28.07.2022 18:10:41

MÄRKTE EUROPA/Fester - US-Zinserhöhung kein Problem für Börsen

FRANKFURT (Dow Jones)--Fester sind Europas Aktienmärkte am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Die Zinserhöhung der US-Notenbank von 75 Basispunkten am Vorabend war so erwartet worden. Sorgen über zu starke künftige Zinsschritte wurden durch ein schwaches US-BIP abgemildert. Es schrumpfte im zweiten Quartal um 0,9 Prozent und bringt damit die USA in eine technische Rezession. Angesichts des aktuellen US-Wirtschaftsbooms sah man darin aber kein echtes Problem: In ganz Europa waren daher konjunkturnahe Branchen wie Bau, Rohstoffe und Autos gesucht. Dazu gab es eine Flut von Quartalszahlen zu verdauen.

Der DAX kletterte um 0,9 Prozent auf 13.282 Punkte, im Euro-Stoxx-50 ging es um 1,2 Prozent auf 3.649 Zähler nach oben. Sorgen bereitete eher die deutsche Inflation: Sie stieg mit 8,5 Prozent zum Vorjahr stärker als befürchtet. Die Hoffnungen der EZB, hier einen Höhepunkt erreicht zu haben, sind damit Makulatur. Dazu gab es Gewinnwarnungen von den DAX-Unternehmen Fresenius Medical Care und Fresenius.

US-Notenbank hebt Leitzins um 75 Basispunkte

Die Zinserhöhung der US-Notenbank um 75 Basispunkte war vom Markt erwartet worden. Über ihre Aussagen zum weiteren Zinspfad gehen die Meinungen der Analysten jedoch auseinander. Als "taubenhaft" und Kurstreiber für US-Technologiewerte wurde empfunden, dass keine weitere Erhöhung für die September-Sitzung angekündigt, sondern auf fallweise Entscheidungen je nach Datenlage verwiesen wurde.

Hier könnten sich Marktteilnehmer aber täuschen, stellten einige Strategen fest: So hieß es von der Bank of America, die Fed habe klargestellt, dass Inflationsbekämpfung an erster Stelle komme - alles andere erst dahinter. Damit könnten weitere Zinserhöhungen selbst bei leichten Rezessionszeichen der Wirtschaft erfolgen. Bei BNY Mellon hieß es, die Fed habe dies unterstrichen, da sie selbst auf dem jetzigen, neutralen Zinsniveau noch weitere Erhöhungen bis auf restriktive Levels sieht.

Fresenius-Familie bricht ein - FMC kappt Prognose

Mit einem Kurseinbruch von 14,4 Prozent schlossen die Aktien des Dialysedienstleisters Fresenius Medical Care (FMC). Er musste seine Jahresprognose wegen Arbeitskräftemangels in den USA und hoher Lohnkosten senken. FMC rechnet nun mit einem geringeren Umsatzwachstum und Gewinn. Die Analysten von Jefferies befürchten, dass die Konsenserwartung für 2022 um bis zu 24 Prozent sinken könnte. Auch FMC-Muttergesellschaft Fresenius musste daher ihre Jahresprognose senken; die Aktien fielen um über 8 Prozent.

Bei Airbus (-2,9%) waren die Quartalszahlen durchwachsen ausgefallen: Der Umsatz lag unter, der Gewinn über Erwartung. Negativ wurde jedoch die Senkung der angepeilten Auslieferungen von Verkehrsflugzeugen aufgenommen.

Beim französischen Versicherer Scor ging es an der Pariser Börse sogar fast 19 Prozent nach unten. Die Citigroup sprach von einem signifikanten Verfehlen der Erwartungen.

Gute Daten aus vielen Sektoren

Gut kamen starke Daten aus dem Auto-Sektor von VW, Stellantis bis hin zu Traton an. So verdiente VW (+3,7%) im zweiten Quartal mehr, obwohl weniger Autos verkauft wurden. Wie schon zuvor bei Mercedes zu sehen, bevorzugen die Wolfsburger die Auslieferung hochpreisiger und damit auch hochmargiger Fahrzeuge vor Kleinwagen mit geringen Margen, hieß es im Handel. Auch beim Lkw-Hersteller Traton (+3,2%) erfreuten die Geschäftszahlen.

Bei Stellantis ging es nach Halbjahreszahlen sogar knapp 5 Prozent höher. Diese waren laut RBC sowohl beim operativen Gewinn als auch der Marge über den Konsensschätzungen ausgefallen. Der freie Cashflow lag sogar mehr als doppelt so hoch wie erwartet.

Rally im Wind-Sektor dank US-Gesetzesplänen

In Rally-Laune zeigten sich die Aktien der Windanlagen-Hersteller. Unter anderem sprangen Nordex um 14,2 Prozent und Vestas knapp 16 Prozent. Hier könnte ein mögliches US-Klimagesetz für Milliarden-Investitionen in den Sektor sorgen. Die Citi-Analysten schätzen, dass Windfarmen schon 2025 operativ laufen müssten, um von Subventionszahlungen zu erhalten, was schnell eine hohe Nachfrage bei Windanlagenbauern erwarten lasse.

Im Chip-Sektor setzten sich die guten Quartals-Nachrichten fort: So hat STMicro (+3,7%) starke Geschäftszahlen für das zweite Quartal vorgelegt, auch der Umsatzausblick wurde erhöht. Nicht nur lag der Umsatz über Erwartung, auch die hohe Bruttomarge von 47,4 Prozent übertraf die Schätzung.

Auch bei Linde (+2,2%), Aixtron (+1,1%) und Wacker Chemie (+10,3%) ging es dank starker Geschäftszahlen und Ausblicke nach oben.

Nestle gaben nach ihren Quartalsdaten 0,4 Prozent ab. Bei Jefferies hieß es, Nestle sei ein Schiff auf ruhigem Kurs in schwierigem Fahrwasser. Nachdem die Preiserhöhungen zu einer Anhebung der Umsatzprognose führten, werde auf die Marge etwas vorsichtiger geblickt.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn*

Euro-Stoxx-50 3.652,20 +44,42 +1,2% -15,0%

Stoxx-50 3.636,97 +26,22 +0,7% -4,8%

Stoxx-600 432,77 +4,65 +1,1% -11,3%

XETRA-DAX 13.282,11 +115,73 +0,9% -16,4%

FTSE-100 London 7.345,25 -2,98 -0,0% -0,5%

CAC-40 Paris 6.339,21 +81,27 +1,3% -11,4%

AEX Amsterdam 722,38 +8,85 +1,2% -9,5%

ATHEX-20 Athen 2.022,64 +12,31 +0,6% -5,6%

BEL-20 Bruessel 3.759,28 +7,24 +0,2% -12,8%

BUX Budapest 41.771,13 +117,95 +0,3% -17,6%

OMXH-25 Helsinki 4.739,32 +108,96 +2,4% -16,9%

ISE NAT. 30 Istanbul 2.698,00 -7,95 -0,3% +33,2%

OMXC-20 Kopenhagen 1.790,18 +33,21 +1,9% -4,0%

PSI 20 Lissabon 6.116,72 +44,00 +0,7% +10,6%

IBEX-35 Madrid 8.084,90 -39,50 -0,5% -7,2%

FTSE-MIB Mailand 21.932,06 +451,36 +2,1% -21,5%

RTS Moskau 1.137,82 -16,13 -1,4% -28,7%

OBX Oslo 1.114,91 +7,55 +0,7% +4,3%

PX Prag 1.238,51 -21,78 -1,7% -13,2%

OMXS-30 Stockholm 1.996,02 +24,65 +1,3% -17,5%

WIG-20 Warschau 1.667,17 +15,28 +0,9% -26,5%

ATX Wien 2.963,64 -32,31 -1,1% -21,8%

SMI Zuerich 11.129,33 +72,59 +0,7% -13,6%

* zu Vortagsschluss

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,80 -0,14 +0,98

US-Zehnjahresrendite 2,67 -0,12 +1,16

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:51h Mi, 17:25 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0162 -0,4% 1,0209 1,0126 -10,6%

EUR/JPY 136,62 -1,9% 138,35 138,32 +4,4%

EUR/CHF 0,9718 -0,7% 0,9796 0,9753 -6,3%

EUR/GBP 0,8381 -0,1% 0,8394 0,8421 -0,3%

USD/JPY 134,43 -1,6% 135,51 136,60 +16,8%

GBP/USD 1,2128 -0,2% 1,2164 1,2024 -10,4%

USD/CNH (Offshore) 6,7480 +0,1% 6,7438 6,7691 +6,2%

Bitcoin

BTC/USD 23.490,99 +3,4% 23.151,18 20.837,45 -49,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 97,81 97,26 +0,6% 0,55 +36,7%

Brent/ICE 106,84 106,62 +0,2% 0,22 +42,6%

GAS VT-Schluss +/- EUR

Dutch TTF 200,00 205,00 -2,5% -5,23 +240,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.755,66 1.734,14 +1,2% +21,52 -4,0%

Silber (Spot) 19,85 19,18 +3,5% +0,67 -14,9%

Platin (Spot) 883,63 890,10 -0,7% -6,47 -9,0%

Kupfer-Future 3,47 3,43 +1,1% +0,04 -21,9%

YTD zu Vortagsschluss

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 28, 2022 12:11 ET (16:11 GMT)

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