06.08.2014 10:51:32

MÄRKTE EUROPA/Erneuter Schwächeanfall nach russischem Säbelrasseln

   Von Manuel Priego Thimmel

   Nach der zaghaften Erholung geraten Europas Börsen am Mittwoch erneut unter Druck. Die Verdopplung russischer Truppen an der Westgrenze zur Ukraine sorgt für Verunsicherung. Ebenso, dass Präsident Putin die Regierung angewiesen hat, Gegenmaßnahmen gegen die zuletzt beschlossenen Sanktionen gegen sein Land vorzubereiten. Die Zeitung "Wedomosti" berichtete zuletzt über eine mögliche Einschränkung der Überfluggenehmigungen für internationale Fluglinien wie Lufthansa, British Airways oder Air France sein.

   Der Dax verliert 0,9 Prozent auf 9.105 Punkte - im Tagestief stand er schon bei 9.064 Punkten und damit dem niedrigsten Stand seit Mitte März. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,6 auf 3.054 nach unten. "Sollte Polen mit der Behauptung, Russland werde seine Präsenz in der Ostukraine ausbauen, recht behalten, dürften Anleger ihre Risiken konsequent zurückfahren. Denn eine solche Entwicklung ist für die Märkte mit einem ungewissen Ausgang verbunden", warnt Evan Lucas von IG. Die Krisenwährung Gold kann von der neuen Entwicklung bislang kaum profitieren und notiert mit 1.292 Dollar nur knapp über dem Vortagesstand.

   Nach dem stark ausgefallenen Service-Einkaufsmanagerindex aus den USA wächst unterdessen die Sorge, dass die erste US-Leitzinserhöhung näher rückt - ein weiterer Belastungsfaktor für die Börsen. Laut IG ist es klar, dass die Finanzmärkte die Erwartung für den Zeitpunkt erster Zinsschritte weiter nach vorne ziehen, solange die US-Konjunkturdaten besser als erwartet ausfallen.

   Weitere Stimmungsdämpfer am Aktienmarkt sind zwei geplatzte Milliardenfusionen. Die Absage von Fox an eine Übernahme von Time Warner sowie von Sprint an einen Kauf von T-Mobile US wertet ein Händler als Belastung für die Börsen, denn damit dürfte ein Teil der Fusionsfantasie der vergangenen Wochen wieder ausgepreist werden. Der Kurs von T-Mobile US fiel nachbörslich in den USA um knapp 9 Prozent zurück, Sprint brachen um fast 16 Prozent ein. IM DAX sind Deutsche Telekom bislang Tagesverlierer mit einem Minus von 3,2 Prozent. Gleich zu Beginn hatte der Kurs sogar um 5,3 Prozent nachgegeben.

   Die Analysten von Bernstein sehen trotz der Sprint-Absage weiter Ausstiegsoptionen" für die Deutsche Telekom bei der US-Tochter. Der beste Weg könnte über die im US-Geschäft erfahrene Dish Network führen. Eher negativ eingestellt sind die Experten dagegen gegenüber dem Angebot von Iliad, das die Telekom in einer ersten Reaktion als zu niedrig zurückgewiesen hatte.

   Weiter unter Abgabedruck stehen die Aktien der Autohersteller angesichts von Kartelluntersuchungen in China. Ihr Subindex weist mit 1,3 Prozent das größte Minus auf. "Vor allem für die Luxushersteller und damit die deutschen ist das ein Problem", sagt ein Händler. Auch sehe das Vorgehen der chinesischen Behörden sehr systematisch aus, so dass definitiv mit Konsequenzen zu rechnen sei. Daimler fallen um 1,7 Prozent, VW um 0,9 Prozent und Fiat um 3,9 Prozent.

   Audi und der Fiat-Tochter Chrysler seien monopolistische Geschäftspraktiken nachgewiesen worden und sie würden bald bestraft, so die chinesischen Behörden. Der Druck auf die ausländischen Premiumautobauer im lukrativen chinesischen Markt wächst. Sie werde beschuldigt, über ihre Marktdominanz exorbitant gut zu verdienen, indem sie die Verkäufe von Ersatzteilen kontrollieren und den Kunden zu viel Geld abknöpfen

   Neben den übergeordneten Themen bewegt eine Flut an Unternehmenszahlen einzelne Kurse. Hohe Prämieneinnahmen, aber einen niedrigen Nettogewinn und eine schwache Combined Ratio macht ein Händler bei Swiss Re aus. Letztere liege im Schaden-Unfall-Geschäft mit 93,5 deutlich über der Schätzung seines Hauses von 84,9. Swiss-Re-Titel geben um 2,7 Prozent nach. Für die Hannover Rück geht es sogar um 3,1 Prozent nach unten. Sowohl der Nettogewinn wie auch das operative Ergebnis seien schwächer als erwartet, kritisieren die Analysten von Close Brothers Seydler.

   Gegen den Gesamtmarkttrend gewinnen Lanxess 2,8 Prozent. Der DZ Bank zufolge hat das EBITDA von Lanxess im zweiten Quartal am oberen Ende der Prognosen gelegen. Gut kommen auch die Geschäftszahlen von Kuka an. "Obwohl eine leichte Erhöhung der Prognose erwartet worden war, ist das doch noch stärker als erhofft", sagt ein Händler. Der Roboterhersteller will nun eine EBIT-Marge von 6,5 Prozent erreichen nach zuvor 6 Prozent. Umsatz und Auftragseingang sähen daneben gut aus. Kuka steigen um 4,8 Prozent.

   Zu den Zahlen von Freenet heißt es, dass vor allem der robuste Zuwachs bei den Kunden im zweiten Quartal den Aktienkurs stützen dürfte. Freenet-Aktien gewinnen 3,9 Prozent. Positiv wird auch der Kundenzuwachs bei Sky Deutschland gesehen. Allerdings sei seit dem Übernahmeangebot von BSkyB von 6,75 Euro je Aktie der Kurs der Aktie "an diesem Preis festgenagelt".

   Aus den Quartalszahlen der Telecom Italia ragt ein unerwartet niedriger Nettogewinn negativ heraus, wie ein Beobachter sagt: "Unter dem Strich hat die Telecom Italia rund 10 Prozent weniger verdient als wir erwartet hatten". Der Kurs gibt um 0,8 Prozent nach.

   Am Devisenmarkt ist der Euro am Morgen auf ein neues Jahrestief von 1,3349 Dollar gefallen, kann sich seitdem aber auf 1,3370 erholen. Im Handel stellt man sich dennoch auf weitere Abgaben ein. "Der Greenback profitiert nicht nur von der Aussicht auf eine Normalisierung der US-Geldpolitik, sondern auch von seiner Rolle als ultimativer sicherer Hafen", sagt die Commerzbank. Eine erste Anlaufstation für den Euro ist die Unterstützung bei 1,3340 Dollar.

DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Di, 17.40 Uhr EUR/USD 1,3369 -0,0% 1,3372 1,3369 EUR/JPY 137,08 -0,1% 137,22 137,39 EUR/CHF 1,2156 -0,0% 1,2161 1,2165 USD/JPY 102,53 -0,1% 102,63 102,78 GBP/USD 1,6857 -0,2% 1,6882 1,6869 Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/gos

   (END) Dow Jones Newswires

   August 06, 2014 04:22 ET (08:22 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 04 22 AM EDT 08-06-14

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Analysen zu Hannover Rückmehr Analysen

16.01.25 Hannover Rück Buy Jefferies & Company Inc.
15.01.25 Hannover Rück Buy Jefferies & Company Inc.
14.01.25 Hannover Rück Buy Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
10.01.25 Hannover Rück Buy Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
07.01.25 Hannover Rück Buy Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Close Brothers Group plc 3,38 19,86% Close Brothers Group plc
Commerzbank 17,80 -1,63% Commerzbank
Deutsche Telekom AG (Spons. ADRS) 30,00 -3,23% Deutsche Telekom AG (Spons. ADRS)
Hannover Rück 255,10 0,04% Hannover Rück
International Consolidated Airlines S.A. 3,79 -0,05% International Consolidated Airlines S.A.
Lufthansa AG 5,91 -0,24% Lufthansa AG
Sky plc (ex BSkyB) 17,28 0,06% Sky plc (ex BSkyB)
Swiss Re AG 89,20 0,22% Swiss Re AG
Talanx AG 81,80 -0,30% Talanx AG
Telecom Italia S.p.A. (Risp.) 0,29 -1,41% Telecom Italia S.p.A. (Risp.)
T-Mobile US 211,70 0,64% T-Mobile US

Indizes in diesem Artikel

DAX 20 971,20 -0,09%