30.07.2015 16:51:52
|
MÄRKTE EUROPA/Börsen drehen nach guten US-BIP-Zahlen ins Minus
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Angst vor einem baldigen Zinsschritt in den USA belastet die Kurse an Europas Börsen am Donnerstagnachmittag. Mit einem annualisierten Wachstum von 2,3 Prozent ist das US-BIP zwar unter der Erwartung von einem Plus von 2,7 Prozent geblieben. Allerdings wurde das Wachstum im ersten Quartal massiv auf plus 0,6 Prozent nach oben revidiert nach minus 0,2 Prozent in vorheriger Lesung. "Das relativiert die Wachstumsschwäche in den USA doch ganz erheblich", sagt ein Händler.
Der Dax zeigt sich kaum verändert bei 11.215 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,1 Prozent auf 3.572 Punkte nach unten. "Die heutigen BIP-Daten bestätigen unser Urteil, dass der zunächst gemeldete schwache Start der US-Wirtschaft in das Jahr 2015 vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen war", sagt die Commerzbank. Damit sollte die Fed Kurs halten auf höhere Zinsen noch im Jahr 2015. Ob sie bereits im September oder erst im Dezember den ersten Schritt unternehme, dürfte nun vor allem von den nächsten Arbeitsmarktberichten abhängen.
Neben Konjunkturdaten machen Unternehmenszahlen die Musik an den Märkten. Die Marktteilnehmer haben alle Hände voll zu tun, um der Flut Herr zu werden. Als "überraschend stark" werten Händler die Geschäftszahlen von Siemens. Wie die Commerzbank anmerkt, haben Auftragseingang und Gewinn von Siemens die Markterwartung im zweiten Quartal übertroffen. Der Umsatz sei dagegen hinter der Konsenserwartung zurückgeblieben. Die Anleger stören sich nicht daran - die Siemens-Aktie steigt um 3,6 Prozent.
FMC verlieren nach einer gesenkten Prognose für 2016 gleich 5,2 Prozent. Auch die Gewinne im laufenden Jahr sind unter den Erwartungen ausgefallen. Die FMC-Zahlen ziehen auch das Papier der Mutter Fresenius 1,7 Prozent in den Keller. Lange Zeit notierte die Fresenius-Aktie im Plus - gestützt von einer "extrem starken Performance" bei Kabi und einer erhöhten Jahresprognose.
Infineon verlieren nach Vorlage von Zahlen 1 Prozent. Lufthansa geben gleich 3,9 Prozent nach. Obgleich der Konzern 200 Millionen Euro an zusätzlichen Einsparungen bei den Treibstoffkosten in Aussicht gestellt hat, bleibt er bei seinem Ziel eines bereinigten EBIT von mindestens 1,5 Milliarden Euro. Nach Einschätzung von Goodbody spricht dies für einen negativen Preisgestaltungsspielraum bei der Airline. Dieser könnte sich weiter verschärfen.
adidas profitieren nach Aussagen aus dem Handel vom Einstieg des belgischen Investors Albert Frere, dessen Anteil 3 Prozent der stimmberechtigten adidas-Aktien überstiegen hat. "Seine Holding GBL ist mit einem Fünftel an Lafarge beteiligt und hat die Fusion mit Holcim unterstützt", merkt ein Händler an. Frere gelte als strategischer Investor, und am Markt könnten nun Erwartungen geweckt werden, dass Frere den Anteil an adidas noch aufstockt. adidas steigen 2,4 Prozent.
Bei der spanischen Bank Santander springe ein ungewöhnlich schwacher Nettogewinn ins Auge, sagt ein anderer Händler. Mit rund 1,7 Milliarden Euro liege dieser um rund 800 Millionen Euro unter der Schätzung seines Hauses, die Aktie verliert 3,2 Prozent. Das enttäuschende Abschneiden im wichtigsten Segment Schaden-/Unfallversicherung zieht indes bei dem schweizerischen Rückversicherer Swiss Re Verkäufe nach sich, die Aktie handelt 2 Prozent im Minus.
Die stark negative Kursreaktion von Renault auf die Quartalszahlen dürfte nicht zuletzt der von Peugeot am Vortag hochgelegten Messlatte geschuldet sein. "Nach der gewaltigen Überraschung von Peugeot haben Investoren von Renault eine stärkere Botschaft erwartet", sagt Arndt Ellinghorst von Evercore ISI. Der Boom auf den europäischen Absatzmärkten werde von schwachen Verkäufen auf den Emerging Markets konterkariert. Renault-Papier geben 8,8 Prozent nach.
Im Technologiesektor sind Alcatel-Lucent und Nokia nach guten Quartalszahlen gesucht. "Alcatel-Lucent und Nokia folgen mit ihren Ergebnissen denen von Juniper Networks vom Wochenbeginn. Sie belegen, dass die Lage (in der Branche der Telekomausrüster) besser wird oder sich zumindest nicht verschlechtert", sagt George O'Connor von Panmure. Während Alcatel-Lucent in Paris um 5 Prozent anziehen, steigen Nokia in Helsinki um 5,4 Prozent.
Am Devisenmarkt gibt der Euro nach und fällt auf 1,0926 Dollar zurück. Die US-BIP-Zahlen und die damit verbundene Zinserhöhungsfantasie lasten auf der Einheitswährung. Daneben interpretierten Analysten bereits die Fed-Sitzung vom Mittwoch positiv für den Dollar. "Der Liftoff ist näher gerückt", so die Commerzbank die Fed-Sitzung. Zwar habe die US-Notenbank kein eindeutiges Signal für eine Zinserhöhung gegeben. Sofern die Daten aber nicht massiv enttäuschten, sei ein erster Zinsschritt im September nach wie vor möglich, so die Analysten.
INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.572,22 -0,09% Stoxx-50 3.433,41 +0,53% DAX 11.215,31 +0,03% FTSE 6.669,87 +0,59% CAC 5.025,99 +0,17% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 153,93 +15
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.48 Uhr Mi, 17.35 Uhr EUR/USD 1,0926 -0,24% 1,0953 1,1022 EUR/JPY 135,89 -0,10% 136,02 136,54 EUR/CHF 1,0607 -0,11% 1,0619 1,0617 USD/JPY 124,40 0,15% 124,21 123,89 GBP/USD 1,5612 0,10% 1,5596 1,5628 Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
DJG/mpt/cln
(END) Dow Jones Newswires
July 30, 2015 10:20 ET (14:20 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 20 AM EDT 07-30-15
![](https://images.finanzen.at/images/unsortiert/wertpapierdepot-absichern-aktienchart-boerse-750493204-260.jpg)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Nachrichten zu Alcatel-Lucentmehr Nachrichten
Keine Nachrichten verfügbar. |
Analysen zu Alcatel-Lucentmehr Analysen
Aktien in diesem Artikel
adidas ADRs | 128,00 | -0,78% |
|
Banco Santander Central Hispano, SAShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh | 5,70 | 0,00% |
|
Fresenius SE & Co. KGaA (St.) | 37,31 | 0,32% |
|
Fresenius Medical Care (FMC) St. | 45,15 | 1,39% |
|
Infineon AG | 37,76 | 0,77% |
|
Lufthansa AG | 6,75 | 0,75% |
|
Nokia Oyj (Nokia Corp.) | 4,79 | 0,86% |
|
Renault S.A. | 52,64 | 0,96% |
|
Siemens AG | 226,50 | 1,07% |
|
Swiss Re AG | 89,20 | 0,22% |
|