28.02.2020 15:55:43
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MÄRKTE EUROPA/Verkaufsdruck dauert an - auch Wall Street wird abverkauft
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Verkaufsdruck an Europas Börsen dauert am Freitagnachmittag an. Weiterhin liefern die Ausbreitung des Coronavirus und die zu erwartenden Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum sowie die Lieferketten den Grund für den Abverkauf. Für Beunruhigung sorgt zudem, dass sich das Virus in Südkorea schneller ausbreitet als zuvor in China. Auch in Europa nimmt die Zahl der Infizierten weiter zu.
Der DAX gibt um 4,5 Prozent auf 11.806 Punkte nach. Im Tagestief hatte der Index sogar schon bei 11.724 Punkten gelegen. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 4,3 Prozent auf 3.307 Punkte nach unten. An der Wall Street setzt sich der aggressive Ausverkauf der vergangenen Tage fort. Dieser geht in seiner Schnelligkeit noch über den der Finanzkrise hinaus.
"Spätestens seit dem letzten Wochenende hat Corona aufgehört, ein reines China-Problem zu sein", urteilt Neil Robson, globaler Aktien-Chef bei Columbia Threadneedle. Ein erheblicher Teil des Verbrauchsrückgangs werde sogar für immer verloren gehen. Das Abrutschen in eine Rezession hält er daher für möglich.
Die Deutsche Bank geht in ihrem Basisszenario für die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einlagensatz um 10 bis 20 Basispunkte senken wird. Chefvolkswirt David Folkerts-Landau sagte in einer Telefonkonferenz, die US-Notenbank dürfte ihren Fed-Funds-Zielsatz um 50 bis 75 Basispunkte reduzieren. "In unserem zentralen Szenario erwarten wir, dass die Zahl der am Coronavirus Erkrankten weltweit auf drei Millionen steigt und dass 30.000 Menschen daran sterben", sagte Folkerts-Landau.
BASF glaubt nicht an Ausgleich der Coronavirus-Belastungen
Die Sorge um die Auswirkungen des Coronavirus bleibt das Hauptthema für den Luftfahrtsektor. Als "sehr deutlich" stufen Analysten die Aussagen des britischen Luftfahrtkonzerns IAG ein. Nicht nur, dass die Ausbreitung des Virus den Flugverkehr nach Asien und in Europa zunehmend belaste. Weltweit sei bereits zu spüren, dass Geschäftskunden aufgrund von Stornierungen von Veranstaltungen oder wegen allgemeiner Reisebeschränkungen durch den Arbeitgeber vermehrt ausblieben.
IAG geben trotz ordentlicher Zahlen um 5,2 Prozent nach. Easyjet halten sich minus 0,2 Prozent überraschend gut. Die Billigfluggesellschaft hatte am Morgen gemeldet, dass angesichts einer geringeren Nachfrage infolge des Coronavirus-Ausbruchs Flüge gestrichen und zudem Sparmaßnahmen eingeleitet werden. Lufthansa und die niederländische KLM haben zuvor bereits Sparpläne angekündigt. Lufthansa verlieren 4,1 Prozent, Air France-KLM 5,7 Prozent.
Die Zahlen und Aussagen von BASF kommen im Handel nicht gut an. "Die sagen genau das, was der Markt nicht hören wollte", so ein Händler: BASF geht nicht davon aus, dass die Belastungen durch das Coronavirus im Jahresverlauf wieder vollständig ausgeglichen werden. "Damit wird auch die Hoffnung auf eine V-förmige Erholung zunichte gemacht", meint der Marktteilnehmer. BASF sieht das Wachstum der globalen Chemieproduktion bei 1,2 Prozent und damit deutlich unter dem Niveau von 2019 mit 1,8 Prozent. BASF geben um 5 Prozent nach.
Munich Re erfüllt die Erwartungen nicht
Konjunkturwerte stehen auf ganzer Breite unter Druck. Siemens fallen um 4,3 Prozent, MTU um 4,8 Prozent, Airbus um 5,9 Prozent und Infineon um 4,8 Prozent. Auch Autowerte werden abverkauft. Noch schlimmer trifft es einige Small Caps. Aufgrund ihrer geringeren Liquidität fallen die Verluste über alle Branchen noch höher aus: So brechen Varta um 7,4 Prozent ein.
Auch für Munich Re geht es kräftig nach unten um 2,7 Prozent. Hier hat der Nettogewinn laut den Analysten der Citi die Konsenserwartung verfehlt. Die Großschäden seien insgesamt höher ausgefallen. Allianz geben um 3,4 Prozent nach.
Für die Aktie des italienischen Öl- und Gaserzeugers Eni geht es um 4,5 Prozent nach unten. Deutlicher unterhalb der Markterwartung ist nach Aussage von Marktteilnehmers der bereinigte operative Gewinn ausgefallen, der den Konsens um 9 Prozent verfehlt habe.
Guter Preis für Thyssenkrupp-Aufzugsparte wird nicht honoriert
Gegen den Markt legten Thyssenkrupp anfangs zu, notieren nun allerdings 4,6 Prozent tiefer. Im sich eintrübenden Umfeld habe man die Elevator-Sparte zu einem guten Preis verkauft, heißt es am Markt. Sie geht für 17,2 Milliarden Euro an ein Investorenkonsortium aus RAG-Stiftung, Advent und Cinven. Der Preis ist besser als erwartet, an der Börse wurde nur mit bis zu 16 Milliarden Euro gerechnet.
Die Jahreszahlen des britisch-irischen Baukonzerns CRH fielen gut aus. Die Analysten von Davy Research unterstreichen, dank einer Kombination aus organischem Wachstum und Zukäufen habe CRH eine der stabilsten Bilanzen in der ganzen Branche. Dennoch gibt die Aktie im schwachen Gesamtmarkt um 1,5 Prozent nach.
Freenet fallen um 5,4 Prozent, obwohl das Unternehmen eine stabile Dividende von 1,65 Euro zahlen will, was per Schlusskursbasis am Vortag einer Dividendenrendite von rund 8,5 Prozent entspricht. Die Umsätze sind im Schlussquartal nach Aussage eines Teilnehmers leicht oberhalb der Markterwartung ausgefallen, die Ertragskennziffern dagegen leicht darunter.
Es gibt aber auch Krisengewinner. Drägerwerk steigen 12,7 Prozent. Im Handel wird darauf verwiesen, dass der Medizintechnikanbieter unter anderem Atemmasken produziert. Derweil hat Asklepios nun das schon seit langem für möglich erachtete Übernahmeangebot für Rhön-Klinikum vorgelegt. "Asklepios macht sich offenbar den Kursverfall der Rhön-Klinikum-Aktie zunutze", sagt ein Händler. Asklepios bietet 18 Euro je Rhön-Klinikum-Aktie.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.306,97 -4,31 -148,95 -11,70
Stoxx-50 3.047,46 -4,27 -135,91 -10,45
DAX 11.806,27 -4,54 -561,19 -10,89
MDAX 25.181,78 -3,87 -1014,99 -11,06
TecDAX 2.823,08 -4,05 -119,13 -6,36
SDAX 11.262,33 -3,03 -352,44 -9,99
FTSE 6.516,47 -4,12 -279,93 -9,89
CAC 5.269,46 -4,11 -226,13 -11,85
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite -0,62 -0,07 -0,86
US-Zehnjahresrendite 1,18 -0,09 -1,50
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:20 Do, 17:20 Uhr % YTD
EUR/USD 1,0966 -0,33% 1,0996 1,0975 -2,2%
EUR/JPY 119,05 -1,22% 119,83 120,87 -2,4%
EUR/CHF 1,0607 -0,46% 1,0635 1,0656 -2,3%
EUR/GBP 0,8543 +0,10% 0,8543 0,8529 +0,9%
USD/JPY 108,54 -0,92% 108,94 110,14 -0,2%
GBP/USD 1,2837 -0,43% 1,2869 1,2868 -3,1%
USD/CNH (Offshore) 6,9906 -0,26% 7,0127 7,0068 +0,4%
Bitcoin
BTC/USD 8.639,01 -1,72% 8.756,26 8.915,76 +19,8%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 45,18 47,09 -4,1% -1,91 -25,2%
Brent/ICE 50,76 52,18 -2,7% -1,42 -22,3%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.619,52 1.645,10 -1,6% -25,59 +6,7%
Silber (Spot) 16,91 17,80 -5,0% -0,89 -5,3%
Platin (Spot) 866,35 902,85 -4,0% -36,50 -10,2%
Kupfer-Future 2,53 2,57 -1,7% -0,04 -9,6%
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/cln
(END) Dow Jones Newswires
February 28, 2020 09:55 ET (14:55 GMT)
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