte Kapazitäten wieder in
Betrieb zu nehmen. Damit dürfte das Angebot an Zinkkonzentrat
weiterhin nicht gerade üppig ausfallen.
Anhaltende Defizite gibt es auch bei Zinn und Nickel. Bei Nickel
ist der Druck, den die philippinische Regierung auf die Produzenten
im Land ausübt, dass diese die Umweltgesetze beachten, preistreibend.
Eine Reihe von Minen sind bereits durch das Umweltministerium
geschlossen worden. Die Rohstoffanalysten der Commerzbank aber sind
insbesondere für Nickel zuversichtlich. Ausgehend von einem aktuellen
Niveau von 9810 Dollar je Tonne rechnen sie mit einem Anstieg des
Nickelpreises bis auf 13500 Dollar per Ende 2017. Für Zink und Zinn
gehen sie zwar auch von weiteren Preisavancen im Laufe des kommenden
Jahres aus, die aber deutlich moderater ausfallen sollen. Chancen
werden angesichts der Lagerbestände von den Analysten für das
kommende Jahr auch bei Aluminium gesehen.
Zumindest kurzfristig deutlich schwieriger ist aus Anlegersicht
die Lage beim wichtigsten Industriemetall Kupfer. Allerdings baut
sich hier das Überangebot ab, so dass sich der Markt zu einem
Gleichgewicht hin bewegt. Ein Belastungsfaktor sind die weiterhin
hohen Lagerbestände. Mit dem Abbau des Überangebots und
möglicherweise sogar der Entstehung eines Defizits im kommenden Jahr
könnten aber auch bei Kupfer interessante Perspektiven bestehen.
Ausgehend von derzeit rund 4640 Dollar je Tonne sagen die Experten
der Commerzbank bis Ende nächsten Jahres eine Erholung bis auf 6000
Dollar voraus.
Eisenerz in der Flaute
Geradezu desolat ist die Marktsituation aus Sicht von
Finanzinvestoren bei einem weiteren Metall: Bei Eisenerz gibt es ein
hohes Überangebot, so dass vielen Marktbeobachtern die Erholung der
vergangenen Monate und das aktuelle Preisniveau von rund 60 Dollar je
Tonne als nicht gerechtfertigt erscheinen. Viele Analysten halten
daher einen Rückschlag des Eisenerzpreises bis auf 50 Dollar oder
darunter für durchaus realistisch.
Im Großen und Ganzen können Investoren mit ihren Engagements im
Bereich der Basismetalle zufrieden sein. Und es sieht so aus, als
würde diese Gruppe an der Erholung im Rohstoffsektor auch weiter
teilnehmen.
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