09.06.2016 13:47:47

INTERVIEW/Unitymedia-CEO: Telekom-Chef ist gutes Testimonial für uns

   Von Archibald Preuschat

   KÖLN (Dow Jones)--Deutschland tut sich schwer auf dem Weg in die Gigabit-Gesellschaft, in der allerorten schnell gesurft werden kann. Zwar investieren Deutsche Telekom und Co. Milliarden in neue Netze, streiten aber auch um die richtige Technologie. Die Kabelnetzbetreiber nehmen derweil den Zwist gelassen zur Kenntnis. Ihre Netze ermöglichen schon heute recht hohe Datenübertragungs-Geschwindigkeiten. Lutz Schüler, Chef von Deutschlands zweitgrößtem Kabelnetzbetreiber Unitymedia, erzählt Dow Jones auf der Kölner Fachmesse AngaCom, was sein Unternehmen tun kann und wird, damit schnelles Surfen in Deutschland für jeden möglich sein wird.

   Dow Jones: Herr Schüler, Telekom-Chef Timotheus Höttges, sprach zuletzt vom Kabel-Monopol. Was kann Herr Höttges denn damit meinen?

   Lutz Schüler: Er sagt damit, dass wir die schnellsten Netze haben, wo die Telekom nicht mithalten kann. Und das stimmt ja auch. Herr Höttges ist ein prima Testimonial für uns.

   Dow Jones: Jetzt wird in Berlin und in Brüssel gestritten, wie Deutschland in die Gigabit-Gesellschaft geführt werden kann. Was kann Unitymedia dazu beitragen?

   Lutz Schüler: Seit Jahren wird über die Gigabit-Gesellschaft geredet. De facto sind gerade mal 1 Prozent der deutschen Haushalte, sprich 400.000, an das Glasfaser-Netz angeschlossen. Wir können 12,8 Millionen Haushalte mit unserem Netz erreichen. Und die werden noch in diesem Jahrzehnt die Chance haben, mit mehr als 1 Gigabit pro Sekunde zu Surfen.

   Dow Jones: In diesem Jahrzehnt, aber noch nicht in diesem Jahr?

   Lutz Schüler: In diesem Jahr braucht man diese Geschwindigkeiten noch nicht. Wir bieten zurzeit Geschwindigkeiten von 400 Megabit pro Sekunde, das ist viermal so schnell wie die Geschwindigkeit, von der die Deutsche Telekom mit Vectoring träumt.

   Dow Jones: Jetzt konkurrieren die Technologien. Die einen setzen auf Vectoring, die anderen halten nur Glasfaser für zielführend, sie setzen auf Kabel. Behindert diese Konkurrenz den Weg in die Gigabit-Gesellschaft?

   Lutz Schüler: Mit Kabelnetzen ist es möglich, zu relativ überschaubaren Kosten in die Gigabit-Gesellschaft zu kommen, denn wir müssen die letzte Meile nicht überbrücken. Vectoring macht nichts anderes, als das letzte aus dem Kupferkabel heraus zu holen. Aber jeder ist sich wohl einig, dass ein Kupferkabel nicht der Weg in die Gigabit-Gesellschaft ist. Jetzt stellt sich die Frage, wo kommen die 70 bis 80 Milliarden Euro für den Breitband-Ausbau in Deutschland hin. Und da tanzt jeder rum. Wir müssen nicht mittanzen, denn wir haben eine Antwort.

   Dow Jones: Ja gut, aber im ländlichen Raum gibt es ja auch kein Unitymedia.

   Lutz Schüler: Wir decken 75 Prozent der drei Bundesländer, in denen wir tätig sind, ab. Um 75 Prozent Glasfaser-Abdeckung in ganz Deutschland zu erreichen, müssten sie erst mal 60 Milliarden Euro ausgeben. Und wir bauen weiter aus. Wir haben zugesagt, dass wir in diesem Jahr 200.000 Wohneinheiten neu an unser Netz anschließen. Und wenn das erfolgreich ist, werden wir im kommenden Jahr sagen, wie viel Ausbau wir uns in den nächsten Jahren zutrauen.

   Dow Jones: Wieviel müsste man Unitymedia bezahlen, damit sie auch in, sagen wir, Dörfern in Westfalen, ein Kabelnetz anbieten?

   Lutz Schüler: Wir glauben an den Infrastruktur-Wettbewerb. Fördermittel würden wir nur bekommen, wenn wir unsere Netze für andere öffnen würden. Das wollen wir nicht, denn das untergräbt den Infrastruktur-Wettbewerb. Von daher ist diese Frage spekulativ.

   Dow Jones: Spüren Sie als Unitymedia-CEO auch eine gesellschaftliche Verantwortung beim Breitband-Ausbau?

   Lutz Schüler: Absolut, wir lassen unsere Kunden am digitalen Leben teilnehmen. Aber Vectoring hat ja auch wenig mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun, weil es dort ausgebaut wird, wo es schon Kabel gibt.

   Dow Jones: Aber Sie bekennen sich ja auch zum Infrastruktur-Wettbewerb.

   Lutz Schüler: Absolut, wir haben auch nichts gegen den Vectoring-Ausbau der Telekom. Das soll Herr Höttges auch mal tun. Wir finden Wettbewerb gut. Aber es ging ja um gesellschaftliche Verantwortung.

   Dow Jones: Unitymedia ist die Tochter eines börsennotierten US-Unternehmens. Aber wenn Sie so viel Geld ausgeben könnten, wie sie wollten: Was würden Sie tun, um Deutschland in die Gigabit-Gesellschaft zu führen?

   Lutz Schüler: Genau das, was wir auch tun. Wir müssen unsere Netze ausbauen. Wir müssen mehr Glasfaser in unsere Netze bringen, um die Kapazitäten zu erhöhen. Und wir müssen die Modems unserer Kunden austauschen, damit diese die höheren Geschwindigkeiten auch nutzen können. Wenn jeder Marktteilnehmer das in den Gebieten macht, in denen er vertreten ist, dann sind wir auch schon da in der Gigabit-Gesellschaft.

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

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   June 09, 2016 07:17 ET (11:17 GMT)

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