11.01.2018 22:11:43

MÄRKTE USA/Wall Street nimmt Rekordjagd eindrucksvoll wieder auf

Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Der Rücksetzer des Vortages an der Wall Street ist nur eine kurze Episode geblieben: Denn schon am Donnerstag nahm der US-Aktienmarkt seine Rekordjagd wieder auf - Dow, S&P-500 und Nasdaq-Composite markierten weitere Allzeithochs, ebenso der Kleinwerteindex Russell 2000. Der marktbreite S&P-500 verbuchte die längste Gewinnphase zum Jahresstart seit 1964. In sieben der bislang acht Sitzungen 2018 legte der Index zu. Angeführt wurde das Tableau von Aufschlägen im Energiesektor, nachdem die Erdölpreise auf ein frisches Dreijahreshoch gesprungen waren. Der Subindex der Branchentitel rückte um 2,0 Prozent vor. Der Dow-Jones-Index gewann 0,8 Prozent auf 25.575 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite fügten 0,7 bzw. 0,8 Prozent hinzu. Umgesetzt wurden an der NYSE 827 (Mittwoch: 810) Millionen Aktien. 2.292 (1.141) Kursgewinnern standen 684 (1.800) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 92 (118) Titel.

"Anleger sind derzeit euphorisch. Diese Stimmung verschwindet nicht einfach über Nacht. Dafür braucht es eine Serie negativer Konjunkturdaten, aber kurzfristig ist alles in Ordnung", fing Portfolioverwalter Bret Chesney von Alpine Global die Stimmung am Aktienmarkt ein. Schwache Arbeitsmarktdaten reichten dabei für einen Stimmungsumschwung nicht aus. Denn in der Vorwoche hatten etwas mehr US-Bürger erstmals einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt als erwartet. Unterstützung kam indes vom Rentenmarkt, wo sich die Lage entspannte und ein Unsicherheitsfaktor für Aktien damit entfiel. Medienberichte, wonach China den Kauf von US-Anleihen einschränken oder gar einstellen wolle, hatten zu einem weltweiten Anstieg der Anleihezinsen geführt. Am Donnerstag bezeichnete Peking diese Berichte aber als unzutreffend.

Zentrales Thema an den US-Finanzmärkten blieb die Inflation. Anleger warteten daher gespannt auf die US-Verbraucherpreise am Freitag. Die Teuerung ist eines der Hauptkriterien, an denen die US-Notenbank ihre Geldpolitik ausrichtet. Am Donnerstag lieferten Daten zu den Erzeugerpreisen einen Vorgeschmack und keinerlei Anzeichen für eine anziehende Geldentwertung - die Teuerung schwächte sich stattdessen im Dezember auf Erzeugerebene ab, Volkswirte hatten einen leichten Anstieg prognostiziert. Der Präsident der US-Notenbankfiliale von New York, William Dudley, plädierte indes für weitere Zinserhöhungen und warnte vor einem Überhitzen der Konjunktur.

Falkenhafte EZB-Töne treiben Euro

Am Devisenmarkt erholte sich der Dollar mit dem Dementi aus China nur kurz, ehe der Euro einen kräftigen Schub aus Frankfurt erhielt. Aus dem Sitzungsprotokoll der Europäischen Zentralbank (EZB) ging hervor, dass die Notenbanker wegen der verbesserten Inflationsaussichten die Kommunikation stärker auf die Leitzinsen ausrichten wollen, während die schon stark verringerten Anleihekäufe an Bedeutung verlieren sollen. Händler sprachen von einem klaren Signal, dass auch in Europa die Zeit der ultralockeren Geldpolitik langsam auslaufe. Die Wirtschaft der Eurozone sei robust und ermögliche eine schnellere Gangart. Der Euro zog daraufhin von Kursen um 1,1940 Dollar steil an auf rund 1,2029 Dollar im späten US-Geschäft. Der ICE-Dollarindex reduzierte sich um 0,4 Prozent - vor allem wegen der Euro-Aufwertung.

Auktion stützt US-Rentenmarkt

An den europäischen Rentenmärkten stiegen mit dem EZB-Protokoll die Renditen. In den USA fielen sie dagegen im späten Handel, nachdem eine Auktion 30-jähriger US-Langläufer auf eine unerwartet kräftige Nachfrage gestoßen war. "US-Anleihen bleiben gefragt", sagte ein Rentenhändler auch mit Blick auf die China-Schlagzeilen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ermäßigte sich im Gegenzug um 2 Basispunkte auf 2,54 Prozent.

Die Preise für Gold und Öl legten mit dem schwachen Dollar zu. Für die Feinunze Gold ging es um 0,4 Prozent auf 1.322 Dollar nach oben und damit auf den höchsten Stand seit Mitte September. Das Edelmetall profitierte auch von politischen Unwägbarkeiten. Nachdem US-Präsident Donald Trump seine Steuerreform durchgesetzt habe, könnte er sich nun verstärkt auf eine protektionistischere Handelspolitik konzentrieren, befürchteten Beobachter mit Blick auf eine mögliche Kündigung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens. Gestützt wurde das Edelmetall aber auch von den Großhandelspreisen, die 2017 auf das höchste Niveau seit sechs Jahren geklettert waren.

Das zentrale Thema am Ölmarkt stellten mögliche neue US-Sanktionen gegen den Iran, die den Ölexport des Landes beschränkten. Präsident Trump wird noch in dieser Woche entscheiden, ob neue Sanktionen verhängt werden. Gestützt werde der Ölpreis aber auch von den jüngst gesunkenen US-Vorräten und einer geringeren Ölförderung in den USA sowie in Venezuela, sagt ein Rohstoffanalyst. "Die Ölschwemme, von der viele sagten, sie werde niemals verschwinden, hat sich ganz offiziell verflüchtigt", ergänzte Händler Phil Flynn von Price Futures. Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 63,80 Dollar. Der Preis für Brentöl legte um 0,1 Prozent auf 69,26 Dollar zu - im Tageshoch hatte der Preis über die 70-Dollarmarke gelugt.

Ölwerte gesucht

Mit den höchsten Ölpreisen seit drei Jahren waren die entsprechenden Branchenaktien gesucht: Im Dow legten Chevron und Exxon Mobil um 3,0 bzw. 1,0 Prozent zu. Ansonsten stiegen im Sektor Anadarko Petroleum um 5,6 Prozent, Chesapeake Energy um 4,8 Prozent, Hess um 3,2 Prozent und Pioneer Natural Resources um 3,1 Prozent.

Die Xerox-Aktie legte um 5,0 Prozent zu. Laut informierten Kreisen verhandelt der US-Drucker- und Kopiererkonzern mit der japanischen Fujifilm Holdings über verschiedene mögliche Transaktionen, die einen Kontrollwechsel bei Xerox einschließen können. Eine Komplettübernahme von Xerox stehe dabei aber nicht zur Debatte.

Der Optimismus unter Fluggesellschaften in den USA hielt an: Nach zahlreichen Wettbewerbern hatte nun auch der Billigflieger JetBlue Airways seine Viertquartalsprognose angehoben. Die Aktie zog um 3,5 Prozent an. Der Kurs von Delta Air Lines kletterte um 4,8 Prozent, nachdem die Fluggesellschaft mit Umsatz und Gewinn im vierten Quartal die Markterwartungen übertroffen hatte.

DST Systems verteuerten sich um 5,0 Prozent. Der Datenverarbeiter stimmte seiner Übernahme durch SS&C Technologies zu. Der Umfang der Transaktion einschließlich Schulden betrug 5,4 Milliarden Dollar. SS&C stiegen um 5,6 Prozent.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 25.574,73 0,81 205,60 3,46

S&P-500 2.767,56 0,70 19,33 3,51

Nasdaq-Comp. 7.211,78 0,81 58,21 4,47

Nasdaq-100 6.708,49 0,69 45,83 4,88

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 1,98 0,8 1,97 77,9

5 Jahre 2,33 0,0 2,33 40,5

7 Jahre 2,46 -0,9 2,47 21,6

10 Jahre 2,54 -1,5 2,56 9,5

30 Jahre 2,87 -3,2 2,90 -19,8

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:32 Mi, 17:20 % YTD

EUR/USD 1,2032 +0,75% 1,1942 1,1971 +0,2%

EUR/JPY 133,82 +0,20% 133,56 133,39 -1,1%

EUR/CHF 1,1744 +0,24% 1,1716 1,1710 +0,3%

EUR/GBP 0,8889 +0,39% 0,8854 1,1292 -0,0%

USD/JPY 111,22 -0,54% 111,83 111,41 -1,3%

GBP/USD 1,3537 +0,37% 1,3488 1,3518 +0,2%

Bitcoin

BTC/USD 13.445,27 -6,96% 13.659,96 14.565,74 -6,40

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 63,57 63,57 0% 0,00 +5,2%

Brent/ICE 69,15 69,20 -0,1% -0,05 +3,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.322,15 1.316,85 +0,4% +5,30 +1,5%

Silber (Spot) 16,99 16,98 +0,1% +0,01 +0,3%

Platin (Spot) 985,50 971,40 +1,5% +14,10 +6,0%

Kupfer-Future 3,22 3,22 -0,2% -0,01 -2,2%

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Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf

(END) Dow Jones Newswires

January 11, 2018 16:12 ET (21:12 GMT)

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