27.04.2018 16:05:53
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MÄRKTE EUROPA/Börsen reagieren nicht auf besseres US-BIP
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Reaktion auf besser als erwartet ausgefallene US-BIP-Zahlen fällt an Europas Börsen am Freitagnachmittag verhalten aus. Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal mit 2,3 Prozent annualisiert deutlich stärker als die Prognose von 1,8 Prozent gewachsen. Zudem ist der PCE-Deflator im ersten Quartal annualisiert um 2,7 Prozent gestiegen, was auf zunehmenden Inflationsdruck hinweist. Damit erhält die US-Notenbank weitere Argumente, um im laufenden Jahr die Leitzinsen insgesamt viermal anzuheben. Die US-Währungshüter treffen sich in der kommenden Woche zu ihrer geldpolitischen Sitzung
Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries reagiert indes kaum auf die Zahlen und bleibt mit 2,97 Prozent unter der viel beachteten 3-Prozentmarke, was die Aktienkurse an den europäischen Börse neben dem schwächeren Euro treibt. Der DAX gewinnt 0,7 Prozent auf 12.587 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,3 Prozent auf 3.515 Zähler nach oben - hier drückt eine schwächere Entwicklung der Bankenwerte.
Die Märkte dürften allerdings volatil bleiben, so die vorsichtige Einschätzung im Handel. Der nachgebende Euro sorge aktuell zwar für Entspannung, allerdings zeige die Berichtssaison, was für ein Risiko von ihm für Europa ausgehe, wenn er wieder aufwerte. Die Unternehmensgewinne im vergangenen Quartal seien nämlich vom Euro stark belastet worden, wie beispielsweise die Geschäftszahlen von Renault zeigten, heißt es. Auch ist der Handelskonflikt mit den USA nicht gelöst - ohne Einigung treten die Strafzölle auf europäischen Stahl am 1. Mai in Kraft. Vom Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump wird keine Lösung des Konflikts erwartet.
Commerzbank geht von anhaltender Euro-Schwäche aus
Der Euro gibt gegen den Dollar im Vergleich zum Vortag weiter nach und kostet nur noch 1,2086 Dollar, nachdem er nach der EZB-Sitzung am Donnerstag aus der Handelsspanne zwischen 1,2160 und 1,2555 Dollar gefallen war. Die neue Euroschwäche führt Marc Ostwald von ADM Investor Services auf die Signale der EZB zurück. Sie habe gezeigt, dass eine Zinserhöhung eine nur sehr ferne Aussicht sei. Die Commerzbank geht von einer anhaltenden Euro-Schwäche aus. Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann hält mittelfristig Kurse von 1,16 Dollar für möglich.
Das britische Pfund kommt mit dem schwachen BIP aus Großbritannien zurück. Für einen Euro müssen 0,8772 Pfund bezahlt werden nach 0,8690 Pfund vor den Daten. Zum Dollar fällt das Pfund von 1,3890 weiter zurück auf 1,3788 Dollar. Die britische Wirtschaft ist im ersten Quartal nur um 0,1 Prozent gewachsen und damit deutlich weniger als die Prognose von 0,3 Prozent. Der Aktienindex FTSE-100 profitiert dagegen, und liegt mit der schwachen Devise 0,7 Prozent vorne. Die im FTSE-100 gelisteten Unternehmen erwirtschaften einen signifikanten Anteil ihrer Umsätze im Ausland, profitieren mithin von einem schwachen Pfund.
Deutsche Bank nehmen wieder Fahrt nach unten auf
Deutsche Bank setzen ihre Talfahrt fort und verlieren weitere 4,1 Prozent auf 11,35 Euro. "Im Vordergrund steht (...) das Fundamentale", meint ein Händler mit Blick auf die Enttäuschung über Geschäftszahlen und Strategieausblick des Vortages: "Die künftige Gewinnsituation ist eine Black Box, solange nicht die neue Struktur feststeht". Dies wollten viele institutionelle Anleger nicht. Dazu komme die Angst vor einem latenten Blockverkauf durch den Großaktionär HNA. Als negatives Sahnehäubchen kommen am Freitag negative Analystenstimmen wie von Credit Suisse und Societe Generale hinzu. Die Societe Generale hat das Kursziel auf 8 Euro gesenkt.
Nach durchwachsenen Geschäftszahlen geht es für Santander um 0,8 Prozent nach unten. Die UBS sieht mehr Schatten als Licht. Die Analysten verweisen unter anderem auf die Kostenentwicklung in Großbritannien sowie den regulatorischen Gegenwind, dem Santander Consumer USA ausgesetzt sei. Positiv hebt die UBS die Entwicklung in Brasilien und den USA hervor. Die Hauptrisiken lägen auf der Währungsseite und in Großbritannien. Dennoch hat die UBS ihre Kaufempfehlung für Santander bestätigt. Für den Bankensektor geht es insgesamt in Europa um 0,3 Prozent nach unten - hier drücken die wieder nachgebenden Renditen an den Anleihemärkten.
Daimler-Zahlen setzen kaum Akzente
Die Quartalszahlen von Daimler sorgen hingegen kaum für Impulse. Der Kurs steigt um 0,9 Prozent. Etwas erschwert werde eine Einordnung der neuesten Geschäftszahlen dadurch, dass Daimler - wie andere Unternehmen auch - nun neue IFRS-Buchungsstandards angewendet habe. Nach Einschätzung von Evercore ISI hat Daimler vordergründig die Erwartungen nicht erfüllt, effektiv aber schon. Die Analysten verweisen auf außergewöhnlich hohe Forschungs- und Entwicklungsausgaben, die sich im Rest des Jahres bezahlt machen dürften.
Im DAX legen BASF um 2 Prozent und Bayer um 0,9 Prozent zu. Wegen der Monsanto-Übernahme hat Bayer weitere Cropscience-Geschäfte an BASF für bis zu 1,7 Milliarden Euro verkauft. RWE fallen wegen des Dividendenabschlags um 6,9 Prozent. Linde legen um 1,4 Prozent zu, weil die Fusion mit Praxair weiter auf gutem Weg ist und Praxair am Vortag gute Geschäftszahlen vorgelegt hat. Deutsche Telekom steigen um 1,3 Prozent nach Presseberichten, nach denen eine Fusion der Tochter T-Mobile US und Sprint bereits kommende Woche auf den Weg gebracht werden könnte.
Saint Gobain steigen nach Zahlenausweis
Kräftig aufwärts um 3,1 Prozent geht es mit Saint-Gobain. Die Umsatzzahlen des Baustoffkonzerns wurden im ersten Quartal zwar von negativen Kalendereffekten und schwierigen Wetterbedingungen belastet, dies sei aber normal im Winter, heißt es im Handel. Bryan Garnier hebt positiv die Aussagen des Managements hervor, wonach die Preistrends stark blieben und erhöhte Materialkosten kompensieren dürften. Übel hat der Euro Renault erwischt. Hier wurden positive Volumeneffekte komplett durch die Währung ausgebremst. Der Kurs verliert darauf 2,8 Prozent. Der Euro könne Renault dazu zwingen, die Umsatzprognose zu senken, fürchten die Analysten von Evercore ISI.
Auch ein neues Aktienrückkaufprogramm kann den Kurs von Sanofi nicht stützen. Er fällt nach Vorlage der Quartalszahlen um 2,6 Prozent. Besonders die Medikamente gegen Multiple Sklerose hätten die Umsatzerwartungen deutlich verfehlt, heißt es bei Berenberg. Grund sei die Konkurrenz von Roche, unter der das US-Geschäft besonders stark leide.
Dank einer Prognoseerhöhung springen Salzgitter um 3,2 Prozent nach oben. Der Stahlhersteller rechnet nach einem guten Quartal nun mit einem Gewinn von 250 bis 300 Millionen Euro statt wie bisher mit 200 bis 250 Millionen. Allerdings belasten die kaum vermeidbaren US-Zölle auf europäischen Stahl. Im TecDAX gewinnen Nemetschek 3,3 Prozent. "Das Wachstum ist stark und die Margen sind hoch", sagt ein Marktteilnehmer zu den Quartalszahlen.
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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.514,65 0,25 8,62 0,31
Stoxx-50 3.069,36 0,06 1,97 -3,41
DAX 12.586,92 0,69 86,45 -2,56
MDAX 25.919,36 0,51 132,04 -1,07
TecDAX 2.633,94 0,66 17,38 4,15
SDAX 12.327,43 0,69 83,94 3,71
FTSE 7.478,89 0,77 57,46 -3,46
CAC 5.475,28 0,40 21,71 3,06
Bund-Future 158,64% 0,30 -0,37
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:42 Do, 17:11 % YTD
EUR/USD 1,2078 -0,22% 1,2095 1,2116 +0,5%
EUR/JPY 131,94 -0,30% 132,22 132,48 -2,5%
EUR/CHF 1,1960 -0,16% 1,1978 1,1969 +2,1%
EUR/GBP 0,8769 +0,81% 0,8694 1,1497 -1,4%
USD/JPY 109,25 -0,06% 109,33 109,36 -3,0%
GBP/USD 1,3776 -1,01% 1,3912 1,3931 +2,0%
Bitcoin
BTC/USD 9.224,06 +0,9% 9.243,43 8.843,19 -32,5%
Anleiherenditen aktuell Vortag YTD absolut
Deutschland 2 Jahre -0,58 -0,57 0,04
Deutschland 10 Jahre 0,57 0,59 0,14
USA 2 Jahre 2,49 2,48 0,60
USA 10 Jahre 2,97 2,98 0,56
Japan 2 Jahre -0,14 -0,14 0,00
Japan 10 Jahre 0,05 0,05 0,00
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 67,79 68,19 -0,6% -0,40 +12,9%
Brent/ICE 74,47 74,74 -0,4% -0,27 +13,6%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.320,99 1.317,28 +0,3% +3,71 +1,4%
Silber (Spot) 16,49 16,52 -0,2% -0,03 -2,6%
Platin (Spot) 913,90 909,50 +0,5% +4,40 -1,7%
Kupfer-Future 3,04 3,11 -2,3% -0,07 -8,2%
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/flf
(END) Dow Jones Newswires
April 27, 2018 10:06 ET (14:06 GMT)
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