20.05.2013 19:14:58

Mindener Tageblatt: Kommentar zum Bürgerkrieg in syrien / Von ungerührt bis hilflos

Minden (ots) - Deutschland ärgert sich über weitgehend verregnete Pfingstfeiertage. Kanzlerkandidat Steinbrück lässt absichtsvoll die nächsten Namen seines "Kompetenzteams" "durchsickern". Das Land diskutiert über das übliche schlechte Abschneiden beim Eurovision Song Contest, über mögliche grüne Pädophilie-Verstrickungen vor fast 30 Jahren oder darüber, warum die Bundeswehr seit gut einem Jahrzehnt ein aussichtsloses Drohnenprojekt an insgesamt vier verschiedenen Verteidigungsministern (aus drei Parteien) vorbeimogeln konnte. Nur knapp drei Flugstunden entfernt tobt derweil der syrische Bürgerkrieg blutiger denn je - und niemand weiß, wann und wie er angesichts des ungehemmten Waffennachschubs für alle Konfliktparteien jemals zu einem Ende kommen soll. Mehr noch: Niemand hat auch nur die geringste Vorstellung, wie eine Nachkriegsperspektive für Syrien aussehen könnte. Schon sind bald 100 000 Menschen gestorben, vielleicht mehr. Ungezählte wurden verletzt, mehr als eine Million sind innerhalb des Landes und jenseits seiner Grenzen auf der Flucht. Doch die kämpfenden Parteien haben sich ineinander verkrallt - Diktator Assad und alle, die von einem Sturz seines Regimes mit in den Abgrund gerissen werden könnten, auf der einen Seite sowie eine nur in ihrem Hass auf dieses Regime einige, ansonsten aber heillos zerstrittene und weltanschaulich weit auseinanderliegende Opposition auf der anderen. Auch wenn der hilflos zusehende Westen dieses Drama nicht zusätzlich mit Waffenlieferungen verschlimmern will (und damit natürlich Assad Luft verschafft), mangelt es daran nicht. Vor allem islamistische Kräfte, unterstützt von Profi-Dschihadisten aus aller einschlägigen Herren Länder, erfreuen sich bester Ausstattung. Assad muss weg, keine Frage. Doch wäre die Machtfrage in Syrien damit keineswegs gelöst. Geopolitisch gibt es derzeit kaum eine sensiblere Weltregion, ethnisch und religiös ist auch die Binnensituation hochkomplex. Resultat ist eine humanitäre Katastrophe, die von Russland und China ungerührt, vom Westen hilflos hingenommen wird. Doch wer will nach den bitteren Erfahrungen von Bagdad bis Kabul noch ernsthaft Interventionen das Wort reden?

Originaltext: Mindener Tageblatt Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/71694 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_71694.rss2

Pressekontakt: Mindener Tageblatt Christoph Pepper Telefon: (0571) 882-/-248 chp@mt-online.de

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