Machtkampf bei Telecom Italia: Neue Führungsspitze unter Beschuss

    LONDON (dpa-AFX) - Beim ehemaligen Staatskonzern Telecom Italia tobt ein Machtkampf unter den Großaktionären. Der "Financial Times" (Freitag) zufolge will ein Großteil der Anteilseigner an diesem Freitag über die Zukunft des Verwaltungsrats und des neuen Unternehmenschefs Marco Patuano abstimmen. Demnach fürchten viele Investoren einen zu großen Einfluss des spanischen Großaktionärs Telefonica. Unter anderem geht es um einen möglichen Verkauf des lukrativen Brasilien-Geschäfts. Einige Investoren fürchten offenbar, dass der hochverschuldete Konzern diese Sparte auf Druck der Spanier unter Wert verscherbeln könnte.

    Angestoßen wurde das Misstrauensvotum von der Investmentfirma Findim. Deren Chef Marco Fossati schätzt dem Blatt zufolge, dass er rund ein Fünftel der Anteilseigner für seine Position gewinnen dürfte. Für das heutige Treffen hätten sich Aktionäre angemeldet, die zusammen mehr als die Hälfte der Anteile an Telecom Italia hielten.

    Allerdings sei unklar, ob Fossati eine Mehrheit gegen Telefonica finden könne. "Es wird eng", sagte er der Zeitung. Die Spanier sind über die Investorengruppe Telco an Telecom Italia beteiligt, die rund 22,4 Prozent der Papiere kontrolliert. Telefonica wiederum hält knapp die Hälfte der Telco-Anteile - und die Gruppe hat sich bereits für Vorstandchef Patuano ausgesprochen. Dieser war im Oktober auf den Chefposten gerückt, nachdem die Spanier Vorgänger Franco Bernabe das Vertrauen entzogen haben sollen.

    Durch die enge Ausgangssituation könnte laut "FT" der Vermögensverwalter Blackrock den entscheidenden Ausschlag bei der Abstimmung geben. Er hält inzwischen 7,8 Prozent der Stimmrechte an Telecom Italia. Noch sei jedoch unklar, auf welche Seite sich die US-Amerikaner schlagen. Die beteiligten Konzerne wollten die Vorgänge dem Bericht zufolge nicht kommentieren./mmb/stw /fbr