21.03.2014 17:28:50

Nestle und Fresenius haben Interesse an Danone-Sparte - Kreise

   Von Ruth Bender

   PARIS--Der Schweizer Lebensmittelgigant Nestle und der deutsche Gesundheitskonzern Fresenius wollen sich möglicherweise mit dem Erwerb einer Danone-Sparte verstärken. Beide haben gegenüber dem französischen Lebensmittelkonzern unabhängig voneinander Interesse an dem Danone-Geschäft mit medizinischer Ernährung bekundet, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person. Die zum Verkauf stehende Sparte mit dem Namen "Medical Nutrition" könnte den Franzosen Analysten zufolge mehr als 3 Milliarden Euro einbringen.

   Danone möchte das Geschäft loswerden, weil sich der Konzern auf Konsumgüter wie Joghurt und Babymilch konzentrieren will. "Mehrere Firmen haben seit Ende letzten Jahres Interesse an dem Geschäft bekundet", sagte die informierte Person, darunter seien eben auch Nestle und Fresenius. Bislang sei aber noch keine Entscheidung darüber getroffen worden, ob der Verkauf der Sparte als Ganzes oder in Teilen durchgezogen wird, so die Person.

   Sprecher für Nestle und Fresenius wollten die Informationen nicht kommentieren. Von Danone war kein Kommentar zu bekommen. Zuerst hatte Reuters über die Verkaufsabsicht von Danone berichtet.

   Für die Franzosen gehörte die medizinische Ernährung nie zum Kerngeschäft. Der Hersteller von Activia-Joghurt und Evian-Wasser hatte sich 2007 in diesen Markt mit der Übernahme der niederländischen Numico, einem Hersteller von medizinischer Ernährung und Babynahrung, für 12,3 Milliarden Euro eingekauft. Danone ging es dabei aber hauptsächlich um das Geschäft mit Babynahrung, weshalb das Unternehmen das Geschäft mit medizinischen Produkten wie Fortimel-Trinknahrung bei Mangelernährung nie aggressiv expandierte.

   "Das Geschäft passt nicht so wirklich zum Rest", sagte Analyst Fintan Ryan von Berenberg. "Ich glaube, der Markt würde es honorieren, wenn Danone es verkaufen würde." Ryan schätzt, dass ein Verkauf Danone zwischen 3 und 4,5 Milliarden Euro einbringen könnte. Der Erlös könnte in die übrigen Bereiche investiert werden.

   Ein Verkauf in Teilen an unterschiedliche Interessenten sei eines der diskutierten Szenarien, sagte die informierte Person. Einige der in Frage kommenden Käufer könnten sich bei einer Komplettübernahme nämlich Ärger mit den Kartellbehörden einhandeln. Danone könnte sich auch dazu entschließen, einzelne Teile des Bereichs wie die medizinische Babynahrung zu behalten.

   Die französische Tageszeitung Les Echos hatte berichtet, dass auch der skandinavische Investmentfonds EQT Interesse gezeigt hat. Dieser war für einen Kommentar unmittelbar nicht zu erreichen.

   Medizinnahrung ist Danones kleinstes Geschäftsfeld, es macht lediglich 6 Prozent der Gesamterlöse aus. Allerdings erzielt es die zweithöchste Marge nach der Babynahrung. In den letzten Jahren ist der Bereich solide gewachsen, 2013 organisch um 5,8 Prozent.

   Der Gesamtkonzern hat zu kämpfen, nicht nur Europa, sondern auch in China. Das Unternehmen muss das Vertrauen der chinesischen Eltern in seine Milchpulver-Marken zurückgewinnen, nachdem letztes Jahr tausende Dosen Milchpulver zurückgerufen werden mussten. Zur selben Zeit versucht Danone mit neuen Produkten in Europa wieder Fahrt aufzunehmen.

   Einige Analysten halten Nestle für den wahrscheinlichsten Käufer, da die Schweizer in den letzten Jahren massiv in den Bereich Gesundheitsnahrung investiert haben. So wurde 2007 die Medizinnahrungs-Sparte von Novartis übernommen. Auch in den USA kaufte die Nestle SA letztes Jahr zu.

   "Es ergäbe Sinn", sagte Analyst Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank. "Medizinische Nahrung ist ein stark fragmentierter Markt und ein Zukauf würde Nestle Größenvorteile in einem Sektor bescheren, der wächst und langfristig noch profitabler werden wird."

   Die Übernahme der gesamten Sparte durch Fresenius ist nach Einschätzung von Branchenbeobachtern dagegen eher fraglich. Fresenius-Chef Ulf Schneider hat schon mehrmals betont, dass Fresenius keine "Deal-Maschine" sei, die sofort nach Abschluss eines Milliardenzukaufs schon wieder Ausschau nach einem neuen Milliardenprojekt halte. Fresenius hat erst unlängst die Finanzierung des 3 Milliarden-Zukaufs der meisten Krankenhäuser von Rhön-Klinikum mit der erfolgreichen Platzierung einer Wandelanleihe abgeschlossen. Eine neue Finanzierung zu stemmen, wäre für Fresenius zwar kein Problem. Allerdings hat der Konzern noch andere Baustellen abzuarbeiten. Fresenius hat alle Hände voll damit zu tun, die zugekauften Krankenhäuser in der Kliniksparte Helios zu integrieren. Mit Problemen kämpft derzeit zudem die Dialysesparte Fresenius Medical Care, die derzeit restrukturiert wird.

   Mitarbeit: Friedrich Geiger, John Revill, Noemie Bisserbe und Heide Oberhauser-Aslan.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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