08.01.2018 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Abrüsten, Kommentar zur Tarifrunde von Mark Schrörs

Frankfurt (ots) - Die Tarifrunde in der Metall- und

Elektroindustrie geht in die heiße Phase - und es droht ein Streit

wie seit Jahren oder gar Jahrzehnten nicht. Nun müssen beide Seiten

Maß und Mitte wahren: Die Arbeitgeber sollten sich überfälligen

Diskussionen nicht verweigern, aber die IG Metall darf auch nicht

überziehen. So sehr die Wirtschaft in Deutschland aktuell auch

brummt, so wenig kann sie einen Streik in der Schlüsselbranche

gebrauchen.

Die 6-Prozent-Lohnforderung der IG Metall ist da sicher noch das

kleinere Problem - denn sie ist erst einmal nur genau das: eine

Forderung. Die Arbeitgeber bieten bislang 2 Prozent mehr Gehalt.

Damit scheint ein Kompromiss in der Mitte möglich - und im Übrigen

auch vertretbar: Zieht man die alte Formel "Produktivität plus

Inflation" zu Rate, scheinen 3 Prozent oder gar ein Schnaps mehr

ökonomisch gerechtfertigt. Viel kritischer, weil kontroverser ist die

Forderung nach einer befristeten Senkung der Arbeitszeit auf 28

Wochenstunden - teils mit Lohnausgleich. Die IG Metall pocht auf mehr

Zeitsouveränität der Beschäftigten - und droht mit den neuen

24-Stunden-Warnstreiks oder gar raschen Flächenstreiks. Die

Arbeitgeberseite will im Gegenteil die Optionen für mehr Arbeit pro

Woche ausweiten - und brandmarkt den IG-Metall-Vorstoß gar als

illegal.

Mit der Forderung nach Teillohnausgleich etwa für Beschäftigte,

die Kinder erziehen oder Familienangehörige pflegen, schießt die

Gewerkschaft wohl etwas übers Ziel hinaus. So verdienst- und wertvoll

diese Tätigkeiten sind, so wenig sollte deren Finanzierung primär bei

den Unternehmen abgeladen werden. Das ist zuallererst eine

gesamtgesellschaftliche Verantwortung.

Was die Arbeitszeitverkürzung an sich betrifft, müssen aber beide

Seiten ideologisch abrüsten. Die Gewerkschaft muss anerkennen, dass

viele Betriebe den Beschäftigten auch jetzt schon entgegenkommen -

auch wenn es da viel Verbesserungspotenzial gibt. Sie darf zudem die

Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Beschäftigungschancen

aller Arbeitnehmer nicht aus dem Blick verlieren. Die Arbeitgeber

dürfen indes nicht übersehen, dass es im EU-Vergleich bereits eine

starke Flexibilität gibt - auch wenn sie sich mehr wünschen. Zudem

müssen sie angesichts des Fachkräftemangels ein ureigenes Interesse

haben, Familie und Beruf besser zu vereinen.

Viele Arbeitszeitregeln stammen noch aus den 1980er Jahren. Die

Zukunft der Arbeitswelt - Stichwort: Digitalisierung - macht es

nötig, die Bedürfnisse von Unternehmen und Beschäftigten neu

auszutarieren, wobei die Lösung von Betrieb zu Betrieb verschieden

sein wird. Ein solcher Ausgleich ist im Interesse aller - das muss

jetzt die Maxime sein.

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