05.09.2018 12:59:58

MÄRKTE EUROPA/Handelsstreit belastet - Vapiano im Ausverkauf

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--An den Börsen in Europa geht es zur Wochenmitte erneut nach unten. Die Anleger bewerten die Risiken für die Aktienmärkte höher und verkaufen. Die Gründe sind die gleichen wie am Vortag, Es geht um den Handelsstreit und die Schwellenländerkrise. Während der Streit zwischen den USA und China aktuell etwas im Hintergrund weiter schwelt, gilt das Augenmerk den Gesprächen zwischen den USA und Kanada, die am Mittwoch fortgesetzt werden sollen. Der DAX verliert am Mittag 0,6 Prozent auf 12.143 Punkte. An der Börse wird nicht ausgeschlossen, dass der Index nochmals sein Jahrestief bei 11.727 Punkten sehen könnte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,6 Prozent auf 3.338 Punkte nach unten.

US-Präsident Donald Trump hat klargemacht, dass er sich eine nordamerikanische Freihandelszone Nafta notfalls auch ohne den nördlichen Nachbarn vorstellen kann. Die Marktstrategen der Commerzbank gehen nicht davon aus, dass die kanadischen Verhandlungsführer den Forderungen ihrer US-Pendants ohne Weiteres nachkommen werden. Die Unsicherheit über den Fortbestand des Freihandelsabkommens bleibe damit hoch. Kanadas Premier Justin Trudeau pocht darauf, dass eine Neuauflage des Abkommens einen Mechanismus zur Schlichtung von Streitfällen nach Kapitel 19 des bisherigen Abkommens beinhalten müsse. Andernfalls werde sein Land kein neues Abkommen unterzeichnen.

Zeichen der Entspannung aus Italien

Die Erholung am italienischen Anleihenmarkt setzt sich weiter fort. Die Rendite der 10-jährigen italienischen Staatsanleihen gibt um 12 Basispunkte auf 2,91 Prozent nach. Auch die Rendite der 2-jährigen fällt weiter. Die Anleihen profitieren bereits seit Dienstag von Medienberichten, laut denen die in Rom mitregierende Lega EU-Defizitregeln respektieren will und für 2019 einen Fehlbetrag von 2 Prozent des BIP anstrebt.

"Glaubwürdige Pläne für ein Defizit von gut 2 Prozent würden auch die Ratingrisiken merklich senken, wenn Moody's und S&P Ende Oktober ihre Einschätzungen aktualisieren", so die Experten der Commerzbank. Mit der anhaltenden Entspannung am italienischen Anleihemarkt setzen Italiens Bankenaktien die Erholung fort. Unicredit steigen um 3,2 Prozent und Intesa Sanpaolo um 2,4 Prozent. Ubi Banca gewinnt 6,7 und Mediobanca 3,6 Prozent. der Sektor der europäischen Banken legt gegen den Trend um 0,7 Prozent zu.

Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet, hat die Staaten des Euroraums aufgefordert, unnötige Hindernisse für grenzübergreifend tätige Banken zu beseitigen. Praet wies in Wien darauf hin, dass der freie Verkehr von Kapital und Liquidität innerhalb grenzüberschreitend tätiger Bankengruppen immer noch vielfach durch nationale Regeln behindert werde.

Bayer-Zahlen und Ausblick überzeugen nicht

Unter den Einzelwerten am Aktienmarkt stehen Bayer im Blick. Das Unternehmen hat wegen der Monsanto-Übernahme verspätet Geschäftszahlen vorgelegt. Diese werden als durchwachsen bezeichnet. Der Umsatz sei zwar über den Erwartungen ausgefallen, dafür habe das bereinigte operative Ergebnis die Prognosen verfehlt. Zurückhaltend sei zudem der wegen der Monsanto-Übernahme revidierte Ausblick ausgefallen. Die Bayer-Aktie fällt um 1,8 Prozent.

Kurseinbruch bei Vapiano

Nach einer Gewinnwarnung des Systemgastronomen Vapiano gibt der Kurs der Aktie 17 Prozent nach. Das Unternehmen erwartet für 2018 nun nur noch einen bereinigten operativen Gewinn von 42 bis 47 Millionen Euro statt 48 bis 54 Millionen. Die Analysten von Berenberg haben mit einer Abstufung der Aktie auf "Halten" von zuvor "Kaufen" bereits reagiert und das Kursziel auf 17,50 Euro nach 29 Euro zusammengestrichen. Sie machen vor allem im Geschäft in Schweden den entscheidenden Schwachpunkt aus. Aber auch der heiße Sommer in Europa sei für die Geschäftsentwicklung allgemein nicht förderlich gewesen.

Im TecDAX geht es für Aixtron um 5,8 Prozent nach oben. Hier rät Berenberg nun zum Kauf nach zuvor "Halten". Auch hier haben die Auguren stark am Kursziel gedreht und es auf 13,80 Euro nach 5 hochgenommen. Hugo Boss ziehen um 1 Prozent an, weil HSBC hier nun zum Kauf rät.

Weitreichende Änderungen in der DAX-Indexfamilie erwartet

Ob die am Abend anstehenden diversen Änderungen bei den Zusammensetzungen von DAX, MDAX, TecDAX und SDAX für Kursbewegungen bei Einzelaktien sorgen, bleibt abzuwarten. Umgesetzt werden sie erst am Abend des 21. September.

Im DAX dürfte die Commerzbank ihren Platz an Wirecard verlieren. MDAX und SDAX werden vergrößert, weil Technologieaktien jetzt doppelt gelistet werden können, also nicht mehr nur im TecDAX auftauchen. So werden SAP, Deutsche Telekom und Infineon zukünftig wohl als neue Schwergewichte auch im TecDAX enthalten sein.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.338,01 -0,64 -21,35 -4,74

Stoxx-50 3.002,47 -0,76 -23,13 -5,52

DAX 12.143,34 -0,55 -66,87 -5,99

MDAX 26.422,44 -0,49 -128,87 0,85

TecDAX 2.966,38 -0,67 -20,01 17,29

SDAX 12.268,02 -0,47 -57,87 3,21

FTSE 7.425,10 -0,44 -32,76 -2,82

CAC 5.297,49 -0,85 -45,20 -0,28

Bund-Future 162,65% -0,25 2,53

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:51 Di, 18:17 % YTD

EUR/USD 1,1595 +0,08% 1,1571 1,1567 -3,5%

EUR/JPY 129,40 +0,20% 128,97 128,91 -4,3%

EUR/CHF 1,1292 +0,02% 1,1271 1,1286 -3,6%

EUR/GBP 0,9042 +0,30% 0,9011 0,9016 +1,7%

USD/JPY 111,59 +0,12% 111,44 111,46 -0,9%

GBP/USD 1,2824 -0,24% 1,2842 1,2830 -5,1%

Bitcoin

BTC/USD 7.120,99 -3,4% 7.369,50 7.373,66 -47,9%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,57 -0,61 0,04

Deutschland 10 Jahre 0,37 0,36 -0,06

USA 2 Jahre 2,65 2,65 0,76

USA 10 Jahre 2,90 2,90 0,49

Japan 2 Jahre -0,12 -0,12 0,02

Japan 10 Jahre 0,11 0,11 0,06

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 68,85 69,87 -1,5% -1,02 +17,3%

Brent/ICE 77,37 77,42 -1,0% -0,80 +20,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.194,98 1.191,35 +0,3% +3,63 -8,3%

Silber (Spot) 14,17 14,13 +0,3% +0,04 -16,3%

Platin (Spot) 774,00 778,50 -0,6% -4,50 -16,7%

Kupfer-Future 2,60 2,59 +0,2% +0,01 -22,4%

===

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/flf

(END) Dow Jones Newswires

September 05, 2018 07:00 ET (11:00 GMT)

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