16.03.2020 18:15:45

MÄRKTE EUROPA/Börsen von Tiefs etwas erholt - Reisesektor am Boden

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind am Montag mit kräftigen Verlusten, aber doch deutlich erholt von den Tagestiefs aus dem Handel gegangen. Fundamental gab es keine neuen Nachrichten. Die Lage rund um das Coronavirus verschärft sich weiter, wie die drastischen Maßnahmen in Europa und vor allem der sich in immer mehr Ländern anbahnende Zusammenbruch des öffentlichen Lebens zeigen. Nach Italien hat auch Spanien das Land heruntergefahren. Immerhin soll sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit in der Lombardei verlangsamt haben. Deutschland hat derweil die Grenzen geschlossen.

Die Notmaßnahmen der Zentralbanken wie der US-Notenbank brachten eher zusätzliche Unruhe in die Märkte und erreichten damit das Gegenteil von dem, was sie eigentlich bezwecken sollten. Die Analysten von Goldman Sachs haben ihre US-BIP-Prognose drastisch zusammengestrichen und sehen im ersten Quartal höchstens eine Stagnation nach zuvor 0,7 Prozent Plus real. Der DAX brach um 5,3 Prozent auf 8.742 Punkte ein, lag zwischenzeitlich aber auch schon 10 Prozent im Minus. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 5,2 Prozent auf 2.450 Zähler.

US-Zinssenkung verpufft erneut

Die US-Notenbank hat am Wochenende mit einem beispiellosen Schritt die Zinsen fast auf Null gesenkt und nimmt ihr Bond-Kaufprogramm wieder auf. Auch wurden Swap-Linien mit anderen Zentralbanken vereinbart, um das internationale Finanzsystem ausreichend mit Dollar zu versorgen. Daneben sorgen EZB, Schweizer Notenbank, Bank of England und andere für Liquidität an den Märkten. Dies wird mehr als "Zeichen der Verzweiflung" gesehen. In Japan fährt die Zentralbank ihre ETF-Käufe hoch. Alle Augen sind nun auf die EZB gerichtet und ob es von ihr weitere Maßnahmen gibt.

Dabei sind sich Marktteilnehmer einig, dass die Notenbanken nicht viel ausrichten können. Der Schock an den Märkten ist angebots- und nachfrageseitig zugleich. Mehr erwartet man daher vom Treffen der Finanzminister der Eurogruppe. Hier könnten eventuell Fiskalpakete beschlossen werden, um die Konjunktur direkt anzukurbeln.

Auch die Industriedaten aus China sind beängstigend und schüren Befürchtungen, das BIP im ersten Quartal könnte schrumpfen. Die Produktion in der Januar-Februar-Periode brach um 13,5 Prozent ein, der Umsatz im Einzelhandel sogar um 20,5 Prozent. In den USA ist derweil der Empire State Index Manufacturing Index im März auf minus 21,5 nach plus 12,9 eingebrochen. Erwartet worden war lediglich ein Rückgang auf 3,5. Die meisten Analysten gehen in der Zwischenzeit davon aus, dass die Weltkonjunktur vor einer schweren Rezession steht.

Extreme Maßnahmen bei Tui ließen die Aktie um 15,4 Prozent kollabieren. Der Reisekonzern will fast alle Aktivitäten wie Pauschalreisen, Hotels und Kreuzfahrten bis zur Klärung der Viruslage aussetzen. Die Jahresprognose wurde entsprechend komplett gestrichen und keine neue mehr gewagt. Dies entspreche de facto einer Einstellung der Geschäftstätigkeit, heißt es im Handel.

Hiobsbotschaften auch von IAG (minus 27 Prozent); die Fluggesellschaft plant massive Kapazitätskürzungen von 75 Prozent. Air France fielen um 10,1 Prozent. Wie IAG will auch Air France die Kapazitäten drastisch reduzieren und sieht ein Streichungspotenzial von 70 bis 90 Prozent bei den Sitzplatzkilometern. Bei Ryanair (minus 12,7 Prozent) sieht es nicht besser aus. Dort könnte bald die gesamt Flotte am Boden bleiben. Beobachter warnen vor Insolvenzen in der Branche.

MTU brachen um 12,2 Prozent ein, Rolls-Royce um 10,4 Prozent, Lufthansa 7,9 Prozent, Airbus 7,2 Prozent und Fraport 15,8 Prozent. "Das ist die größte Branchenkrise seit 9/11", sagte ein Händler: "Wer kauft schon neue Flugzeuge, wenn er vorhandene Kapazitäten zusammenstreicht."

Nach Vorlage von Umsatzzahlen büßten H&M 10,7 Prozent ein. "Bis vor dem Virusausbruch sah es noch gut aus", sagte ein Händler: "Aber jetzt geht die Angst um, dass sich der Einbruch, den China verzeichnete, auch in Europa zeigt." Der Absatz in China brach um 24 Prozent im Quartal ein. H&M meldet nun auch in zahlreichen Ländern Europas Geschäftsschließungen.

Drägerwerk einer der wenigen Coronavirus-Gewinner

Aber es gab auch Gewinner. Dräger haussierten mit Aufschlägen von fast 21 Prozent. Das Medizintechnikunternehmen hatte am Freitagnachmittag von der Bundesregierung einen Großauftrag zur Lieferung von 10.000 Beatmungsgeräten erhalten. Dazu müssen die Produktionskapazitäten in Lübeck nach Unternehmensangaben erheblich ausgeweitet werden. "Wo hört man denn so was noch in diesen Tagen?", kommentierte ein Händler, der mit weiteren Gewinnen rechnete.

Nach laut Händlern "sehr ordentlichen" Zahlen gewannen Wacker Neuson 2 Prozent.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 2.450,37 -135,65 -5,2% -34,6%

Stoxx-50 2.406,84 -88,62 -3,6% -29,3%

Stoxx-600 284,63 -14,53 -4,9% -31,6%

XETRA-DAX 8.742,25 -489,83 -5,3% -34,0%

FTSE-100 London 5.151,08 -215,03 -4,0% -28,9%

CAC-40 Paris 3.881,46 -236,89 -5,8% -35,1%

AEX Amsterdam 416,77 -16,07 -3,7% -31,1%

ATHEX-20 Athen 1.194,86 -192,70 -13,9% -48,0%

BEL-20 Bruessel 2.535,58 -197,21 -7,2% -35,9%

BUX Budapest 32.304,48 -1884,61 -5,5% -29,9%

OMXH-25 Helsinki 2.935,31 -160,18 -5,2% -30,5%

ISE NAT. 30 Istanbul 106.609,02 -9239,97 -8,0% -23,2%

OMXC-20 Kopenhagen 964,47 -15,20 -1,6% -15,1%

PSI 20 Lissabon 3.837,38 -167,35 -4,4% -29,6%

IBEX-35 Madrid 6.107,20 -522,40 -7,9% -36,0%

FTSE-MIB Mailand 14.980,34 -973,95 -6,1% -32,1%

RTS Moskau 966,93 -24,76 -2,5% -37,6%

OBX Oslo 585,76 -23,61 -3,9% -30,5%

PX Prag 761,12 -64,03 -7,8% -31,8%

OMXS-30 Stockholm 1.329,16 -47,30 -3,4% -25,0%

WIG-20 Warschau 1.341,54 -24,43 -1,8% -37,6%

ATX Wien 1.791,42 -209,34 -10,5% -36,3%

SMI Zuerich 8.227,08 -140,48 -1,7% -22,5%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,46 0,08 -0,70

US-Zehnjahresrendite 0,78 -0,20 -1,90

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 9:44 Uhr Fr, 17:38 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1159 -0,02% 1,1208 1,1062 -0,5%

EUR/JPY 117,98 -0,64% 119,13 118,99 -3,2%

EUR/CHF 1,0562 -0,10% 1,0549 1,0565 -2,7%

EUR/GBP 0,9128 +1,45% 0,9064 0,8944 +7,9%

USD/JPY 105,71 -0,62% 106,32 107,55 -2,8%

GBP/USD 1,2229 -1,41% 1,2366 1,2366 -7,7%

USD/CNH (Offshore) 7,0062 -0,06% 7,0100 7,0302 +0,6%

Bitcoin

BTC/USD 4.997,01 -6,63% 4.855,76 5.365,01 -30,7%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 29,03 31,73 -8,5% -2,70 -52,0%

Brent/ICE 29,90 33,85 -11,7% -3,95 -53,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.511,75 1.545,96 -2,2% -34,21 -0,4%

Silber (Spot) 13,09 14,80 -11,5% -1,71 -26,7%

Platin (Spot) 659,00 755,85 -12,8% -96,85 -31,7%

Kupfer-Future 2,40 2,47 -2,6% -0,06 -14,3%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 16, 2020 13:16 ET (17:16 GMT)

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