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03.05.2020 14:50:41
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Kreuzfahrtriese im Corona-Test: 'Mein Schiff 3' bleibt in Quarantäne
CUXHAVEN/HAMBURG (dpa-AFX) - Ein abgeschotteter Ozeanriese in Cuxhaven: Die "Mein Schiff 3" vom Reise-Unternehmen Tui Cruises hat keine Touristen an Bord - doch alle knapp 3000 Kreuzfahrt-Beschäftigten, die sie als eine Art Sammeltransporter heimbringen sollte, müssen jetzt zum Coronavirus-Test.
Bei einem Crew-Mitglied war am Donnerstag der Covid-19-Erreger nachgewiesen worden. Die Untersuchung eines engeren Personenkreises wurde mittlerweile auf die gesamte Besatzung ausgedehnt, wie Tui am Wochenende mitteilte. Ergebnisse könnten ab Montagabend vorliegen. Das Schiff sollte den niedersächsischen Hafen an der Elbmündung nach der Entnahme von Abstrichen frühestens am Sonntagabend verlassen.
Das positiv getestete Besatzungsmitglied sei inzwischen auf der Isolierstation des Helios-Klinikums Cuxhaven, berichtete eine Sprecherin der Kreuzfahrtmarke des weltgrößten Reisekonzerns Tui. Der Patient sei "wohlauf" und habe "weiterhin nur milde Symptome".
Beim Landkreis Cuxhaven hieß es, unter zunächst knapp 250 Getesteten habe man keine weiteren Infizierten entdeckt. In Abstimmung mit dem Krisenstab und dem Landes-Sozialministerium in Hannover sei jedoch festgelegt worden, alle übrigen Besatzungsmitglieder vorsorglich ebenfalls zu untersuchen. Dazu kam ein "Abstrich-Team" an Bord. Experten für die Nachverfolgung von Infektionsketten aus dem Robert Koch-Institut prüften, woher der eine bestätigte Corona-Fall stammt.
Nach dem Abschluss der weiteren Tests soll die "Mein Schiff 3" für einige Tage auf die Nordsee hinausfahren, kündigte der Cuxhavener Landrat Kai-Uwe Bielefeld (parteilos) an. Tui Cruises erklärte, dies habe "technische Gründe" wie etwa Umweltregularien. Später solle der Ozeanriese in einen deutschen Hafen zurückkehren.
Das Unternehmen hofft, dass die Besatzungsmitglieder dann nach Hause fahren können. Landrat Bielefeld und Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) gaben Entwarnung für die Menschen an Land: "Eine Gefährdung für die Bevölkerung der Stadt und des Landkreises Cuxhaven besteht weiterhin nicht."
Die "Mein Schiff 3" war in der Corona-Krise umfunktioniert worden. Weil in vielen Ländern Häfen geschlossen und Kreuzfahrt-Crews der Ausstieg verwehrt wurde, hatte Tui Cruises die Mitarbeiter auf dem Schiff zusammengezogen - von Cuxhaven aus sollten sie die Rückreise in ihre Heimat antreten. "Die gesamte Besatzung aller Schiffe befindet sich seit über vier Wochen im Isolationszustand an Bord", hieß es.
Einige Mitarbeiter hatten sich in den vergangenen Tagen schlecht gefühlt, 15 wandten sich mit "leichten grippeähnlichen Symptomen" an das Bordhospital. Das Gesundheitsamt und der hafenärztliche Dienst des Kreises Cuxhaven ordneten Corona-Tests an - dabei zeigte sich das eine positive Resultat. "Um eine weitere Ansteckung auszuschließen, hat Tui Cruises mit den Behörden abgestimmt, nun die gesamte restliche Besatzung zu testen", hieß es.
Insgesamt seien derzeit 2899 Menschen an Bord. Einige weitere hatten seit Dienstag schon das Schiff verlassen. Sie wurden "aufgefordert, sich in ihrer Heimat umgehend in häusliche Quarantäne zu begeben".
Bei Corona-Ansteckungen auf Schiffen ist wegen der Enge besondere Vorsicht geboten. Aber auch Maßnahmen zur Abschottung sind - je nach Fortgang des Infektionsgeschehens - nicht ohne Risiko.
So war etwa im Februar die "Diamond Princess" aus den USA im Hafen der japanischen Stadt Yokohama unter Quarantäne gestellt worden. Dies war umstritten und trug nach Ansicht von Kritikern dazu bei, dass sich vermeidbar viele Menschen infizierten. Vor wenigen Tagen steckten sich weitere Besatzungsmitglieder der in Nagasaki in einem Reparaturdock liegenden "Costa Atlantica" an. Und in den USA durfte die "Zaandam" erst spät im Hafen von Fort Lauderdale (Florida) anlegen - auf dem Schiff waren zuvor mehrere Passagiere positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Das weltweite Reisegeschäft von Tui ruht wegen der Corona-Pandemie schon seit Wochen. Zur Überbrückung der Krise bekommt der Konzern einen Staatskredit von 1,8 Milliarden Euro. Erst kürzlich verlängerte Tui Deutschland seinen Reisestopp ins Ausland angesichts der weltweiten Reisewarnung der Bundesregierung bis Mitte Juni./jap/DP/mis

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