06.07.2015 11:29:00
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"Grexit" für Bankökonomen immer wahrscheinlicher
"Ich glaube gar nicht, dass es der Wille der Regierung Tsipras ist im Euro zu bleiben", sagte Brezinschek am Montag im APA-Gespräch. Die griechische Bevölkerung hat sich in Umfragen bisher aber klar für die Beibehaltung des Euros ausgesprochen.
Der Versuch mit Zugeständnissen an Griechenland "den Euro zu beruhigen", sei "ein Schuss, der nach hinten losgeht", betonte der Bankökonom. Konzessionen an Hellas würden Länder wie Portugal und Spanien motivieren, einen ähnlichen Weg zu gehen. "Griechenland kann nicht mehr weiterwursteln, wie in den vergangen Jahrzehnten". Am zielführendsten für das Land wäre ein Schuldenschnitt außerhalb der Eurozone, und ein Verbleib in der Europäischen Union inklusive Reformen in Griechenland und Investitionsprogramm.
Eine Einigung mit den Geldgebern müsste laut dem Bankanalysten schnell stattfinden. "Griechenland läuft die Zeit davon, weil sie keine Zahlungsmittel mehr haben." Der Euro-Rettungsschirm ESM sei aber nicht "nicht so schnell aktivierbar."
Nach dem überraschend deutlichen Nein beim Referendum ist auch für die Commerzbank ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion das wahrscheinlichste Szenario. "Die schwindende Liquidität der Banken und die leeren öffentlichen Kassen dürften die Regierung wohl bald zwingen, eine eigene Währung einzuführen", wird Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer von Reuters zitiert.
Auch die deutsche Deka-Bank sieht tendenziell schwarz für Griechenland: "Nachdem nun einfach die Zeit immer knapper wird, schätzen wir die Grexit-Wahrscheinlichkeit zum ersten Mal etwas höher ein als den dauerhaften Verbleib Griechenlands im Euro", so Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater in einer Kurzanalyse.
Für die Bank-Austria-Chefanalystin Monika Rosen ist die heutige Marktreaktion auf das griechische Referendum "sehr maßvoll" und dem Rücktritt des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis geschuldet. Varoufakis mache den Weg frei, dass sei nicht unklug, damit es nicht an seiner Person hänge. Für Rosen sind die "Chancen auf eine Lösung eher gestiegen". Der Markt beginne aber bereits über andere Dinge nachzudenken, etwa über die Aktienmarkt-Korrektur in China, die Iran-Gespräche in Wien oder die Quartalszahlen der US-Unternehmen.
Europas Börsen haben am Montagvormittag deutliche, aber keine dramatischen Verluste eingefahren. Der Eurozonen-Leitindex Euro-Stoxx-50 sank um 1,3 Prozent. Der DAX büßte 0,9 Prozent an Wert ein. Auch in Wien wurden Verluste verzeichnet. Der ATX gab um 1,3 Prozent nach.
(Schluss) cri/ggr
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