21.07.2017 16:30:49

MÄRKTE EUROPA/Autosektor und Euro belasten Börsen

   Von Manuel Priego Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen am Freitagnachmittag die Verluste kräftig aus. Neben dem hartnäckig festen Euro wird auch der Automobilsektor zum Belastungsfaktor. Laut dem Magazin Der Spiegel soll sich die deutsche Autoindustrie seit den Neunzigerjahren in geheimen Arbeitskreisen über die Technik, Kosten, Zulieferer und sogar über die Abgasreinigung ihrer Dieselfahrzeuge abgesprochen haben. Im Handel ist von einem neuerlichen Rückschlag für den ohnehin angezählten deutschen Automobilsektor die Rede.

   Der Dax verliert 1,7 Prozent auf 12.241 Punkte, für den weniger autolastigen Euro-Stoxx-50 geht es nur 1,3 Prozent auf 3.453 nach unten. Charttechnisch ist der DAX in einen kritischen Bereich abgerutscht. Sollte die Unterstützung rund um 12.400 Punkte nachhaltig unterschritten werden, könnte der Index bis in den Bereich um 12.000 Punkte abrutschen. Der Euro notiert derweil bei rund 1,1650 Dollar und damit nur unwesentlich unter seinem Tageshoch bei 1,1678 Dollar.

Draghi-Enttäuschung wirkt nach Mit Blick auf die EZB müssen Marktteilnehmer ihre Enttäuschung verarbeiten. Hier war mit einem taubenhafteren Auftritt des EZB-Präsidenten gerechnet worden. Mario Draghi unterstrich im Anschluss an die Zinssitzung der EZB, dass das Wachstum in der Eurozone an Schwung gewinne, zugleich sei eine substanzielle geldpolitische Lockerung aber weiter nötig. Damit hält sich die EZB alle Optionen offen - insbesondere auch die Option, dass die Zentralbank im September ein Tapering der EZB-Bilanz ankündigt.

   Zum Wochenschluss ist am Terminmarkt kleiner Verfall. Dies bedeutet, dass am Mittag die Optionen auf die Indizes und am Abend diejenigen auf die Einzelwerte mit Fälligkeit Juli verfallen. Im DAX hatten bereits die Bären vergangene Woche das Heft in die Hand genommen und den DAX am 12.650er-Bereich scheitern lassen. Anders als die Großen Verfallstage zum Quartalsende sind die Kleinen Termine weniger berechenbar: Schließlich ist hier kein Netting von gleichzeitig verfallenden Optionen und Futures möglich.

Neuer Imageschaden für die deutsche Autoindustrie Im DAX stehen die Aktien der Autohersteller unter massivem Abgabedruck. BMW verlieren 2,5 Prozent, Daimler 2,4 Prozent und VW 3,5 Prozent. Auch die Zulieferbranche leidet. Europaweit geht es für den Sektor 2,7 Prozent nach unten. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte dies für die Industrie "sehr teuer" werden, ganz zu schweigen vom drohenden Image-Schaden, heißt es im Handel. "Es stellt sich die Frage, wie sie das wieder hinbiegen wollen", sagt ein Händler.

   Die Anleger dürften bis auf weiteres auf Nummer sicher gehen und einen Bogen um den Sektor machen, zumindest so lange, bis man sich ein Bild über die Ausmaße machen könne. Nach Einschätzung von Evercore muss man die Vorwürfe ernst nehmen. Theoretisch könnte die EU-Kommission Strafzahlungen von bis zu 10 Prozent der Konzernumsätze erteilen. Allerdings hält Analyst Arndt Ellinghorst eine Strafe in dieser Höhe für unwahrscheinlich.

ACS könnte für Abertis bieten - HOCHTIEF fallen Mit Abschlägen von 5,8 Prozent reagieren Hochtief auf eine mögliche Offerte von ACS für Abertis. ACS teilte mit, eine Gegenofferte für Abertis in Betracht zu ziehen. Allerdings sei noch keine Entscheidung gefallen. Die italienische Atlantia hat 16,3 Milliarden Euro für Abertis geboten. Hinzu kommen Schulden von 15 Milliarden Euro, die die Italiener ebenfalls übernehmen würden. Eine mögliche ACS-Offerte für Abertis wird auf mindestens 32 Milliarden Euro veranschlagt.

   Im Handel wird nun spekuliert, dass ACS ihre Hochtief-Beteiligung oder Teile hiervon zur Disposition stellen könnte. ACS ist Mehrheitsaktionär von Hochtief und hält fast 72 Prozent der Anteile. Renta 4 hält ein Gegengebot von ACS für Abertis wegen der hohen Kosten für eher unwahrscheinlich. Die Marktkapitalisierung von ACS liegt gerade einmal bei knapp 11 Milliarden Euro. ACS müsste daher auf einen Partner zurückgreifen. ACS verlieren 5,3 Prozent, Abertis liegen 1,4 Prozent im Plus.

Aggressive Verkäufe in der Berichtssaison Bei Philips Lighting kommen weder Cashflow noch Umsatzschwund gut an: Die Papiere des Osram-Konkurrenten brechen daraufhin gleich um 7,2 Prozent ein. Auch OSRAM werden davon in Mitleidenschaft gezogen und verlieren 3,4 Prozent.

   Die Vodafone Group hat zwar im ersten Quartal ihres Geschäftsjahres einen Umsatzrückgang verzeichnet. An der Prognose für das Gesamtjahr rüttelt das Unternehmen aber nicht. Die Titel steigen gegen den Trend um 1 Prozent.

   Die Geschäftszahlen von Sartorius aus dem TecDax werden als enttäuschend beschrieben. Vor allem der Ordereingang liege deutlich unter Erwartung. Entsprechend fallen die Aktien um 4,3 Prozent. Infineon im DAX geben 3,8 Prozent nach, sie wurden von Exane BNP auf "Underperform" abgestuft. ADVA Optical setzen ihre Talfahrt am zweiten Tag nach ihren enttäuschenden Quartalszahlen fort und brechen um weitere 11 Prozent ein. Hauck & Aufhäuser hat die Aktie gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Sell" gesenkt.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.452,55 -1,34 -46,94 4,92 Stoxx-50 3.121,71 -0,90 -28,26 3,69 DAX 12.241,02 -1,66 -206,23 6,62 MDAX 24.556,79 -1,21 -300,09 10,67 TecDAX 2.270,04 -0,95 -21,81 25,30 SDAX 11.041,46 -0,66 -73,81 15,99 FTSE 7.461,13 -0,36 -26,74 4,46 CAC 5.117,18 -1,58 -82,03 5,24

Bund-Future 162,38 0,41 -0,26

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 9.56 Uhr Do, 17.25 Uhr % YTD EUR/USD 1,1647 +0,07% 1,1638 1,1635 +10,7% EUR/JPY 129,65 -0,32% 130,06 129,82 +5,5% EUR/CHF 1,1036 -0,29% 1,1068 1,1062 +3,0% EUR/GBP 0,8972 +0,16% 0,8958 1,1169 +5,3% USD/JPY 111,32 -0,38% 111,74 111,58 -4,8% GBP/USD 1,2983 -0,07% 1,2992 1,2994 +5,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,45 46,92 -1,0% -0,47 -18,5% Brent/ICE 48,95 49,3 -0,7% -0,35 -16,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.249,82 1.244,70 +0,4% +5,12 +8,5% Silber (Spot) 16,44 16,34 +0,6% +0,10 +3,2% Platin (Spot) 933,00 928,50 +0,5% +4,50 +3,3% Kupfer-Future 2,74 2,72 +0,8% +0,02 +8,5% === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/cln

   (END) Dow Jones Newswires

   July 21, 2017 10:00 ET (14:00 GMT)

   Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.- - 10 00 AM EDT 07-21-17

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Infineon AG 32,90 -0,17% Infineon AG
Mercedes-Benz Group (ex Daimler) 53,31 -0,98% Mercedes-Benz Group (ex Daimler)
OSRAM AG 51,80 0,00% OSRAM AG
Sartorius AG Vz. 216,00 -0,51% Sartorius AG Vz.
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