14.06.2018 18:13:44

MÄRKTE EUROPA/Taubenhafte EZB schwächt den Euro - Aktien die Gewinner

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa ging es am Donnerstag steil nach oben. Mit einer solchen Bewegung hatte am Morgen kaum ein Marktteilnehmer gerechnet. Im frühen Handel notierte der DAX im Tief noch bei 12.801 Punkten. Den entscheidenden Impuls lieferte die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) um 13.45 Uhr MESZ. Die Notenbank legte einen Fahrplan vor, nach dem sie ihre expansive Geldpolitik zurückfahren wird.

Ab Oktober dieses Jahres wird das Anleihekaufprogramm auf dann 15 Milliarden Euro monatlich halbiert und zum Ende des Jahres beendet. Der Ausblick, wonach die Europäische Zentralbank die Leitzinsen mindestens bis Ende des Sommers 2019 auf dem aktuellen Niveau lassen will, wurde an der Börse als "taubenhaft" interpretiert. Dies löste den Abverkauf im Euro aus. Die Zinsstrategen der Nordea gehen nun davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen nicht vor Dezember 2019 anheben wird.

EZB beendet geldpolitisches Experiment

"Das Ende des größten geldpolitischen Experiments in der zwanzigjährigen Geschichte der Europäischen Zentralbank ist in greifbare Nähe gerückt" heißt es von der NordLB. Gleichwohl gab die EZB einen sehr "dovishen" Zinsausblick, womit die erste Zinserhöhung frühestens im zweiten Halbjahr 2019 zu erwarten ist. Dies schickte Staatsanleiherenditen und den Euro auf Talfahrt. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel um 5 Basispunkte auf 0,43 Prozent. Der Euro stürzte im Tagesverlauf über 2 Cent auf 1,1635 Dollar.

Dies wirkte wie ein Turbo für den Aktienmarkt. Der DAX eroberte in der Folge die 13.000er Marke zurück und schloss 1,7 Prozent höher bei 13.107 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 gewann 1,4 Prozent auf 3.527 Punkte.

VW schüttelt Milliarden-Strafe locker ab

Auf ein leicht positives Echo stieß die Bußgeldstrafe von 1 Milliarde Euro, die VW zur Beilegung der strafrechtlichen Ermittlungen wegen der Dieselmanipulationen zahlt. Die verhängte Strafe ist höher als von Jefferies erwartet, aber insgesamt auch bescheiden mit Blick auf die Belastung je Aktie. Die europäischen Automobilhersteller profitierten alle von dem schwachen Euro, der Sektor legte im Schnitt um 1,7 Prozent zu. VW belegten mit einem Plus von 2,2 Prozent einen Spitzenposition.

Auch der Anpfiff zur Fußball-Weltmeisterschaft bewegt die Kurse, rückt sie doch die Schuhe aus Herzogenaurach ins Bild. So schlossen Adidas 2 Prozent höher, Puma legten um 4,3 Prozent zu.

H&M nach Persson-Dementi zu Buyout-Plänen schwach

Die Aktien der Bekleidungskette Hennes und Mauritz (H&M) fielen an der Stockholmer Börse um 2,7 Prozent. Hintergrund waren Aussagen des H&M-Chairmans Stefan Persson im Gespräch mit der schwedischen Zeitung Breakit, keine Buyout-Pläne mit Blick auf das Bekleidungsunternehmen zu haben. Auslöser der Spekulationen waren verstärkte Aktienkäufe von Persson in den vergangenen Wochen. Laut der Internetseite von H&M besitzt die Persson-Familie 44,9 Prozent der H&M-Anteile und verfügt über 73,2 Prozent der Stimmrechte.

Die Aktie von Aveva gehörte mit einem Plus von 12 Prozent zu den größten Gewinnern in Europa. Die Analysten von Numis lobten die Zahlen, die beim Umsatz und EBIT über den Erwartungen ausgefallen sind. Die erwarteten Synergien aus dem Zusammenschluss mit Schneider Electric beziffert Aveva mit 25 Millionen Pfund bis März 2020, die Analysten hatten dagegen nur mit 10 Millionen gerechnet. Auch die Kollegen der UBS loben die Zahlen und den Ausblick.

Für Unilever ging es an der Londoner Börse um 2,8 Prozent nach unten. Finanzvorstand Graeme Pitkethly erklärte auf einer Investorenkonferenz in Paris, dass die Aktie des Unternehmens nach der Reform der Rechtsstruktur und dem Umzug nach Rotterdam - bislang hat Unilever zwei Hauptsitze in Rotterdam und London -, wohl nicht mehr im FTSE-Leitindex vertreten sein wird. Daneben warnte Pitkethly vor einer schwächeren Geschäftsentwicklung. Das Umsatzwachstum im ersten Halbjahr werde unterhalb des Jahresziels von 3 bis 5 Prozent liegen.

Gewinnwarnungen von Gerry Weber und Cropenergies

Für die Aktie von Gerry Weber ging es um 5,3 Prozent abwärts. Nach einem Gewinneinbruch in den ersten sechs Monaten hat das Modeunternehmen den Ausblick für das laufende Jahr drastisch nach unten genommen. Nach Einschätzung eines Teilnehmers zeigt die Gewinnwarnung, dass die Gerry-Weber-Aktie weiterhin nicht investierbar sei.

Die Aktie von Cropenergies gab nahezu alle jüngst gesehenen Gewinne wieder ab und notierte 13,3 Prozent im Minus. Obwohl das Unternehmen mit steigenden Ethanolpreisen im Laufe des Jahres rechnet, hat es den Umsatz- wie auch den Ergebnisausblick gesenkt. Auffallend war, dass sich die Aktie des Wettbewerbers Verbio mit einem Aufschlag von 0,3 Prozent sehr stabil zeigte.

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. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Europa Euro-Stoxx-50 3.527,11 +47,55 +1,4% +0,7%

. Stoxx-50 3.120,67 +41,95 +1,4% -1,8%

. Stoxx-600 393,04 +4,79 +1,2% +1,0%

Frankfurt XETRA-DAX 13.107,10 +216,52 +1,7% +1,5%

London FTSE-100 London 7.765,79 +62,08 +0,8% +0,2%

Paris CAC-40 Paris 5.528,46 +75,74 +1,4% +4,1%

Amsterdam AEX Amsterdam 567,53 +3,58 +0,6% +4,2%

Athen ATHEX-20 Athen 2.053,22 +25,76 +1,3% -1,4%

Brüssel BEL-20 Bruessel 3.830,53 +16,60 +0,4% -3,7%

Budapest BUX Budapest 36.654,57 +785,98 +2,2% -6,9%

Helsinki OMXH-25 Helsinki 4.319,31 +26,32 +0,6% +10,2%

Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 116.354,08 +1233,57 +1,1% -17,5%

Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 978,92 +8,58 +0,9% -4,4%

Lissabon PSI 20 Lissabon 5.683,46 -5,65 -0,1% +5,4%

Madrid IBEX-35 Madrid 9.957,70 +58,60 +0,6% -0,9%

Mailand FTSE-MIB Mailand 22.486,32 +270,14 +1,2% +1,7%

Moskau RTS Moskau 1.140,97 -6,60 -0,6% -1,2%

Oslo OBX Oslo 826,67 +2,94 +0,4% +11,3%

Prag PX Prag 1.075,38 -6,64 -0,6% -0,3%

Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.588,00 +16,93 +1,1% +0,7%

Warschau WIG-20 Warschau 2.238,39 -0,55 -0,0% -9,1%

Wien ATX Wien 3.375,82 +18,55 +0,6% -1,6%

Zürich SMI Zuerich 8.690,83 +56,22 +0,7% -7,4%

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:03 Mi, 17.20 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1630 -1,38% 1,1806 1,1772 -3,2%

EUR/JPY 128,50 -1,19% 129,85 129,97 -5,0%

EUR/CHF 1,1565 -0,46% 1,1623 1,1600 -1,2%

EUR/GBP 0,8730 -0,99% 0,8812 1,1359 -1,8%

USD/JPY 110,47 +0,20% 110,04 110,40 -1,9%

GBP/USD 1,3324 -0,40% 1,3397 1,3372 -1,4%

Bitcoin

BTC/USD 6.408,81 +1,7% 6.509,87 6.477,48 -53,1%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,66 -0,61 -0,04

Deutschland 10 Jahre 0,42 0,48 -0,01

USA 2 Jahre 2,57 2,56 0,68

USA 10 Jahre 2,95 2,97 0,54

Japan 2 Jahre -0,14 -0,14 0,00

Japan 10 Jahre 0,04 0,05 -0,01

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 66,69 66,64 +0,1% 0,05 +11,6%

Brent/ICE 75,98 76,74 -1,0% -0,76 +17,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.303,98 1.299,35 +0,4% +4,63 +0,1%

Silber (Spot) 17,20 17,04 +0,9% +0,16 +1,5%

Platin (Spot) 909,75 905,00 +0,5% +4,75 -2,1%

Kupfer-Future 3,22 3,25 -1,0% -0,03 -3,2%

.===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

June 14, 2018 12:14 ET (16:14 GMT)

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