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22.09.2013 21:56:30

Gutes Wahlergebnis bringt Union in Bedrängnis

   Von Stefan Lange

   BERLIN--Der Sekt floss bereits in Strömen, als noch gar keine Ergebnisse vorlagen. Im Konrad-Adenauer-Haus war offenbar schon weit vor 18 Uhr durchgesickert, dass CDU und CSU die Bundestagswahl 2013 haushoch gewonnen haben. Dass zu diesem Zeitpunkt noch ein dickes Fragezeichen hinter der FDP stand und auch im Laufe des Abends weiter stehen sollte, vermochte die Stimmung nicht zu trüben.

   Ob nun eine Neuauflage der Großen Koalition mit der SPD, eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition oder gar eine Alleinherrschaft der Union - allen war von Anfang an klar, dass die CDU-Vorsitzende Angela Merkel Kanzlerin bleiben wird.

   Über 8 Prozent Plus bei einer Bundestagswahl, das beste Ergebnis für die Union seit 1990, möglicherweise eine absolute Mehrheit nach Sitzen im Bundestag - die Freude über das gute Abschneiden und die laut Prognosen 42 Prozent für CDU und CSU war den Gästen im Konrad-Adenauer-Haus fest ins Gesicht geschrieben. Als Kanzlerin Merkel dann auf die Bühne der CDU-Zentrale trat, da gab es kein Halten mehr. Laute "Angie, Angie"-Rufe hallten durchs Foyer, Merkel führte ihre Hände zur Raute zusammen, eine Geste, die nun wohl unauslöschlich mit ihr verbunden ist.

   Auch die Kanzlerin freute sich, sprach von einem "super Ergebnis". Sie dankte den Wählern und versprach, man werde mit dem Vertrauensbeweis "sorgsam umgehen". Wie nahe Merkel dieser nahezu historische Sieg ging, wie gerührt sie war, zeigte der Dank "an meinen Mann, der dort an der Seite steht". So privat äußert sie sich eigentlich nie.

   Die CDU hat also alles richtig gemacht mit der Entscheidung, im Wahlkampf alles auf Merkel zu konzentrieren. Fast 60 Termine absolvierte Merkel bundesweit, alle Wahlplakate hatten zum Schluss nur noch ein Motiv: Die Kanzlerin. Zwanzig Jahre lang hatte die CDU auf ein solches Ergebnis warten müssen, Merkel strafte allen Kritiker Lügen, die das Ende der klassischen Volksparteien in Deutschland vorhergesehen hatten.

   Gegen 20 Uhr wurde es allerdings auch im Konrad-Adenauer-Haus wieder ruhiger. Die FDP, das scheint nach mehreren Hochrechnungen so gut wie sicher, wird erstmals seit Bestehen des Bundestages nicht mehr im Parlament vertreten sein. Eine absolute Katastrophe für eine Partei, die für sich beansprucht, die Partei mit der längsten Regierungsverantwortung zu sein. In die traditionelle Elefantenrunde von ARD und ZDF wurde die FDP - welche Schmach - schon gar nicht mehr eingeladen.

   Die denkbare absolute Mehrheit für CDU und CSU schmolz in den Hochrechnungen wieder dahin. Die Union wird am Montag in der Parteispitze über das weitere Vorgehen beraten, und sie wird sich wohl nach einem Koalitionspartner umsehen. Taktisch schlau wäre eine Neuauflage der Großen Koalition mit der SPD. Mag die Union auch die stärkste Kraft im Bundestag sein, im Bundesrat ist sie es nicht, hier fehlt ihr völlig die Gestaltungsmacht. Wichtige Gesetze bekommen CDU und CSU in der Länderkammer nicht durch, eine politische Ehe mit der SPD könnte da Linderung verschaffen.

   Ein Vorbild hat die CDU übrigens in den eigenen Reihen. 1957 koalierte Konrad Adenauer trotz absoluter Mehrheit seiner CDU mit der Deutschen Partei. SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück lehnt ein schwarz-rotes Bündnis bisher allerdings ab. Er empfahl seiner Partei, dann doch besser in die Opposition zu gehen.

   Rechnerisch waren am Sonntagabend auch noch andere Koalitionen denkbar. Rot-Rot-Grün zum Beispiel, oder Schwarz-Grün. All diese Farbenspiele wurden von Steinbrück und dem Grünen-Spitzenmann Jürgen Trittin jedoch abgelehnt.

   So fand sich die CDU am Wahlabend in der kuriosen Situation wieder, dass sie bei dieser Bundestagswahl zwar die meisten Stimmen eingefahren hat, dass es aber noch völlig unklar ist, wie die zukünftige Regierung in Deutschland aussehen wird. Gut möglich, dass der ungeliebten Alternative für Deutschland im Koalitionspoker der nächsten Tage noch eine entscheidende Rolle zukommt, sollte sie es am Ende doch noch ins Parlament schaffen.

   Kontakt zum Autor: stefan.lange@dowjones.com

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   September 22, 2013 15:24 ET (19:24 GMT)

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