06.08.2014 20:15:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Kriegsgefahr Diplomaten an die Front BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots) - Die NATO spricht von einer gefährlichen Lage in
der Ukraine und an ihrer Grenze zu Russland. Angesichts der
widersprüchlichen Berichte könnte man ebenso die Lage als
unübersichtlich bezeichnen. Auf jeden Fall ist die Situation äußerst
brisant. Eine Grundeigenschaft von Bürgerkriegen ist, dass sie
unübersichtlich sind. Die Linien sind unklar, die Formationen
asymmetrisch. Auf der einen Seite eine mehr oder weniger geordnete
Armee, auf der anderen mehr oder weniger offensichtlich von einer
auswärtigen Macht unterstützte Separatisten. Dazwischen sind, wie
immer, wenn geschossen wird, hilflose Zivilisten, Alte, Kranke,
Frauen und Kinder. Militärisch läuft Kiews Offensive gegen die
Separatisten überraschend erfolgreich. Verlorene Gebiete können mit
Kampf zurückerobert werden. Herzen nicht. Mit jedem zivilen Opfer und
mit jedem zerstörten Haus wächst zusätzliche Feindschaft. Militärisch
ist dieser Konflikt nicht zu lösen. Seit der Unabhängigkeit der
Ukraine ist es Kiew nicht gelungen, aus Russen Ukrainer zu machen.
Ohne Not wurden immer wieder Anlässe geschaffen, die die Menschen in
der Ukraine in die Arme Moskaus trieben. Ein Leichtes für Präsident
Putin, sich als Schutzherr zu präsentieren. Zudem spielte Moskau auf
der aus Sowjetzeiten bekannten Klaviatur des Umsturzes: Hilferufe von
vermeintlich Verfolgten, Infiltration militärischer und politischer
Führungskräfte, logistische und militärtechnische Ausrüstung. Hundert
Jahre nach dem politisch herbeigeführten Ausbruch des Ersten
Weltkriegs sollte die Menschheit klüger sein. Putin mag an
Realitätsverlust leiden und volles Risiko gehen wollen. Um so
realistischer muss der Westen die Lage beurteilen. Es gilt Grenzen
aufzuzeigen; gegenüber Moskau und gegenüber Kiew. Das stete Drehen an
Eskalationsschrauben muss durch Phantasien über Deeskalation ersetzt
werden. Beiden Seiten muss geholfen werden, Strategien aus dem
Konflikt zu finden. Diplomaten an die Front.
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