Weniger Rücklagen 03.02.2022 17:41:00

ING-Aktie dennoch verlustreich: ING verdoppelt Jahresgewinn

ING-Aktie dennoch verlustreich: ING verdoppelt Jahresgewinn

Auch dank gestiegener Erträge sprang der Nettogewinn um 92 Prozent auf fast 4,8 Milliarden Euro in die Höhe, wie der Mutterkonzern der gleichnamigen deutschen Direktbank am Donnerstag in Amsterdam mitteilte. Analysten hatten jedoch mit noch mehr gerechnet.

Größter Hebel für die Gewinnentwicklung war 2021 die gesunkene Risikovorsorge für befürchtete Kreditausfälle. Mit 516 Millionen Euro legte die Bank zu diesem Zweck rund 81 Prozent weniger Geld zurück als im ersten Corona-Jahr 2020. Allein dies ließ das Ergebnis nun deutlich nach oben schnellen. Nachdem die ING-Aktionäre bereits im Oktober eine Zwischendividende von 21 Cent je Aktie erhalten haben, sollen sie noch eine Schlussdividende von 41 Cent bekommen.

Im abgelaufenen Jahr konnte die Bank auch ihre Einnahmen steigern. Während der Zinsüberschuss bei 13,6 Milliarden Euro praktisch stagnierte, legte der Überschuss aus Provisionen und Gebühren um 17 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zu. Insgesamt steigerte die Bank ihre Erträge dadurch um knapp fünf Prozent auf rund 18,5 Milliarden Euro.

Im vierten Quartal wuchs der Gewinn im Vorjahresvergleich mit plus 30 Prozent jedoch unterdurchschnittlich. Das lag auch an dem Ausstieg aus dem Privatkundengeschäft in Frankreich: Rückstellungen für den geplanten Stellenabbau und Abschreibungen schlugen hier mit 141 Millionen Euro negativ zu Buche.

ING Deutschland verdient mehr - starkes Wertpapiergeschäft

ine geringere Risikovorsorge als im Vorjahr und gestiegene Provisionseinnahmen haben der deutschen Tochter der niederländischen Bank ING trotz höherer Kosten einen Gewinnanstieg beschert. Die ING Deutschland konnte ihre Erträge zudem leicht steigern, wozu ein starkes Wertpapiergeschäft beitrug.

Der Vorsteuergewinn stieg um 12 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro. Nach Steuern stand ein Gewinn von 797 Millionen Euro zu Buche, das waren 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

Für ausfallgefährdete Kredite musste ING Deutschland nur noch 113 Millionen Euro und damit weniger als die Hälfte des ersten Corona-Jahres 2020 zurückstellen. Auf der anderen Seite drückten höhere Kosten auf das Ergebnis, vor allem wegen Investitionen in Personal und neue Produkte. So rückte die Aufwand-Ertrags-Relation auf 51,2 von 49,9 Prozent vor. Damit musste ING Deutschland für einen Euro Ertrag gut 51 Cent aufwenden.

Die Erträge stiegen minimal auf 2,63 von 2,61 Milliarden Euro. Der Provisionsüberschuss legte dank des starken Wertpapiergeschäfts um 13 Prozent auf 543 Millionen Euro zu. Die Wertpapiertransaktionen stiegen auf den Rekordwert von 34,0 Millionen nach 26,9 Millionen im Vorjahr. Der Zinsüberschuss gab dagegen um 4 Prozent auf 1,97 Milliarden Euro nach.

"Wir haben unser Angebot ausgebaut, sind ausgewogen gewachsen und haben schlussendlich ein starkes Ergebnis erzielt", sagt ING-Deutschland-Chef Nick Jue laut Mitteilung. "Gleichzeitig hat das Geschäftsjahr schwierige Entscheidungen und gewichtige Aufgaben mit sich gebracht: Wir haben das Privatkundengeschäft in Österreich aufgegeben, Verwahrentgelte eingeführt und das AGB-Urteil des Bundesgerichtshofs umgesetzt."

Die Bank zählte Ende 2021 rund 9,09 Millionen Privatkunden, ein Rückgang im Vergleich zur Vorjahreszahl von 9,53 Millionen. Bereinigt um den Wegfall von Privatkunden in Österreich verzeichnete sie einen Nettokundenzuwachs in Deutschland von rund 131.000.

Die Zahl der Kunden, die neben dem Girokonto mit regelmäßigem Geldeingang mindestens ein weiteres Produkt der Bank nutzen, stieg um 106.000 auf 2,26 Millionen. Die Zahl der Girokonten, für die Bank ein wichtiges Einstiegsprodukt, legte zum Jahresende um etwa 94.000 auf 2,97 Millionen zu.

Der Mutterkonzern ING Group hat am Morgen bereits Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr bekanntgegeben. Der Nettogewinn stieg um 92 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro.

ING-Aktien fielen an der EURONEXT zuletzt um 2,16 Prozent auf 13,22 Euro.

AMSTERDAM/FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones)

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