03.04.2014 19:13:31

MÄRKTE EUROPA/Draghi sorgt für Kursgewinne an Europas Börsen

   Von Thomas Leppert

   EZB-Präsident Mario Draghi hat es wieder getan. Ohne eine echte geldpolitische Entscheidung zu treffen und sich gleichzeitig alle Türen offen zu halten, hat er den Euro schwächer geredet. Nach der Frage- und Antwortrunde wird am Devisenmarkt verstärkt darauf gesetzt, dass Anleihekäufe für die Europäische Zentralbank eine gangbare Option darstellen. Zudem hat die Notenbank der Entwicklung des Eurokurses eine deutlich stärkere Gewichtung eingeräumt.

   Diese kleinen Schritte sorgten am Devisenmarkt dafür, dass der Euro einen halben US-Cent auf 1,3710 zum Dollar verlor. Für den Euro-Stoxx-50 ging es dagegen um 0,6 Prozent auf 3.206 Punkte nach oben. Der Index schloss damit auf dem höchsten Stand seit September 2008. Die Börsen in Italien und Spanien stellten dabei die größten Gewinner. Der Dax schloss, nach Gewinnmitnahmen zum Handelsende, mit einem kleinen Plus von 5 Punkten bei 9.629 Zählern.

   Zunächst beließ die Europäische Zentralbank, wie von der Börse erwartet, die Leitzinsen bei 0,25 Prozent. Auf der folgenden Pressekonferenz bestätigte Draghi das Szenario einer wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone. Die Inflationsrate befinde sich noch für eine ausgedehnte Zeit auf niedrigem Niveau, sollte aber mittelfristig leicht ansteigen. Die Risiken für den Inflationsausblick stufte Draghi als begrenzt ein. Falls notwendig, sei die EZB bereit, zu handeln.

   "Mit den Aussagen von Draghi ist die Wahrscheinlichkeit eines Ausweitung der Geldmenge deutlich höher einzuschätzen", stufte Ulrich Leuchtmann, Devisenstratege bei der Commerzbank, die Andeutungen von Draghi ein. Zudem räume die EZB dem Eurokurs ein deutlich höheres Gewicht ein, als noch auf der vorherigen Sitzung. Die sorgte für Verkäufe im Euro.

   Aber es gibt auch entgegengesetzte Interpretationen. So stufte Christian Reicherter von der DZ-Bank das von Draghi skizzierte Inflationsbild als eine Absage der Währungshüter an die Spekulationen des Finanzmarktes über quantitative Lockerungen ein. Sollte sich allerdings die Abwärtsdynamik bei der Teuerung wider Erwarten weiter fortsetzen, seien Anleihekäufe weiterhin eine mögliche Handlungsoption. "Die EZB setzt derzeit auf eine Politik der ruhigen Hand", so Reicherter.

   Der Aktienmarkt profitierte zum einen von einem etwas schwächeren Euro. Die Börsen in Südeuropa zudem davon, dass dort die deflationären Tendenzen weiterhin wirken können. "Zwar sinken die Preise in einigen Eurostaaten, doch sind das diejenigen Länder, die sinkende Löhne und Preise benötigen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen", hieß es von Jan Holthusen, Leiter Zins- und Anleihenresearch der DZ-BANK. In Spanien, wo jüngst eine Deflation von 0,2 Prozent vermeldet wurde, zog der Aktienindex um deutliche 1,4 Prozent an.

   Von Unternehmensseite war es vergleichsweise ruhig. Rice Powell, Vorstandschef bei Fresenius Medical Care (FMC), überzeugte Investoren auf einem Kapitalmarkttag in New York. Der Dialysespezialist will bis 2020 den Umsatz auf rund 28 Milliarden Dollar nahezu verdoppeln. "Damit liegt FMC deutlich über den langfristigen Schätzungen einiger Analysten", so ein Händler. Die Aktie von FMC stellte mit einem Plus von 3,3 Prozent den Tagesgewinner im DAX.

   Eine Abstufung durch die Analysten von J.P. Morgan drückt die Aktie der Deutschen Bank um 1,1 Prozent ins Minus. Nach dem kräftigen Plus des Vortages wurde in der Aktie der Deutschen Post Kasse gemacht, sie schloss 1,3 Prozent schwächer.

   Nach unten ging es für Nokian - Wettbewerberpapiere von Continental. Der finnische Reifenhersteller gab wegen der voraussichtlich schwächeren Konjunktur in Russland und den GUS-Staaten seine Jahresprognose auf. Nokian-Aktien verloren 2,7 Prozent, der Sektor der europäischen Automobilwerte tendierte unverändert. Conti-Titel büßten 0,8 Prozent ein.

   Die Serie an Aktienplatzierungen ging zudem weiter. Investoren nutzten das gute Umfeld an der Börse, um Beteiligungen abzubauen. In den vergangenen Tagen wurden bereits größere Pakete der Baumarktkette Hornbach und des Immobilienunternehmens Gagfah platziert. Nun traf es die Aktie von Jenoptik. Laut Angaben aus dem Handel wurden 4,88 Millionen Aktien oder 8,5 Prozent des Grundkapitals zu 12,15 Euro je Aktie bei Investoren platziert. Die Stücke stammen aus dem Besitz des Großaktionärs Ergo. Die Titel von Jenoptik schlossen 4,7 Prozent leichter bei 12,46 Euro.

   Europäische Schlussstände von Donnerstag, den 3. April 2014:

=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 3.206,76 19,31 +0,6% 3,1 Stoxx-50 2.939,42 4,20 +0,1% 0,7 Stoxx-600 337,25 0,32 +0,1% 2,7 Frankfurt XETRA-DAX 9.628,82 5,46 +0,1% 0,8 London FTSE-100 6.649,14 -9,90 -0,1% -1,5 Paris CAC-40 4.449,33 18,47 +0,4% 3,6 Amsterdam AEX 405,69 -0,45 -0,1% 1,0 Athen ATHEX-20 426,57 -9,55 -2,2% 10,8 Brüssel BEL-20 3.147,13 -3,14 -0,1% 7,6 Budapest BUX 18.167,90 146,79 +0,8% -2,1 Helsinki OMXH-25 2.894,79 -15,37 -0,5% 2,1 Istanbul ISE NAT. 30 88.175,55 1394,16 +1,6% 7,0 Kopenhagen OMXC-20 706,24 -1,30 -0,2% 14,7 Lissabon PSI 20 7.680,08 34,09 +0,4% 17,6 Madrid IBEX-35 10.584,10 148,30 +1,4% 6,7 Mailand FTSE-MIB 21.992,08 300,04 +1,4% 15,9 Moskau RTS 1.210,71 -11,76 -1,0% -16,0 Oslo OBX 510,58 -0,99 -0,2% 1,4 Prag PX 1.015,97 -1,70 -0,2% 2,7 Stockholm OMXS-30 1.368,88 -8,61 -0,6% 2,7 Warschau WIG-20 2.449,49 -23,96 -1,0% 2,0 Wien ATX 2.570,71 14,38 +0,6% 0,9 Zürich SMI 8.521,63 13,37 +0,2% 3,9

DEVISEN zuletzt '+/- % Do, 8.10 Uhr Mi, 18.12 Uhr EUR/USD 1,3711 -0,38% 1,3764 1,3759 EUR/JPY 142,5051 -0,31% 142,9509 142,7809 EUR/CHF 1,2231 0,22% 1,2205 1,2207 USD/JPY 103,9600 0,08% 103,8720 103,7800 GBP/USD 1,6583 -0,39% 1,6648 1,6634 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   April 03, 2014 12:41 ET (16:41 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 41 PM EDT 04-03-14

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