07.02.2018 18:17:47

MÄRKTE EUROPA/Börsen deutlich erholt dank Wall Street und Euro

Von Manuel Priego-Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben sich am Mittwoch vom Schock des Flashcrashs an den US-Börsen zu Wochenbeginn kräftig erholen können. Im Handel war von Stabilisierungsansätzen nach den Turbulenzen der jüngsten Tage die Rede. Dazu trug die Erholung der Kurse genauso wie die Schwäche des Euro bei. Die Einheitswährung verbilligte sich deutlich und fiel unter das Niveau von 1,23 Dollar nach Wechselkursen um 1,2380 am Vorabend. Für den Greenback sprach die wieder gestiegene Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung im März. Diese war nach dem Flashcrash zwischenzeitlich auf 80 Prozent gefallen, bewegte sich zuletzt aber wieder Richtung 100 Prozent.

Der DAX gewann 1,6 Prozent auf 12.590 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es 1,8 Prozent auf 3.455 Zähler nach oben. Die Einigung zwischen CDU/CSU und SPD auf eine neue Große Koalition in Deutschland ließ die Aktienmärkte hingegen weitgehend kalt, und das obgleich die SPD überraschenderweise mit dem Außen- und Finanzministerium gleich zwei Schlüsselresorts für sich verbuchen konnte. "Wenigstens ist eine Lösung da", sagte ein Händler. Besonders ausländische Anleger hätten eine andauernde Hängepartie negativ gesehen. Doch muss der Koalitionsvertrag noch von der SPD-Basis bewilligt werden.

Europa auf dem Weg in die Transferunion

Für die Commerzbank ist die Einigung zwischen SPD und CDU/CSU ein weiterer Schritt Richtung Transferunion. Die Parteien bewegten sich deutlich auf die europapolitischen Ideen des französischen Präsidenten Macron und des EU-Kommissionspräsidenten Juncker zu. Sie schlagen ähnlich wie die EU-Kommission drei neue Ausgabenkategorien für den Euroraum vor und schreiben wie im Sondierungspapier, dass dies "Ausgangspunkte" für einen Haushalt für den Euroraum sein könnten. Eine Transferunion würde die Anreize für eine gute Wirtschaftspolitik auf Ebene der Einzelstaaten senken und die Währungsunion mittelfristig schwächen, so die Commerzbank.

Unter den Einzelwerten reagierten Glaxosmithkline mit Aufschlägen von 3,4 Prozent auf die Bekanntgabe der Quartalszahlen. Laut einem Analysten ist der Umsatz 2 Prozent und der Gewinn je Aktie 3 Prozent über den Schätzungen ausgefallen, auch gestützt von einer niedrigeren Steuerquote. Für Erleichterung dürfte auch die bestätigte Dividende für 2018 gesorgt haben. Angesichts einer recht hohen Dividendenrendite gab es seit geraumer Zeit Spekulationen, dass der britische Pharmakonzern diese kürzen könnte, um die Finanzierung möglicher Akquisitionen zu erleichtern.

Russland-Abschreibungen belasten Carlsberg

Abschreibungen in Russland von 4,8 Milliarden Kronen überschatteten nach Einschätzung von Liberum die Geschäftszahlen von Carlsberg. Die Analysten schlossen nicht aus, dass sich das Russland-Geschäft noch weiter abschwächen könnte. Die Aktie verlor 3,6 Prozent. Allerdings hob Liberum positiv hervor, dass die dänische Brauerei die Dividende um 60 Prozent angehoben hatte. Sie werteten dies als Hinweis dafür, dass das Unternehmen die Bilanz wieder in Ordnung gebracht hat.

Nach besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen gewannen Osram 4,7 Prozent. Die DZ Bank zeigte sich angetan, dass dies dem Unternehmen trotz negativer Währungseffekte gelungen sei. Osram habe die negativen Effekte, die weiter gestiegenen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie die kurzfristigen Effekte der erweiterten Kapazitäten ausgleichen können.

Deutsche Börse stiegen um 4,1 Prozent. Der massive Anstieg der Volatilität ist eine gute Nachricht für den Börsenbetreiber, da die Anleger gezwungen sind, ihre Portfolios über derivative Produkte abzusichern.

Hannover Rück und Talanx mit guten Zahlen

Hannover Rück übertraf die Prognose für das Konzernergebnis 2017 und war mit der Vertragserneuerung zum 1. Januar 2018 sehr zufrieden. Vor allem mit Blick auf die Erneuerungsrunde und dem bestätigten Ausblick schloss die Aktie 2,2 Prozent fester.

Auch der Versicherungskonzern Talanx (plus 3,2 Prozent) legte seine 2017er Geschäftszahlen vor. Unter anderem dank einer besseren Entwicklung in der Rückversicherung schnitt er etwas positiver ab als geplant und stellte seinen Aktionären eine Dividende "mindestens auf Vorjahreshöhe" in Aussicht.

Deutsche Bank verloren gegen den Trend 0,4 Prozent auf 13,11 Euro. Mainfirst hatte die Aktie auf "Underperformer" gesenkt mit einem Kursziel von 12 Euro. "Daneben wird der Kurs weiterhin von den Spekulationen um den Finanzbedarf des chinesischen Großaktionärs HNA belastet", sagte ein Marktteilnehmer. Adidas stiegen dagegen nach einer Hochstufung durch Mainfirst um 5,3 Prozent.

Rio mit eindrucksvollem Geschäftsjahr 2017

Der französische Pharmakonzern Sanofi konnte im Schlussquartal 2017 beim Umsatz überzeugen. An der Börse wurde aber die Ertragsseite bemängelt. Die operative Marge litt unter anderem unter höheren Betriebskosten, was sich im Ergebnis niederschlug. Eine niedrigere Steuerquote konnte dies auf Nachsteuerebene nicht ausgleichen. Der Ausblick auf 2018 wurde als vorsichtig mit Blick auf den Gegenwind von der Währungsseite eingestuft. Die Aktie verlor 1,2 Prozent.

Rio Tinto sei ein eindrucksvolles Geschäftsjahr 2017 gelungen, lobte Macquarie den Zahlenausweis des britisch-australischen Bergbaukonzerns. Neben dem hohen Gewinnwachstum und dem starken Cashflow sei vor allem die reduzierte Nettoverschuldung hervorzuheben, die auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt gefallen sei. Rio Tinto gewannen 0,9 Prozent.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

stand absolut in % seit

Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.454,52 +59,60 +1,8% -1,4%

Stoxx-50 3.070,30 +55,85 +1,9% -3,4%

Stoxx-600 380,13 +7,34 +2,0% -2,3%

XETRA-DAX 12.590,43 +197,77 +1,6% -2,5%

FTSE-100 London 7.279,63 +138,23 +1,9% -7,1%

CAC-40 Paris 5.255,90 +94,10 +1,8% -1,1%

AEX Amsterdam 536,36 +10,19 +1,9% -1,5%

ATHEX-20 Athen 2.157,50 +26,71 +1,3% +3,6%

BEL-20 Brüssel 3.991,90 +95,32 +2,4% +0,4%

BUX Budapest 39.698,10 +891,91 +2,3% +0,8%

OMXH-25 Helsinki 4.052,17 +78,04 +2,0% +3,4%

ISE NAT. 30 Istanbul 141.330,46 -112,39 -0,1% +0,2%

OMXC-20 Kopenhagen 968,98 +16,75 +1,8% -5,4%

PSI 20 Lissabon 5.326,24 +114,84 +2,2% +1,0%

IBEX-35 Madrid 9.976,90 +166,90 +1,7% -0,7%

FTSE-MIB Mailand 22.986,18 +639,17 +2,9% +2,3%

RTS Moskau 1.242,53 +9,84 +0,8% +7,6%

OBX Oslo 733,22 +14,46 +2,0% -1,3%

PX Prag 1.116,66 +18,06 +1,6% +3,6%

OMXS-30 Stockholm 1.551,15 +39,55 +2,6% -1,6%

WIG-20 Warschau 2.441,67 +29,64 +1,2% -0,8%

ATX Wien 3.508,42 +100,23 +2,9% +2,6%

SMI Zürich 8.975,01 +138,30 +1,6% -4,3%

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:23 Di, 17:37 % YTD

EUR/USD 1,2277 -0,83% 1,2396 1,2369 +2,2%

EUR/JPY 134,50 -0,94% 135,33 134,98 -0,6%

EUR/CHF 1,1588 +0,01% 1,1583 1,1620 -1,1%

EUR/GBP 0,8854 -0,18% 0,8863 1,1270 -0,4%

USD/JPY 109,55 -0,12% 109,17 109,13 -2,8%

GBP/USD 1,3866 -0,67% 1,3986 1,3940 +2,6%

Bitcoin

BTC/USD 8.147,07 +6,92% 7.377,34 6.985,20 -43,28

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 61,86 63,39 -2,4% -1,53 +2,4%

Brent/ICE 65,67 66,86 -1,8% -1,19 -0,8%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.318,43 1.324,60 -0,5% -6,17 +1,2%

Silber (Spot) 16,48 16,64 -1,0% -0,16 -2,7%

Platin (Spot) 983,10 990,10 -0,7% -7,00 +5,8%

Kupfer-Future 3,10 3,19 -2,7% -0,09 -6,0%

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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/flf

(END) Dow Jones Newswires

February 07, 2018 12:18 ET (17:18 GMT)

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