26.09.2015 13:50:47
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Künast: Betroffene VW-Kunden haben Anspruch auf Schadenersatz
BERLIN (AFP)--Käufer von manipulierten VW-Dieselautos haben nach Ansicht der Grünen-Politikerin Renate Künast auch in Deutschland ein Recht auf Schadenersatz. "Tatsache ist, dass Kunden ein Auto gekauft haben, das die zugesicherten Eigenschaften nicht hat", sagte Künast den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die betroffenen VW-Kunden sollten deshalb "eine ordentliche Entschädigung durch den Konzern erhalten", forderte die frühere Verbraucherschutzministerin.
Die Bundesregierung müsse die Verbraucher bei der Durchsetzung ihrer Rechte unterstützen. "Wir dürfen die vielen Verbraucher nicht alleine lassen. Es muss deshalb in den nächsten Wochen eine juristische Vorklärung durch den Verbraucherminister geben", appellierte Künast an Bundesverbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD). Dieser müsse klären, welchen Rechtsweg betroffene Kunden einschlagen könnten.
Darüber hinaus müsse mit Volkswagen geklärt werden, welche Entschädigungsangebote der Konzern den Kunden freiwillig anbieten könne. Der Bund müsse klären, ob die betroffenen Autos nachgebessert würden, der Verbraucher eine Kaufpreisermäßigung erhalte oder den Kaufpreis für das Auto erstattet bekomme, sagte Künast. Zudem brauche Deutschland "dringend die Möglichkeit von Gruppenklagen", mit denen Kunden viel mehr Macht entwickeln könnten.
Am Freitag hatte bereits der Verbraucherzentrale Bundesverband erklärt, der VW-Abgas-Skandal zeige die Notwendigkeit von Gruppenklagen in Deutschland.
Von dem Abgas-Skandal sind weltweit allein rund fünf Millionen Fahrzeuge der Marke Volkswagen Pkw betroffen. Die Motoren wurden auch in Modellen der tschechischen VW-Tochter Skoda und der spanischen Konzern-Tochter Seat verbaut.
Die US-Umweltbehörde EPA hatte in der vergangenen Woche aufgedeckt, dass bei VW-Dieselfahrzeugen in den USA die Abgastests manipuliert worden waren. Mit Hilfe einer speziellen Software wurden im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen als im regulären Betrieb.
Die Software ist laut VW in insgesamt elf Millionen Fahrzeugen des Konzerns weltweit verbaut. In Deutschland sind 2,8 Millionen Fahrzeuge betroffen.
Als Konsequenz aus der Affäre war Martin Winterkorn am Mittwoch als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns zurückgetreten. Zu seinem Nachfolger wählte der Aufsichtsrat am Freitag den bisherigen Porsche-Chef Matthias Müller.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) forderte von Volkswagen unterdessen rasche Aufklärung. Sie befürchtet einen erheblichen Imageschaden für die deutsche Wirtschaft. "Wenn ein deutscher Weltkonzern sich so eklatant über Umweltregeln hinwegsetzt, dann wirft das einen Schatten auf die Umweltversprechen deutscher Unternehmen", sagte Hendricks dem Handelsblatt.
Die Glaubwürdigkeit der deutschen Industrie sei ein hohes Gut. Die Marke "Made in Germany" dürfe deshalb nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, mahnte die Ministerin. Darum müsse der Wolfsburger Konzern "neben all den personellen Konsequenzen jetzt auch inhaltlich an die Arbeit gehen und so rasch wie möglich vollständig aufklären".
Hendricks kündigte zudem einen Kurswechsel bei den Abgasmessungen an: "Wir arbeiten derzeit in Brüssel an neuen, ehrlichen Messverfahren. Wir dürfen uns nicht nur auf Tests im Labor verlassen." Vielmehr müsse "im realen Fahrbetrieb gemessen werden, was aus dem Auspuff rauskommt".
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/brb
(END) Dow Jones Newswires
September 26, 2015 07:18 ET (11:18 GMT)- - 07 18 AM EDT 09-26-15
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