21.07.2017 18:36:47

MÄRKTE EUROPA/Euro-Stärke und Autoschwäche drücken massiv

   Von Manuel Priego Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen mussten am Freitag schwere Abgaben hinnehmen. Neben dem hartnäckig festen Euro war der Automobilsektor Hauptbelastungsfaktor. Laut dem Magazin Der Spiegel soll sich die deutsche Autoindustrie seit den Neunzigerjahren in geheimen Arbeitskreisen über die Technik, Kosten, Zulieferer und sogar über die Abgasreinigung ihrer Dieselfahrzeuge abgesprochen haben. Im Handel war von einem neuen Rückschlag für den ohnehin angezählten deutschen Automobilsektor die Rede.

   Der Dax verlor 1,7 Prozent auf 12.240 Punkte, für den weniger autolastigen Euro-Stoxx-50 ging es nur 1,4 Prozent auf 3.452 Punkte nach unten. Charttechnisch ist der DAX in einen kritischen Bereich abgerutscht. Mit dem nachhaltigen Sturz unter die Unterstützung rund um 12.400 Punkte könnte der Index bis in den Bereich um 12.000 Punkte abrutschen. Der Euro notierte zum Börsenschluss bei 1,1652 Dollar und damit nur unwesentlich unter dem Zweijahreshoch von 1,1678 Dollar.

   Mit Blick auf die EZB mussten Marktteilnehmer ihre Enttäuschung verarbeiten. Hier war mit einem taubenhafteren Auftritt des EZB-Präsidenten gerechnet worden. Mario Draghi unterstrich im Anschluss an die Zinssitzung der EZB, dass das Wachstum in der Eurozone an Schwung gewinne, zugleich sei eine substanzielle geldpolitische Lockerung aber weiter nötig. Damit hält sich die EZB alle Optionen offen - insbesondere auch die Option, dass die Zentralbank im September ein Tapering der EZB-Bilanz ankündigt.

Neuer Imageschaden für die deutsche Autoindustrie Im DAX standen die Aktien der Autohersteller unter massivem Abgabedruck. BMW verloren 2,6 Prozent, Daimler 2,1 Prozent und VW 3,6 Prozent. Auch die Zulieferbranche litt - Continental verbilligten sich um 3,1 Prozent und für Leoni ging es 3,2 Prozent nach unten. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte dies für die Industrie "sehr teuer" werden, ganz zu schweigen vom drohenden Image-Schaden, hieß es im Handel. "Es stellt sich die Frage, wie sie das wieder hinbiegen wollen", sagte ein Teilnehmer.

   Nach Einschätzung von Evercore muss man die Vorwürfe ernst nehmen. Analyst Arndt Ellinghorst schließt eine Strafe, die in die Hunderte von Millionen Euro oder sogar einen niedrigen Milliardenbetrag gehen könnte, nicht aus. Entscheidend werde sein, wie die EU die Dauer und die Schwere der Kartellabsprachen beurteile. Zugleich gibt Evercore Entwarnung: Letztlich seien diese Summen für die cashstarke Branche verkraftbar.

ACS könnte für Abertis bieten - HOCHTIEF fallen Mit Abschlägen von 5,5 Prozent reagierten Hochtief auf eine mögliche Offerte von ACS für Abertis. ACS teilte mit, eine Gegenofferte für Abertis in Betracht zu ziehen. Allerdings sei noch keine Entscheidung gefallen. Die italienische Atlantia hat 16,3 Milliarden Euro für Abertis geboten. Hinzu kommen Schulden von 15 Milliarden Euro, die die Italiener ebenfalls übernehmen würden. Eine mögliche ACS-Offerte für Abertis wird auf mindestens 32 Milliarden Euro veranschlagt.

   Im Handel wurde nun spekuliert, dass ACS ihre Hochtief-Beteiligung oder Teile hiervon zur Disposition stellen könnte. ACS ist Mehrheitsaktionär von Hochtief und hält fast 72 Prozent der Anteile. Renta 4 hält ein Gegengebot von ACS für Abertis wegen der hohen Kosten für eher unwahrscheinlich. Die Marktkapitalisierung von ACS liegt gerade einmal bei knapp 11 Milliarden Euro. ACS müsste daher auf einen Partner zurückgreifen. ACS verloren 6,3 Prozent, Abertis schlossen 0,9 Prozent im Plus.

Aggressive Verkäufe in der Berichtssaison Bei Philips Lighting kamen weder Cashflow noch Umsatzschwund gut an: Die Papiere des Osram-Konkurrenten brachen daraufhin gleich um 8,2 Prozent ein. Auch OSRAM wurden davon in Mitleidenschaft gezogen und verloren 2,9 Prozent.

   Vodafone hat zwar im ersten Quartal ihres Geschäftsjahres einen Umsatzrückgang verzeichnet. An der Prognose für das Gesamtjahr rüttelte das Unternehmen aber nicht. Die Titel stiegen gegen den Trend um 0,5 Prozent.

   Die Geschäftszahlen von Sartorius aus dem TecDax wurden als enttäuschend beschrieben. Vor allem der Ordereingang liege deutlich unter der Erwartung. Entsprechend fielen die Aktien um 4,4 Prozent. Infineon im DAX gaben 4,7 Prozent nach, sie wurden von Exane BNP auf "Underperform" abgestuft. ADVA Optical setzten ihre Talfahrt am zweiten Tag nach ihren enttäuschenden Quartalszahlen fort und brachen um weitere 11,4 Prozent ein. Hauck & Aufhäuser hatte die Aktie gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Sell" gesenkt.

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.451,71 -47,78 -1,4% +4,9% Stoxx-50 3.118,13 -31,84 -1,0% +3,6% Stoxx-600 380,16 -3,91 -1,0% +5,2% XETRA-DAX 12.240,06 -207,19 -1,7% +6,6% FTSE-100 London 7.452,91 -34,96 -0,5% +4,3% CAC-40 Paris 5.117,66 -81,55 -1,6% +5,3% AEX Amsterdam 522,22 -4,07 -0,8% +8,1% ATHEX-20 Athen 2.194,14 -23,56 -1,1% +26,0% BEL-20 Bruessel 3.883,47 -17,12 -0,4% +7,7% BUX Budapest 35.633,91 +209,57 +0,6% +11,4% OMXH-25 Helsinki 3.968,20 -52,29 -1,3% +7,8% ISE NAT. 30 Istanbul 131.639,40 -1,07 -0,0% +37,8% OMXC-20 Kopenhagen 1.000,36 -9,08 -0,9% +13,2% PSI 20 Lissabon 5.314,35 -18,20 -0,3% +13,2% IBEX-35 Madrid 10.426,60 -138,20 -1,3% +11,5% FTSE-MIB Mailand 21.202,16 -236,47 -1,1% +10,2% RTS Moskau 1.024,89 -13,65 -1,3% -11,1% OBX Oslo 650,92 -10,17 -1,5% +5,4% PX-GLOB Prag 1.318,47 -5,60 -0,4% +10,0% OMXS-30 Stockholm 1.581,37 -16,46 -1,0% +4,2% WIG-20 Warschau 2.343,10 -15,40 -0,7% +20,3% ATX Wien 3.162,01 -36,50 -1,1% +20,8% SMI Zuerich 8.938,68 -88,69 -1,0% +8,7%

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 9.56 Uhr Do, 17.25 Uhr % YTD EUR/USD 1,1658 +0,17% 1,1638 1,1635 +10,9% EUR/JPY 129,64 -0,32% 130,06 129,82 +5,5% EUR/CHF 1,1037 -0,28% 1,1068 1,1062 +3,0% EUR/GBP 0,8991 +0,37% 0,8958 1,1169 +5,5% USD/JPY 111,19 -0,49% 111,74 111,58 -4,9% GBP/USD 1,2968 -0,18% 1,2992 1,2994 +5,1%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,06 46,92 -1,8% -0,86 -19,2% Brent/ICE 48,54 49,3 -1,5% -0,76 -17,4%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.252,09 1.244,70 +0,6% +7,39 +8,7% Silber (Spot) 16,46 16,34 +0,7% +0,12 +3,3% Platin (Spot) 934,30 928,50 +0,6% +5,80 +3,4% Kupfer-Future 2,72 2,72 +0,3% +0,01 +8,0% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/cln

   (END) Dow Jones Newswires

   July 21, 2017 12:05 ET (16:05 GMT)

   Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 05 PM EDT 07-21-17

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu Signify (ehemals Philips Lighting)mehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

ACS S.A. 47,70 0,21% ACS S.A.
Adtran Networks SE 19,84 0,30% Adtran Networks SE
Atlantia S.p.A. 22,00 -2,40% Atlantia S.p.A.
BMW AG 77,00 -1,51% BMW AG
HOCHTIEF AG 125,20 -0,63% HOCHTIEF AG
Infineon AG 32,90 -0,17% Infineon AG
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) 53,31 -0,98% Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
OSRAM AG 51,80 0,00% OSRAM AG
Sartorius AG Vz. 216,00 -0,51% Sartorius AG Vz.
Signify (ehemals Philips Lighting) 21,26 -0,19% Signify (ehemals Philips Lighting)
Vodafone Group PLC 0,81 -0,93% Vodafone Group PLC
Volkswagen (VW) St. 88,75 0,23% Volkswagen (VW) St.

Indizes in diesem Artikel

EURO STOXX 509,58 0,24%