MÄRKTE EUROPA/Inflationssorgen halten an

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Nervosität an den europäischen Finanzmärkten bleibt hoch. Die Aktienbörsen haben ihre Erholungen erst einmal abgebrochen und treten mehr oder weniger auf der Stelle. Der DAX gibt am Nachmittag um 0,4 Prozent nach auf 12.239 Punkte, nachdem es am späten Montag noch nach einem Test der 12.350er Marke ausgesehen hatte. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,5 Prozent auf 3.350 Punkte. Deutlich im Plus liegen nur die Rohstoff-Aktien, deren europäischer Stoxx-Branchenindex um 0,7 Prozent steigt.

"Der Markt wartet weiter auf Hinweise zu den Inflationsgefahren", sagt ein Händler. In Großbritannien ist die Jahresinflation im Januar entgegen den Erwartungen nicht gesunken, die Inflationsrate liegt erneut bei 3 Prozent. Der FTSE-100 kann sich mit den festen Rohstoff-Aktien behaupten. Am Mittwoch werden in den USA neue Preisdaten bekannt gegeben, auch deshalb sind die Anleger vorsichtig.

Zudem stößt das Infrastrukturprogramm von US-Präsident Donald Trump nicht nur auf ein positives Echo. "Da es auf Pump finanziert wird, steigen Schulden sowie Defizit und damit auch die Inflation wohl weiter", so ein Marktteilnehmer. Der Dollar schwächt sich schon wieder ab, der Euro steigt auf 1,2357 Dollar von 1,2290 Dollar am späten Montag.

Verkauft werden vor allem zinssensitive Branchen. Der Index der Telekom-Aktien im europäischen Stoxx-Universum führt mit einem Minus von 1,1 Prozent die Verliererliste an, und im DAX sind Deutsche Telekom mit einem Abschlag von 1,4 Prozent einer der größten Verlierer.

Tui mit Sprung nach oben

Dagegen erholen sich im DAX Lufthansa um 0,7 Prozent und RWE um 1,3 Prozent. Commerzbank profitieren mit einem Plus von 0,6 Prozent von einer Kaufempfehlung durch Mainfirst. Daneben stehen weitere Unternehmensberichte zur Geschäftsentwicklung im Blick, wobei sich hier kein einheitliches Bild ergibt.

Auf ein positives Echo stoßen die Erstquartalsergebnisse des Reisekonzerns Tui. Sie sind sowohl beim Umsatz als auch beim EBITA deutlich über den Erwartungen ausgefallen. Positiv läsen sich zudem die Aussagen zu den wichtigen Sommerbuchungen. Die Aktie rückt um 3,1 Prozent vor.

Verhalten positiv zeigen sich die Anleger gegenüber der Metro-Aktie. Händler werten die Ergebniszahlen als positive Überraschung. Metro erzielte einen Nettogewinn von 232 Millionen Euro, der höher ausfiel als die 203 Millionen in einem von Metro selbst erstellten Analystenkonsens. Allerdings warnte Metro-Chef Olaf Koch, dass das Russland-Geschäft im Gesamtjahr herausfordernd bleiben dürfte. Die Aktie notiert gut behauptet.

Bei Aurubis zeigen sich die Anleger enttäuscht. Der Kupferkonzern hat sowohl beim Umsatz als auch beim Vorsteuerergebnis die Prognosen nicht ganz erfüllen können. Möglicherweise hat sich der schwächere Dollar negativ ausgewirkt. Immerhin aber wurde die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigt. Für die Aktie geht es um 6,6 Prozent nach unten.

Wenig schwungvoll präsentiert sich die Fraport-Aktie mit einem Minus von 0,9 Prozent. Händler sehen die Januar-Passagierdaten indes positiv. Deren Zahl stieg um 7,6 Prozent auf 4,55 Millionen, das Cargo-Volumen kletterte um 1,3 Prozent.

Michelin und Kering können nicht von guten Zahlen profitieren

Aus Frankreich haben Michelin und Kering berichtet. Obwohl die Zahlen beider Konzerne durchaus als solide oder sogar sehr gut gewertet werden, geht es mit den Aktien nach unten. So tendieren Kering 3,8 Prozent schwächer. Möglicherweise störten sich einige Anleger an Details, sagen Händler. So habe die Marge die Erwartungen nicht erfüllt. Daneben habe Kering keinen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr geliefert. Das Unternehmen hat lediglich erklärt, 2018 den Umsatz flächenbereinigt zu steigern, bei gleichzeitigem gezielten und selektiven Ausbau des Filialnetzes.

Puma steigen gegen den allgemeinen Trend um 0,3 Prozent auf 318,50 Euro. Kering will den eigenen Aktionären Puma-Aktien aushändigen. Der Hauptversammlung im April werde vorgeschlagen, den Aktionären eine Puma-Aktie für je 12 Kering-Aktien zuzuteilen. Auf diesem Weg will Kering die Puma-Beteiligung reduzieren, wodurch ein Overhang aus dem Papier verschwinden würde.

Michelin verlieren 1,6 Prozent auf 123,25 Euro, obwohl der Reifenhersteller die Erwartungen des Marktes komfortabel erreicht hat. Michelin steigt zudem als Minderheitsaktionär mit 60 Millionen Euro bei der deutschen Werkstattkette ATU ein. Für die UBS ist die Aktie weiter ein Kauf, sie hebt das Kursziel an auf 135 von 129 Euro.

Im TecDAX steigen Cancom um 1,9 Prozent auf 75,05 Euro. Hauck & Aufhäuser hat die Aktie mit einem Kursziel von 100 Euro zum Kauf empfohlen. Im MDAX profitieren Norma mit einem Plus von knapp 3 Prozent von einer Kaufempfehlung des Bankhauses Lampe für den Autozulieferer.

===

INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.350,38 -0,53 -17,87 -4,38

Stoxx-50 2.995,09 -0,47 -14,09 -5,75

DAX 12.238,63 -0,36 -44,14 -5,26

MDAX 25.156,06 -0,22 -55,32 -3,99

TecDAX 2.468,07 -0,40 -9,93 -2,41

SDAX 11.823,43 0,37 44,03 -0,53

FTSE 7.181,16 0,06 4,10 -6,64

CAC 5.122,57 -0,34 -17,48 -3,58

Bund-Future 158,12 0,15 -2,26

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.21 Uhr Mo, 17:02 Uhr % YTD

EUR/USD 1,2357 +0,55% 1,2312 1,2271 +2,9%

EUR/JPY 133,07 -0,41% 133,06 133,20 -1,6%

EUR/CHF 1,1545 -0,04% 1,1532 1,1527 -1,4%

EUR/GBP 0,8897 +0,17% 0,8892 1,1247 +0,1%

USD/JPY 107,69 -0,94% 108,06 108,52 -4,4%

GBP/USD 1,3888 +0,37% 1,3845 1,3807 +2,8%

Bitcoin

BTC/USD 8.644,93 -2,87% 8.735,53 8.655,75 -39,81

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 58,54 59,29 -1,3% -0,75 -3,1%

Brent/ICE 61,95 62,59 -1,0% -0,64 -6,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.325,08 1.322,70 +0,2% +2,38 +1,7%

Silber (Spot) 16,52 16,55 -0,2% -0,04 -2,5%

Platin (Spot) 972,15 971,00 +0,1% +1,15 +4,6%

Kupfer-Future 3,15 3,09 +2,0% +0,06 -4,6%

===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru

(END) Dow Jones Newswires

February 13, 2018 10:07 ET (15:07 GMT)