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20.06.2023 15:56:51

MÄRKTE EUROPA/Nach Lanxess-Schock wird Covestro zur Kursrakete

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Chemie prägt weiterhin das Geschehen an den Aktienmärkten am Dienstag: Nach dem Schock über die Gewinnwarnung von Lanxess am Vormittag hält nun auch Covestro die Marktteilnehmer in Atem. Der Kurs schießt um 14,4 Prozent nach oben auf 46,05 Euro. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf Kreise schreibt, hat die Abu Dhabi National Oil Company Covestro wegen einer möglichen Übernahme angesprochen. "Vermutlich bereitet sich Abu Dhabi auf die Zeit nach dem Öl vor", so ein Marktteilnehmer. Bis zum frühen Nachmittag waren auch Covestro im Sog von Lanxess stark gefallen. Lanxess brechen aktuell noch um 14,4 Prozent ein. Der DAX hat seine Verluste weitgehend wettgemacht und kann sich mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 16.164 Punkte knapp behaupten, der Euro-Stoxx-50 notiert mit 4.360 Punkten 0,1 Prozent im Minus.

Im DAX fallen im Sog von Lanxess die Aktien von BASF um 2,7 Prozent, im MDAX geben Evonik 2,8 Prozent ab und Wacker Chemie um 4,5 Prozent. In Zürich verlieren Sika 2,1 Prozent. Weil die von Lanxess ausgesendete Schockwelle nur die zyklische Chemie betrifft und weniger konjunkturunabhängigere Branchenwerte wie Air Liquide (+0,4%) oder Symrise (unverändert), hält sich der europäische Stoxx-Chemieindex noch relativ gut. Sein Minus von 0,4 Prozent wird nun von dem der Basic Resources mit 2,1 Prozent Abschlag übertroffen. Thyssenkrupp geben 3,4 Prozent ab, aber auch stark konjunkturabhängige Industrietitel wie Kion und Jungheinrich leiden unter den von Lanxess ausgelösten Konjunkturängsten.

Nachdem zu Wochenbeginn schon Sartorius den Gesundheitssektor mit einer Umsatzwarnung belastete, ist nun mit Lanxess die konjunkturabhängige Chemie betroffen: "Es wirkt ein bisschen, als fällt ein Dominostein nach dem nächsten", sagt ein Händler. Der Markt habe die Dynamik des Abrutschens Deutschlands in die Rezession unterschätzt.

Insbesondere das Ausmaß der Gewinnwarnung des Spezialchemieunternehmens überrascht. Lanxess erwartet nur noch ein bereinigtes operatives Ergebnis von 600 bis 650 Millionen Euro nach bislang 850 bis 950 Millionen. Das liegt deutlich auch unterhalb der schon gesunkenen Konsenserwartung am Markt und Analysten wie die von Warburg halten selbst das gesenkte Ziel für schwer erreichbar. Lanxess spricht von schwacher Nachfrage vor allem aus der Bau- und Elektroindustrie und ist auch im Ausblick skeptisch.

Aktuelle Daten untermauern die Sorgen vor einer Konjunkturschwäche. Der Auftragsbestand in der deutschen Industrie ist im April gefallen und die Erzeugerpreise lagen im Mai nur noch 1 Prozent über dem Vorjahr, während ein Plus von 1,7 Prozent erwartet wurde, verglichen mit noch 4,1 Prozent im April. Dazu tragen zwar niedrigere Energiepreise bei, es deute aber auch auf Nachfrageschwäche hin, heißt es im Handel. Angesichts einer laut Umfragen gefühlten Inflation der Bundesbürger von rund 18 Prozent überrascht deren Konsumzurückhaltung nicht.

Sanofi nach Urteil sehr fest

Auf der anderen Seite steigen der Index der Versorger um 0,6 Prozent und der Index der Pharmaaktien um 0,2 Prozent. Hier gewinnen Sanofi 3,7 Prozent, nachdem ein Schiedsgericht zugunsten des französischen Pharma-Konzerns gegen Boehringer entschieden hat. Sanofi muss nicht für eventuelle finanzielle Forderungen von Klägern in den USA aufkommen, die wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Medikaments Zantac gegen Sodbrennen erhoben wurden.

Bei den Versorgern gewinnen Iberdrola 2 Prozent auf 11,94 Euro, das Unternehmen will mindestens 31 Cent Dividende zahlen, wie ein Marktteilnehmer sagt. Im DAX stehen Eon und RWE auf der Gewinnerseite. Daneben zehen MTU um weitere 1,5 Prozent an und Airbus um 0,5 Prozent.

Dämpfer für die Spekulation um Software AG

Im MDAX fallen Software AG um 1,7 Prozent auf 31,70 Euro. Bain Capital hat im Übernahmekampf um das Softwarehaus das Handtuch geworfen und dient seine Aktien Silver Lake an, die 32 Euro je Aktie bietet. Mit der Andienung schwinde die Hoffnung aus dem Markt, dass Silver Lake das Gebot noch einmal anheben könnte, sagt ein Teilnehmer.

Für UBS geht es um 1,6 Prozent nach unten. Der Markt schließt mögliche Strafzahlungen im Zusammenhang mit der Pleite des Vermögensverwalters Archegos Capital nicht aus. Die Credit Suisse, die vergangene Woche formell von der konkurrierenden UBS übernommen wurde, hatte wegen Archegos den größten Handelsverlust in ihrer 167-jährigen Geschichte erlitten.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 4.359,54 -0,1% -2,84 +14,9%

Stoxx-50 3.996,88 -0,1% -4,76 +9,5%

DAX 16.163,88 -0,2% -37,32 +16,1%

MDAX 26.834,83 -1,3% -348,25 +6,8%

TecDAX 3.183,20 -0,7% -22,97 +9,0%

SDAX 13.463,09 -0,9% -119,69 +12,9%

FTSE 7.587,27 -0,0% -1,21 +1,8%

CAC 7.313,88 -0,0% -0,17 +13,0%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,42 -0,10 -0,15

US-Zehnjahresrendite 3,73 -0,04 -0,15

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:34 Uhr Mo, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,0914 -0,1% 1,0928 1,0927 +2,0%

EUR/JPY 154,45 -0,4% 155,22 155,00 +10,0%

EUR/CHF 0,9806 +0,2% 0,9795 0,9789 -0,9%

EUR/GBP 0,8574 +0,5% 0,8550 0,8539 -3,1%

USD/JPY 141,53 -0,3% 142,04 141,83 +7,9%

GBP/USD 1,2729 -0,5% 1,2781 1,2797 +5,2%

USD/CNH (Offshore) 7,1834 +0,3% 7,1731 7,1643 +3,7%

Bitcoin

BTC/USD 26.843,92 +0,3% 26.814,88 26.401,12 +61,7%

ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 70,20 71,78 -2,2% -1,58 -12,1%

Brent/ICE 75,53 76,09 -0,7% -0,56 -9,8%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 40,20 34,90 +15,2% +5,30 -56,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.932,71 1.947,64 -0,8% -14,94 +6,0%

Silber (Spot) 23,25 23,93 -2,8% -0,68 -3,0%

Platin (Spot) 964,25 978,35 -1,4% -14,10 -9,7%

Kupfer-Future 3,88 3,89 -0,3% -0,01 +1,6%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

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Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

June 20, 2023 09:57 ET (13:57 GMT)

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