14.11.2018 18:15:43
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MÄRKTE EUROPA/Politische Risiken lasten auf der Stimmung
Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Börsen in Europa haben zur Wochenmitte im Minus geschlossen. Am Morgen belastete zunächst, dass Italien den Haushaltsentwurf für 2019 nicht, wie von der EU gefordert, nachgebessert hat. Daneben missfiel auch das deutsche BIP: Es schrumpfte im dritten Quartal zum Vorquartal erstmals seit 2015 wieder und zudem etwas stärker als von Ökonomen erwartet. Ein Grund für die Schwäche dürften Absatzprobleme der deutschen Autoindustrie gewesen sein, die nach der Einführung eines neuen Abgastestverfahrens eintraten.
Nicht als der große Durchbruch wurde zudem der Brexit-Kompromiss gefeiert, zumal er noch lange nicht in trockenen Tüchern ist. Am Abend entscheidet das britische Kabinett über den ausgehandelten Deal. Bis zum Inkrafttreten der Einigung ist es nach Aussage der Commerzbank noch ein holpriger Weg. Dabei sei nicht etwa die Kabinettssitzung die größte Hürde, sondern die Ratifizierung im britischen Parlament. Mit den politischen Risiken vor Augen blieben die Anleger lieber in Deckung. Der DAX schloss 0,5 Prozent leichter bei 11.413 Punkten, der Euro-Stoxx-50 gab um 0,6 Prozent auf 3.205 Punkte nach.
Aktien und Anleihen in Italien leiden unter Budgetsturheit der Regierung
Die Börsen in Mailand und Athen stellten die Schlusslichter in Europa. In Mailand verlor der FTSE MIB 0,8 Prozent, in Athen ging es für den FTSE/Athex um 1,7 Prozent nach unten. Hintergrund ist die Sorge um die Schuldentragfähigkeit Italiens, nachdem die Regierung in Rom den stark schuldenerhöhenden Haushaltsentwurf nicht nachgebessert hat.
Die EU will eine höhere Neuverschuldung als jene 0,8 Prozent des BIP nicht akzeptieren, welche die Vorgängerregierung in Rom noch geplant hatte. Der aktuelle Entwurf der neuen Mitte-Rechts-Regierung sieht 2,4 Prozent vor. Diese Sorge schlug sich am Anleihemarkt nieder, wo das Renditeniveau anzog. Eine noch höhere Staatsverschuldung weist im Euroraum nur Griechenland auf. Aktien und Anleihen dort wurden daher in Sippenhaft genommen.
Berichtssaison tobt - Wirecard unter Druck
Bei den Einzelunternehmen gab es erneut eine Flut an Geschäftszahlen zu verarbeiten. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck KGaA (Kurs plus 4,8 Prozent) bekam im dritten Quartal den Gegenwind von der Währungsseite zu spüren. Das kräftige organische Umsatzwachstum wurde dadurch gebremst. "Die Zahlen waren gut, und den leicht mauen Ausblick hat die Aktie verdaut", so ein Händler. Zudem konzentriere sich der Markt in den aktuell unsicheren Zeiten auf Pharma-, Telekom-, Nahrungsmittel- und ausgewählte Versorgeraktien.
Schlusslicht im DAX waren Wirecard mit einem Minus von 5,0 Prozent. Händler sprachen von "gemischt ausgefallenen" endgültigen Zahlen des Bezahldienstleisters. Auf den Kurs drückten unter anderem die Wachstumsraten des Transaktionsvolumens, die verglichen mit dem ersten Halbjahr zurückgegangen seien, hieß es im Handel.
Gute Zahlen legten die Versorger vor, Eon zogen um 3,4 Prozent an. Hier haben die bereinigten Gewinnkennziffern die Erwartungen übertroffen und der Ausblick liegt in der oberen Hälfte der bisherigen Spanne. RWE stiegen um 0,8 Prozent.
Autoaktien stellten europaweit den Tagesgewinner. Ihr Stoxx-Subindex schloss 0,8 Prozent im Plus wegen Spekulationen, wonach von US-Präsident Trump angedachte Strafzölle auf US-Autoimporte zunächst womöglich nicht kommen werden.
Personalkarussel belastet Telecom Italia
Die Aktie der Telecom Italia gehörte mit einem Abschlag von 3,2 Prozent zu den schwächsten Werten im Sektor. Negativ wurde gesehen, dass der vom Großaktionär Vivendi gestützte CEO den Telekomkonzern bereits wieder verlassen muss. Amos Genish wurde bereits am Vortag mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Die Instabilität im Vorstand und die davon ausgehende Unsicherheit für den Geschäftsplan werten die Analysten von Morgan Stanley als belastenden Faktor für die Zukunft.
Mediaset brachen in Mailand nach den Zahlen ein, der Kurs fiel um 6,9 Prozent. Das dritte Quartal sei zwar mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, das Unternehmen rechne aber mit Gegenwind bei den Werbeeinnahmen. Ähnliches war zuletzt schon von den Wettbewerbern Prosieben und RTL zu hören gewesen.
Für die Aktie der Raiffeisen Bank International ging es um 3 Prozent nach oben. Dabei profitierte die österreichische Bank nach Aussage der Analysten der DZ Bank von der Konjunkturerholung in Europa. Im dritten Quartal stieg der Nettogewinn auf 417 Millionen Euro nach 357 Millionen Euro zuvor.
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. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung
. stand absolut in % seit
. Jahresbeginn
Europa Euro-Stoxx-50 3.205,36 -19,46 -0,6% -8,5%
. Stoxx-50 2.943,47 -20,38 -0,7% -7,4%
. Stoxx-600 362,27 -2,17 -0,6% -6,9%
Frankfurt XETRA-DAX 11.412,53 -59,69 -0,5% -11,7%
London FTSE-100 London 7.033,79 -19,97 -0,3% -8,2%
Paris CAC-40 Paris 5.068,85 -32,99 -0,6% -4,6%
Amsterdam AEX Amsterdam 527,14 -2,47 -0,5% -3,2%
Athen ATHEX-20 Athen 1.668,72 -29,59 -1,7% -19,9%
Brüssel BEL-20 Bruessel 3.538,83 -9,78 -0,3% -11,0%
Budapest BUX Budapest 39.115,56 +862,91 +2,3% -0,7%
Helsinki OMXH-25 Helsinki 3.956,19 -22,24 -0,6% +1,0%
Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 117.204,76 +974,91 +0,8% -16,9%
Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 926,77 +1,73 +0,2% -9,5%
Lissabon PSI 20 Lissabon 4.955,59 +4,09 +0,1% -8,0%
Madrid IBEX-35 Madrid 9.106,60 -38,80 -0,4% -9,3%
Mailand FTSE-MIB Mailand 19.077,47 -149,05 -0,8% -12,0%
Moskau RTS Moskau 1.117,26 +17,21 +1,6% -3,2%
Oslo OBX Oslo 804,39 -6,26 -0,8% +8,3%
Prag PX Prag 1.084,44 +5,63 +0,5% +0,6%
Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.502,45 -17,81 -1,2% -4,7%
Warschau WIG-20 Warschau 2.231,90 +13,93 +0,6% -9,3%
Wien ATX Wien 3.151,94 +9,40 +0,3% -8,1%
Zürich SMI Zuerich 8.931,20 -84,23 -0,9% -4,8%
DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:57 Di, 17:10 % YTD
EUR/USD 1,1312 +0,12% 1,1295 1,1279 -5,8%
EUR/JPY 128,64 +0,06% 128,66 128,50 -4,9%
EUR/CHF 1,1387 +0,11% 1,1375 1,1376 -2,8%
EUR/GBP 0,8689 +0,25% 0,8694 0,8675 -2,3%
USD/JPY 113,72 -0,09% 113,90 113,97 +1,0%
GBP/USD 1,3021 -0,11% 1,2991 1,3008 -3,6%
Bitcoin
BTC/USD 5.850,06 -7,8% 6.365,90 6.355,10 -57,2%
ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut
Deutschland 2 J. -0,61 -0,61 0,00
Deutschland 10 J. 0,40 0,41 -0,03
USA 2 Jahre 2,87 2,89 0,98
USA 10 Jahre 3,13 3,14 0,72
Japan 2 Jahre -0,15 -0,14 -0,01
Japan 10 Jahre 0,10 0,11 0,05
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 56,73 55,69 +1,9% 1,04 -2,3%
Brent/ICE 66,63 65,47 +1,8% 1,16 +5,3%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.203,12 1.202,30 +0,1% +0,82 -7,7%
Silber (Spot) 14,05 14,00 +0,4% +0,05 -17,1%
Platin (Spot) 830,05 839,50 -1,1% -9,45 -10,7%
Kupfer-Future 2,70 2,69 +0,4% +0,01 -19,5%
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/thl/ros
(END) Dow Jones Newswires
November 14, 2018 12:16 ET (17:16 GMT)
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E.ON sp. ADRs | 11,00 | 0,00% | |
Merck KGaA Sponsored American Deposit Receipt | 27,60 | -0,72% | |
Merck KGaA | 139,95 | 0,32% | |
Raiffeisen | 19,97 | 1,47% | |
Raiffeisen Bank International AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-4 Sh | 4,76 | 0,85% | |
RWE AG (spons. ADRs) | 27,80 | -0,71% | |
RWE AG St. | 28,17 | -0,28% | |
Telecom Italia SPAShs American Deposit Receipt Repr 10 Shs | 3,10 | 0,98% | |
Telecom Italia SPAShs American Deposit Receipt Repr 10 Shs | 2,64 | 0,00% | |
TIM (ex Telecom Italia) | 0,27 | -0,81% | |
Wirecard AG | 0,02 | 0,00% |