09.03.2016 18:34:51
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INTERVIEW/Merck will die weltweite Nummer 1 bei OLED werden
(Wiederholung)
Von Heide Oberhauser-Aslan
DARMSTADT (Dow Jones)-Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck will nach der Marktführerschaft bei Flüssigkristallen auch bei OLEDs zum Branchenchampion aufrücken. Um das Ziel zu erreichen, wird derzeit kräftig in den Bereich investiert. "Wir wollen dort wie bei den Flüssigkristallen die Nummer 1 werden", kündigte Walter Galinat, der seit 2010 den Unternehmensbereich Performance Materials verantwortet, im Gespräch mit Dow Jones an. Dort hat Merck die Geschäfte mit Flüssigkristallen, Effektpigmenten, Halbleitermaterialien und OLEDs gebündelt.
Galinat wird zum 30. April auch in die Geschäftsleitung von Merck aufrücken. Noch verdient Merck kein Geld mit OLEDs, denn die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung liegen fast in der Größenordnung des Umsatzes, wie Galinat sagte.
Auch der Umsatz, den das Unternehmen auf einen höheren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag beziffert, ist noch überschaubar. Allerdings wächst das Geschäft bei Merck derzeit stark. Galinat geht davon aus, dass sich die Erlöse in diesem Jahr bereits etwa verdoppeln werden. "Dann wären wir in diesem Jahr schon bei einem dreistelligen Millionen-Euro-Betrag", sagte er. Zudem rechnet er damit, dass Merck in absehbarer Zeit auch die Gewinnschwelle in dem Geschäft erreichen wird.
Merck spielt bei OLED schon vorne mit Organische Leuchtdioden, kurz OLEDs, werden etwa in Bildschirmen, Smarthpones und Tablet-Computern eingesetzt. Der Vorteil gegenüber Flüssigkristallen: Sie bieten unter anderem mehr Farbbrillianz und verbrauchen deutlich weniger Energie.
Merck ist heute schon auf dem Gebiet die Nummer 3 in der Welt. Die beiden anderen wichtigen Spieler sind die japanische Sumitomo und der US-Konzern Universal Display Corporation. Der Markt sei erst im Entstehen, aber Merck spiele hier bereits ganz vorne mit, sagte Galinat.
Wie ernst es Merck mit der neuen Technologie ist, zeigen auch die Aktivitäten: Weltweit arbeiten bereits 300 Mitarbeiter bei Merck in Forschung, Anwendungstechnik und Produktion im OLED-Bereich. Mehr als zwei Drittel, rund 200 Leute, sind am Firmensitz in Darmstadt beschäftigt. Dort wird zur Zeit eine Produktion für OLED-Materialien aufgebaut, die sich Merck etwa 30 Millionen Euro kosten lässt. Die neue Anlage soll zur Jahresmitte in Betrieb gehen. Im vergangenen Jahr hat Merck ein Anwendungslabor für OLEDs in Korea gebaut.
Kooperation mit EPSON macht Fortschritte Auch technologisch hat Merck bereits Fortschritte erzielt. Das Unternehmen hat sich schon länger das Ziel gesetzt, alle chemischen Materialien, die für ein OLED-Display gebraucht werden, selbst zu entwickeln und anzubieten. Für Kunden, die die OLED-Technik in ihren Produkten einsetzen wollen, hat das den Vorteil, dass sie nur mit einem Hersteller zusammenarbeiten müssen. Merck sei auf diesem Weg schon sehr weit fortgeschritten und könne heute nahezu alle chemischen Materialien für OLEDs schon selbst entwickeln, sagte Galinat.
Das sei wichtig auch für den nächsten großen Schritt, die druckbaren OLED-Materialien, erklärte der Manager. Mit dem japanischen Druckspezialisten Epson hat Merck 2012 eine strategische Partnerschaft geschlossen. Ziel der Allianz ist es, OLED-Displays mit Tintenstrahltechnologie herzustellen. Gegenüber dem herkömmlichen Verfahren ist die Tintenstrahltechnologie deutlich günstiger, denn der Materialverlust ist hier viel geringer. Damit würden auch die Endgeräte konkurrenzfähiger, sagte Galinat.
OLED-Materialien findet man heute vor allem in Smartphones, Smartwatches und Tablets, bei Fernsehern ist die Stückzahl noch sehr gering, weil die Preise immer noch sehr hoch sind. Noch sind die Produkte aus der Kooperation mit Epson nicht am Markt. Doch der ein koreanischer Konzern testet sie derzeit. "Die Tinten, die mit den OLED-Materialien von Merck versehen sind, laufen dort derzeit auf zwei riesigen Druckern, die 2,5 Meter in der Breite drucken können", wie Galinat sagte.
Er hofft, dass der Probebetrieb zu positiven Ergebnissen führt. "Das würde die Branche definitiv verändern", sagte Galinat. "Sollte der Probebetrieb erfolgreich sein, gehe ich davon aus, dass Epson mit schönen Folgeaufträgen durch andere Displayhersteller rechnen kann, was sich auch positiv auf uns auswirken würde", erklärte der Manager.
Flüssigkristalle werden weiter dominieren Dass es Merck mit der OLED-Technologie gelingen könnte, an die exorbitant hohen Margen der Flüssigkristalle heranzureichen, ist auch für Galinat schwer vorstellbar. "Wir haben bei Flüssigkristallen schon ein außergewöhnlich hohes Niveau, ob man das nochmal wiederholen kann, bezweifele ich", räumte der Manager ein. "Das heißt aber nicht, dass die Margen die wir erzielen können, nicht trotzdem überproportional attraktiv sind", sagte er. Der gesamte Unternehmensbereich Performance Materials erzielte 2015 bei 2,6 Milliarden Euro Umsatz eine EBITDA-Marge vor Sondereinflüssen von 44,3 Prozent.
"Wir wollen unsere derzeitige Profitabilität bewahren", kündigte der Manager an. "Mit AZ Electronic Materials ist uns das auch gelungen, da hatten wir keinerlei Verwässerungseffekt bei der Profitabilität", meinte er. Die britische Spezialchemiefirma hatte Merck 2014 für rund 2 Milliarden Euro übernommen.
Noch wird der Display-Markt von der Flüssigkristalltechnologie dominiert und das dürfte auch, so glaubt Merck, noch Jahre so sein. Marktbeobachter erwarten, dass der Anteil von OLED an den gesamten Flachbildschirmen bis 2020 bei etwa 10 Prozent liegen könnte.
Merck sucht neue Anwendungen für Flüssigkristalltechnologie Die Flüssigkristalltechnologie sieht er noch längst nicht ausgereizt. "Dem Preisdruck in der Branche begegnen wir mit Innovation", sagte Galinat. Merck bringe im Schnitt alle 2 bis 3 Jahre neue Technologien auch bei Flüssigkristallen in den Markt. Ein Beispiel ist etwa die energiesparende UB-FFS-Technologie. Flüssigkristall-Innovationen finden sich etwa in Fernsehbildschirmen mit höherer Auflösung und vor allem in Smartphones und Tablets der neuesten Generation. Dank der neuen innovativen Technologien schaffe es Merck, über das gesamte Portfolio das Preisniveau stabil zu halten, erklärte der Manager.
Das Umsatzwachstum hat sich bei Merck bei Flüssigkristallen nach dem Ende der Umstellung von Röhren- auf Flachbildschirme inzwischen normalisiert. "Wir wachsen hier mit 3 bis 5 Prozent jährlich", sagte Galinat. "Wenn wir keine anderen Anwendungen für Flüssigkristalle finden würden, wäre unser Wachstum in Zukunft also in diesen Größenordnungen", meinte er. Doch der Manager ist auch hier optimistisch: "Wir haben bereits Ideen für neue Anwendungen", sagte er. Beispiele seien etwa die Smartwindows (Flüssigkristallfenster) oder der Einsatz bei Antennen in der Automobilindustrie.
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com
DJG/hoa/mgo
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March 09, 2016 12:04 ET (17:04 GMT)
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