23.09.2022 13:03:49
|
MÄRKTE EUROPA/DAX fällt auf Jahrestief - Rezession wird eingepreist
FRANKFURT (Dow Jones)--Auch zum Wochenschluss geht es an den europäischen Aktienmärkten nach unten. Die Aussicht auf weiter steigende Zinsen im Kampf gegen die Inflation droht die Wirtschaft in die Rezession zu treiben. Die steigende Zahl an Gewinnwarnungen der Unternehmen sei ein Warnsignal, die Anleger trenne sich von Risiko-Assets wie Aktien, heißt es. Der DAX verliert 2,1 Prozent auf 12.272 Punkte, das neue Jahrestief liegt nun bei 12.259 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,2 Prozent auf 3.352 Punkte nach unten.
Aber auch die Anleihen werden mit Blick auf die aktuelle Zinspolitik der Europäischen Zentralbank verkauft, wird doch für die kommende Sitzung mit einer weiteren Anhebung der Leitzinsen um 0,75 Prozent gerechnet. In der Folge steigt die Rendite der Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren auf über zwei Prozent. Derweil steht auch der Euro weiter unter Druck, was darauf schließen lässt, dass sich ausländische Investoren mit Blick auf die sich abzeichnende Rezession aus Europa weiter zurückziehen. Die Gemeinschaftswährung handelt im Tief bei 0,9735 und damit auf dem niedrigsten Niveau seit rund 20 Jahren zum Dollar.
Rezession in Europa
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe wie auch für den Dienstleistungssektor in der Eurozone sind einer ersten Veröffentlichung zufolge im September gefallen. Für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, könnten die Zeichen kaum deutlicher sein: Die Eurozone ist auf Rezessionskurs. Mehr noch, die Rezession dürfte im laufenden dritten Quartal bereits begonnen haben. Die hohen Energiepreise würgten derzeit regelrecht die Konjunktur ab. Die gestiegenen Gas- und Strompreise belasteten nicht nur den Verbraucher, sondern auch die Unternehmen. Die privaten Haushalte reduzierten aufgrund der hohen Gas- und Strompreise ihren Konsum. Die wirtschaftlichen Folgen des Kriegs in der Ukraine würden nun erst richtig sichtbar und könnten kaum brutaler sein.
Vermutlich werde den europäischen Regierungen nichts anderes übrig bleiben, als die Gas- und Strompreise zu deckeln, um Privat- und Firmeninsolvenzen zu vermeiden. Die gegenwärtige Situation sei in gewisser Weise mit der Corona-Pandemie vergleichbar. Es bedürfe nun unkonventioneller Massnahmen, um das Schlimmste - eine grosse Insolvenzwelle - zu verhindern.
Rezession wird eingepreist
Während sich die Sektoren der Öl- und Gaswerte sowie der Minenwerte seit Jahresbeginn auf Grund der hohen Energiepreise und der Inflation gut hielten, werden sie nun auch mit Blick auf die erwartet schrumpfende Wirtschaftsleistung verkauft. So verliert der Sub-Index der Öl- und Gaswerte 3,6 Prozent, für die Minenwerte geht es um 5,1 Prozent nach unten. Dagegen halten sich die defensiven Sektoren wie die Telekomwerte oder aber auch die Aktien der Lebensmittelhersteller vergleichsweise gut.
Eine mögliche Kapitalerhöhung drückt Credit Suisse um knapp 10 Prozent nach unten. Wie Reuters berichtet, wäre die Maßnahme Teil des Konzernumbaus, den der Verwaltungsrat angestoßen hat. Diskutiert werden laut dem Bericht auch verschiedene Szenarien für die Schrumpfung der Investmentbank, darunter ein weitgehender Rückzug aus dem Investmentbanking-Geschäft in den USA. Wie die Citigroup anmerkt, wäre ein Rückzug aus den USA zwar strategisch sinnvoll, allerdings mit nicht unerheblichen praktischen Schwierigkeiten verbunden.
Nach Aussetzung der Jahresprognose werden Hypoport (-38%) abverkauft. Die Nachfrage in der Immobilien-Finanzierung sowie im Corporate-Finance-Geschäft sei im zweiten Halbjahr bisher sehr schwach. Wegen der Kombination aus sprunghaftem Zinsanstieg, extremer Inflation und Rezessionsängsten sowie der Hoffnung auf stärker fallende Immobilienpreise hielten sich Verbraucher mit Transaktionen zurück. Beobachter hatten damit gerechnet, dass sich die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen nach einem starken ersten Halbjahr abschwächen würde, allerdings nicht in dieser Höhe und Geschwindigkeit.
Varta gehen in den freien Fall über und liegen knapp 18 Prozent hinten. Das Unternehmen hat die Ziele für das laufende Jahr zurückgenommen. Hintergrund seien die gegenüber der Annahme bei der jüngsten Prognose weiter gestiegenen Kosten für Energie und der Rohstoffpreise bei limitierter bzw verzögerter Weitergabemöglichkeit an die Kunden. Zusätzlich verzögerten sich die Lieferfreigabe bzw Abrufe für zwei große Aufträge mit OEMs. Eine neue Prognose nennt das Unternehmen nicht.
RTL (+2,4%) und M6 (+9,0%) notieren gegen den Trend fest. Die Anleger warteten auf unmittelbar bevorstehende Gebote für die französische RTL-Tochter M6, heißt es im Handel. Thomas Rabe, sowohl Vorstandschef der RTL Group als auch von Bertelsmann, bestätigte gegenüber der Financial Times, dass nicht bindende Angebote entgegengenommen würden. Hintergrund ist die gescheiterte geplante Fusion zwischen M6 und TF1 wegen hoher kartellrechtlicher Auflagen.
Wahlen in Italien überschaubares Risiko
Die anstehenden Wahlen in Italien am kommenden Sonntag stellen derweil für die Kapitalmärkte ein überschaubares Risiko dar. Ein Sieg des rechten Parteienbündnisses unter Führung von Giorgia Meloni ist nach Einschätzung der Union Investment zwar so gut wie sicher. Anders als bei den Parlamentswahlen im März 2018 führe die italienische Rechte aber keinen explizit anti-europäischen Wahlkampf. Vielmehr sei im Wahlmanifest das Bekenntnis zu lesen, dass Italien Teil der Europäischen Union (EU) und der transatlantischen Allianz sei.
===
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.352,44 -2,2% -74,70 -22,0%
Stoxx-50 3.335,55 -2,1% -70,87 -12,7%
DAX 12.271,80 -2,1% -259,83 -22,8%
MDAX 22.580,54 -3,0% -686,77 -35,7%
TecDAX 2.642,00 -2,3% -60,86 -32,6%
SDAX 10.537,23 -3,4% -373,19 -35,8%
FTSE 7.019,13 -2,0% -140,39 -3,0%
CAC 5.804,90 -1,9% -113,60 -18,9%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 2,04 +0,08 +2,22
US-Zehnjahresrendite 3,77 +0,06 +2,26
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 9:10 Uhr Do, 17:06 Uhr % YTD
EUR/USD 0,9763 -0,7% 0,9787 0,9815 -14,1%
EUR/JPY 139,62 -0,3% 139,26 139,53 +6,7%
EUR/CHF 0,9584 -0,3% 0,9590 1,0183 -7,6%
EUR/GBP 0,8825 +1,0% 0,8739 0,8713 +5,0%
USD/JPY 142,99 +0,5% 142,25 142,19 +24,2%
GBP/USD 1,1060 -1,7% 1,1202 1,1263 -18,3%
USD/CNH (Offshore) 7,1309 +0,7% 7,1087 7,0852 +12,2%
Bitcoin
BTC/USD 19.049,42 -0,6% 19.293,59 18.841,91 -58,8%
ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 80,62 83,49 -3,4% -2,87 +14,6%
Brent/ICE 88,34 90,46 -2,3% -2,12 +19,5%
GAS VT-Settlem. +/- EUR
Dutch TTF 186,00 187,47 -0,8% -1,47 +207,5%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.648,73 1.671,30 -1,4% -22,58 -9,9%
Silber (Spot) 19,14 19,68 -2,7% -0,53 -17,9%
Platin (Spot) 880,35 904,83 -2,7% -24,48 -9,3%
Kupfer-Future 3,35 3,49 -4,1% -0,14 -24,4%
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags
===
Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com
DJG/thl/ros
(END) Dow Jones Newswires
September 23, 2022 07:04 ET (11:04 GMT)

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Metropole Television - M6mehr Nachrichten
Keine Nachrichten verfügbar. |
Analysen zu Metropole Television - M6mehr Analysen
Aktien in diesem Artikel
Credit Suisse (CS) | 0,89 | 0,56% |
|
Credit Suisse GroupShs Sponsored American Deposit.Receipts Repr. 1 Sh | 0,80 | 1,02% |
|
Hypoport SE | 209,60 | -3,05% |
|
Metropole Television - M6 | 12,76 | 0,63% |
|
RTL | 31,30 | 0,81% |
|
Varta AG | 1,77 | 1,08% |
|
Indizes in diesem Artikel
DAX | 22 287,56 | -0,12% |