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02.10.2025 08:34:41
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MARKT-AUSBLICK/Dow spannender als DAX
Von Thomas Leppert
DOW JONES--Am deutschen Aktienmarkt ist es dieses Jahr bereits deutlich nach oben gegangen. Gegenüber dem Jahresstart notiert der DAX knapp 20 Prozent im Plus. Doch die Performance lieferte vor allem das erste Quartal, das zweite verlief dann extrem volatil und im dritten Quartal stagnierte die Kursentwicklung bereits. Momentan ist noch kein positiver Katalysator für erneut steigende DAX-Notierungen im Schlussquartal zu sehen. Auch Analysten sind jüngst vorsichtiger geworden, häufig mit Blick auf die Stärke des Euro.
Auch die US-Zölle dürften die Margen der deutschen Bluechips zunehmend belastet haben. Im vergangenen Quartal haben Analysten für die Hälfte der DAX-Unternehmen ihre Gewinnprognosen bereits nach unten angepasst, so dass das Gewinnrevisionsmomentum leicht negativ ist. Auch sind deutsche Aktien im internationalen Vergleich nicht mehr billig, was Anfang des Jahres noch das Kaufargument für internationale Investoren lieferte. Nachdem der DAX im Januar 2025 mit dem Dreizehnfachen der erwarteten Gewinne für das Jahr bewertet wurde, ist diese Kennziffer inzwischen auf 16 gestiegen.
Neben dem Gewinnwachstum der Unternehmen unterstützte die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank mit ihrem Zinssenkungszyklus vor allem im ersten Halbjahr die gute Stimmung am Aktienmarkt. Aktuell wird von der EZB keine weitere Zinssenkung bis Mitte kommenden Jahres erwartet. Ob sie dann erneut senkt, oder ob der nächste Schritt eine Zinserhöhung wird, bleibt abzuwarten.
Wall Street spannende Alternative
Momentan sprechen einige Argumente für ein Investment an der Wall Street. Mit Blick auf die US-Notenbank wird hier mit bis zu zwei Zinssenkungen im laufenden Jahr gerechnet, bis Ende kommenden Jahres sogar mit vier Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte. Zinssenkungen sprechen in der Regel für eine Schwächung der Währung, im Dollar dürfte vieles davon eingepreist sein. Er fiel seit Jahresultimo bereits 13 Prozent gegenüber dem Euro. Die große Frage lautet daher: Wie entwickelt sich der Dollar in den kommenden Monaten? Die jüngste Schwäche im Greenback hat die an der Wall Street investierten Euro-Anleger viel Performance gekostet. Während die Nasdaq in diesem Jahr bisher 17 Prozent zulegte, sind es mit Blick auf die Euro-Stärke unter dem Strich gerade nur plus 4 Prozent, die bei einem Verkauf erzielt würden.
Auf die US-Aktienmärkte entfallen rund 50 Prozent der globalen Marktkapitalisierung, mit den sogenannten glorreichen Sieben, namentlich Alphabet, Apple, Amazon, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla, sind fast alle Weltmarktführer aus dem Technologiebereich an der Wall Street zu Hause.
In jüngster Zeit war zudem der Trend zu beobachten, dass Unternehmen aus Europa ein Listing in New York anstreben oder gleich an die Wall Street gehen, wie Linde und Biontech aus Deutschland. Die Unternehmenskultur dort ist auf eine starke Corporate Governance und die Interessen der Aktionäre durch Aktienrückkäufe, Dividenden und leistungsabhängige Vergütung ausgerichtet.
Auch wenn einige US-Techs momentan als bereits "teuer" tituliert werden, zeichnet sich kein Ende des KI-Hypes ab. In die aktuellen Zukunftsthemen wie Robotik, Raumfahrt oder Quantencomputing werden in den USA hunderte Milliarden Dollar investiert, durch Unternehmer, Unternehmen und den Staat. Die benötigte Energie ist dort wesentlich billiger. Um das Vorhandensein wichtiger Bausteine der Technologien, wie eben Seltene Erden, kümmert sich dort US Präsident Trump persönlich.
Analysten haben im vergangenen Quartal die Gewinnerwartungen für fünf von sechs Nasdaq-Unternehmen nach oben revidiert. Die Schätzungen der Analysten erwarten für das laufende Jahr für die S&P-500-Unternehmen ein Gewinnplus von 8 bis 10 Prozent. Mit Blick auf das Jahr 2026 geht Grant Bowers, Portfoliomanager bei Franklin Templeton, davon aus, dass die Gewinne und die Gewinnmargen noch schneller steigen werden, denn US-Unternehmen dominierten in vielen margenstarken Sektoren, die von KI-bedingten Produktivitätsverbesserungen profitierten.
Der Shutdown und die Fed
Seit dem gestrigen Mittwoch befindet sich Washington im sogenannten Government Shutdown. In den vergangenen rund 40 Jahren kam es zwanzigmal zu einem solchen Ereignis, damit ist das Event für den Kapitalmarkt weder neu, noch trat es überraschend auf. Am 1. Oktober begann dort das neue Fiskaljahr, allerdings konnten sich Republikaner und Demokraten nicht über die Ausgabenbefugnis einigen. Damit werden zunächst nicht systemrelevante Bundesbeschäftigte nach Hause geschickt. Damit fallen bestimmte staatliche Dienstleistungen weg. Unter anderem dürfte am morgigen Freitag der Arbeitsmarktbericht ausfallen, auch Inflationszahlen werden zunächst nicht veröffentlicht werden. Diese Situation ist nichts Neues, der Kapitalmarkt reagierte recht gelassen auf die Situation. Der S&P-500 wie die Nasdaq stiegen bereits am selben Tag auf neue Rekordhochs.
Die nächste Zinsentscheidung der US-Notenbank steht für den 29. Oktober auf der Agenda, bis dahin vergehen noch knapp vier Wochen. Der längste Shutdown in der US-Geschichte fand ebenfalls unter US-Präsident Donald Trump statt und dauerte 35 Tage. Damit besteht die theoretische Option, dass den Notenbankern bei ihrer nächsten Sitzung viele einordnende Daten einfach fehlen. Allerdings belegte der ADP-Bericht vom Vortag, was bereits aus den jüngsten Arbeitsmarktdaten abzulesen war. Während die US-Wirtschaft brummt, werden weniger Angestellte benötigt - was bereits auf den Einsatz von KI hindeuten könnte. Gegenüber dem erwarteten Beschäftigungsplus in der US-Privatwirtschaft kam es zu einem Abbau von 32.000 Stellen, das war bereits der dritte Stellenabbau in vier Monaten. An der Erwartung einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank um 25 Basispunkte Ende des Monats hat dies nichts geändert. Die Marktzinsen kamen lehrbuchmäßig etwas zurück. Von daher sieht bisher, trotz Shutdown, vieles nach "business as usual" aus.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/thl/cln
(END) Dow Jones Newswires
October 02, 2025 02:35 ET (06:35 GMT)

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