15.05.2018 18:30:43

MÄRKTE USA/Starker Renditeanstieg bremst Aktien aus und treibt Dollar

NEW YORK (Dow Jones)--Der starke Anstieg der Anleiherenditen in Reaktion auf gut ausgefallene Konjunkturdaten drückt am Dienstag dem Geschehen an der Wall Street den Stempel auf. Nach zuletzt acht Handelstagen in Folge mit Aufschlägen geht es für die Indizes deutlicher nach unten. Die Zehnjahresrendite liegt bei 3,06 Prozent und damit 6 Basispunkte höher als am Vortag. Das ist zugleich der höchste Stand seit Juni 2011. Am Devisenmarkt reagiert der Dollar schulbuchmäßig mit Gewinnen auf breiter Front.

Der steigende Renditevorsprung von US-Anleihen gegenüber europäischen oder japanischen beschert dem Dollar Zulauf. Verstärkend kommt hinzu, dass neue Konjunkturdaten aus der Eurozone eher enttäuschend ausgefallen sind. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass dort die Zinsen niedrig bleiben.

Auch die Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung der Verspannungen zwischen den USA und China sorgen für eine geringere Nachfrage nach den als sicher geltenden US-Anleihen; auch das treibt die Renditen nach oben. Zwar sei es noch ein weiter Weg bis zu einer Einigung, doch gebe es Hoffnung, dass China Zollerleichterungen für Agrarprodukte anbieten könne im Tausch gegen Hilfe der USA, den wegen eines Zulieferbanns existenzbedrohten chinesischen Telekomriesen ZTE wieder ins Geschäft zu bringen, heißt es im Handel.

Der Dow-Jones-Index verliert 1,0 Prozent auf 24.659 Punkte. Der S&P-500 fällt um 0,9 Prozent und die Nasdaq-Indizes geben noch etwas stärker nach. Dass neue Konjunkturdaten aus China insgesamt gemischt ausgefallen sind, drückt zusätzlich leicht auf die Stimmung der Anleger. Der neuen monatlich erstellten Umfrage der Bank of America Merrill Lynch unter Fondsmanagern zufolge, glaubt derweil nur 1 Prozent, dass die globale Wirtschaft auf Sicht von 12 Monaten zulegen wird. Das ist das niedrigste Niveau seit Februar 2016.

"Es ist Zeit für eine Konsolidierung, doch das ändert nichts am weiterhin herrschenden Aufwärtstrend", relativiert Analyst Konstantinos Anthis von ADS die negative Tagestendenz. Marktstratege Quincy Krosby von Prudential Financial spricht von einer "nur natürlichen" Marktreaktion nach der vorangegangenen Gewinnserie.

Der Euro verbilligt sich von Tageshochs um 1,1940 auf 1,1863 Dollar, lag im Tief aber auch schon bei 1,1820. Zugleich kostet der Dollar 110,23 Yen, verglichen mit 109,75 am Vorabend. Das sind die höchsten Dollarstände seit Dezember 2017 bzw seit Januar 2018. Auch zum Pfund zieht der Dollar kräftig an.

Goldpreis auf Siebenmonatstief

Die US-Einzelhandelsumsätze für April sind zwar zum Vormonat wie erwartet um 0,3 Prozent gestiegen, der Vormonatswert wurde aber deutlich nach oben revidiert. Außerdem lag das New Yorker Konjunkturbarometer Empire State Manufacturing Index im Mai deutlich über der Prognose. Auch neue Daten vom US-Häusermarkt sind besser als gedacht ausgefallen. Die in Summe guten Daten befeuern Spekulationen über möglicherweise schneller als bislang erwartet steigende US-Leitzinsen und treiben damit die Renditen und den Dollar.

Für den Aktienmarkt sind es aber eher ungünstige Nachrichten, weil damit Rentenpapiere relativ zu Aktien an Attraktivität gewinnen und sich außerdem die Finanzierung für die Unternehmen verteuert. Ein weiterer Leidtragender der jüngsten Entwicklung ist das Gold, das selbst keine Zinsen abwirft. Der Preis der Feinunze verbilligt sich um rund 19 Dollar oder 1,4 Prozent auf 1.294 Dollar, den niedrigsten Stand seit sieben Monaten. Weil das Gold international in Dollar gehandelt wird, setzt auch der festere Dollar dem Goldpreis zu.

Home Depot unter Druck

Am Aktienmarkt verzeichnet der Subindex der Halbleiteraktien das größte Minus, er verliert 1,9 Prozent. Dahinter kommen die Einzelhandelstitel mit einem Abschlag von 1,1 Prozent. Hier belastet vor allem das Minus bei Home Depot von 1,9 Prozent. Die US-Baumarktkette hat im ersten Quartal ihren Gewinn zwar stärker als erwartet gesteigert, beim Umsatz aber enttäuscht. Weil die Aktie seit Jahresbeginn ein Plus von 21 Prozent zu verzeichnen habe, würden hier auch gewinne mitgenommen, sagen Händler. Der Kurs des Konkurrenten Lowe's büßt 0,6 Prozent ein.

Die Symantec-Aktie setzt ihre Erholung fort und gewinnt 1,6 Prozent. Schon am Vortag war es um knapp 10 Prozent nach oben gegangen, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, dass es sich zu dem Vorwurf der Bilanzierungsunregelmäßigkeiten äußern werde, mit dem ein ehemaliger Mitarbeiter die Aktie in der vergangenen Woche auf Talfahrt geschickt hatte. Nach Börsenschluss teilte Symantec dann mit, dass die betroffenen Zahlenausweise wohl nur geringfügig angepasst werden müssten.

Agilent Technologies rutschen um fast 9 Prozent ab. Der Hersteller von medizinischen Geräten hat mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen zwar erfüllt, liegt mit seinem Ausblick aber knapp darunter.

Die Tesla-Aktie verliert 3,6 Prozent. Der mit Produktionsproblemen kämpfende US-Elektrobauer will die Unternehmenskultur ändern und schnell mehr Leute einstellen. Unternehmenschef Elon Musk schrieb seinen Beschäftigten, er habe eine "grundlegende Umstrukturierung" eingeleitet. Dazu zähle vor allem eine flachere Hierarchie, um die Kommunikation zu verbessern. Tesla gelingt es bislang nicht, wie geplant pro Woche 5000 Model-3-Autos zu bauen. Mit dem Modell will Musk den Massenmarkt erobern. Stimmungsbelastend dürfte daneben wirken, dass in der Schweiz ein Autofahrer mit seinem Tesla-Elektroauto tödlich verunglückt ist. Der Wagen fing Feuer, die mögliche Ursache könne eine Überhitzung der Batterie gewesen sein, teilte die zuständige Feuerwehr laut Schweizer Nachrichtenagentur SDA mit.

Ölpreise leiden unter Dollar

Die Ölpreise kommen von ihren Tageshochs etwas zurück, auch hier macht sich - ähnlich wie beim Gold - der feste Dollar negativ bemerkbar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fällt um 0,4 Prozent auf 70,66 Dollar.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 24.659,08 -0,97 -240,33 -0,24

S&P-500 2.706,36 -0,87 -23,77 1,22

Nasdaq-Comp. 7.334,26 -1,04 -77,05 6,24

Nasdaq-100 6.868,13 -1,38 -96,25 7,37

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,56 1,3 2,55 135,8

5 Jahre 2,90 3,8 2,86 97,7

7 Jahre 3,02 5,3 2,97 77,4

10 Jahre 3,06 6,0 3,00 61,4

30 Jahre 3,19 5,9 3,13 12,5

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:27 Uhr Mo, 18:39 % YTD

EUR/USD 1,1863 -0,53% -0,0503 1,1973 -1,3%

EUR/JPY 130,82 -0,00% 0,2242 131,13 -3,3%

EUR/CHF 1,1856 -0,62% 0,0176 1,1951 +1,2%

EUR/GBP 0,8779 -0,20% 0,0589 1,1345 -1,3%

USD/JPY 110,27 +0,52% 0,2653 109,52 -2,1%

GBP/USD 1,3512 -0,34% -0,1007 1,3584 0%

Bitcoin

BTC/USD 8.561,72 -3,3% -0,72 8.825,43 -37,3%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 70,72 70,96 -0,3% -0,24 +17,8%

Brent/ICE 78,75 78,23 +0,7% 0,52 +20,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.292,03 1.313,57 -1,6% -21,55 -0,8%

Silber (Spot) 16,27 16,52 -1,6% -0,26 -4,0%

Platin (Spot) 898,95 910,50 -1,3% -11,55 -3,3%

Kupfer-Future 3,05 3,08 -1,2% -0,04 -8,3%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos/ros

(END) Dow Jones Newswires

May 15, 2018 12:31 ET (16:31 GMT)

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