01.06.2022 17:12:38
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GESAMT-ROUNDUP 2: Entlastungen für Bahn- und Autofahrer gestartet - Kein Chaos
(neu: Aussagen Scholz ergänzt.)
MÜNCHEN/BERLIN/BONN (dpa-AFX) - Nur wenige Stunden nach der Senkung der Energiesteuer am Mittwoch sind die Spritpreise an den meisten Tankstellen deutlich zurückgegangen. Vor den Zapfsäulen ging es ersten Eindrücken zufolge dennoch weitgehend entspannt zu. Auch in Bussen und Bahnen blieb es im Berufsverkehr am Morgen entgegen mancher Erwartung übersichtlich. Dabei gilt ebenfalls seit diesem Mittwoch das 9-Euro-Ticket im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
"Wir entlasten damit diejenigen, die nicht aufs Auto verzichten können und all diejenigen, die täglich Bus und Bahn nutzen" sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch im Bundestag. "Und vielleicht gewinnen wir auch die eine oder den anderen dafür, künftig etwas häufiger die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen." Doch insbesondere beim Sprit muss aus Sicht mancher Experten mehr passieren.
E10 kostete laut ADAC zum Stichzeitpunkt 14.20 Uhr 1,853 Euro pro Liter und war damit um rund 28 Cent pro Liter billiger als 24 Stunden zuvor. Diesel schlug mit 1,906 Euro zu Buche - ein Rückgang um rund 11 Cent. "Die Senkung heute Morgen ging schneller als erwartet. Das ist schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Es fehlt aber noch ein gutes Stück", sagte ADAC-Experte Christian Laberer.
Die Steuersenkung macht bei E10 nämlich 35,2 Cent aus, bei Diesel 16,7. Zudem kritisierte Laberer, dass die Preisrückgänge am Vormittag noch größer gewesen seien als am Nachmittag. "Das bewegt sich aus Verbrauchersicht in die falsche Richtung."
Vor der Steuersenkung war von vielen Experten erwartet worden, dass die Spritpreise am Mittwoch nicht abrupt fallen. Grund dafür ist, dass die gesenkte Steuer nicht beim Verkauf an der Zapfsäule, sondern ab Tanklager beziehungsweise Raffinerie anfällt. Das bedeutet, dass alle vor Mitternacht gelieferten Vorräte der Tankstellen noch mit dem normalen höheren Steuersatz belastet sind.
Die gesunkenen Preise sorgten am Mittwoch für kräftige Nachfrage an den Tankstellen. Die Kaufzurückhaltung sei weg, hieß es vom Bundesverband freier Tankstellen (bft). Eine Shell (Shell (ex Royal Dutch Shell))-Sprecherin berichtete von einem Ansturm. Der Zentralverband des Tankstellengewerbes (ZTG) sprach dagegen von einer entspannteren Situation als befürchtet. Die Preise seien zurückgegangen, "dennoch stürmen die Verbraucher bisher keineswegs die Tankstellen". Größere Versorgungsengpässe wurden nicht bekannt.
Auch im ÖPNV blieb das große Chaos zum Start des 9-Euro-Tickets am Mittwochmorgen zunächst aus. "Der Blick auf die Betriebslage zeigt, es war ein ruhiger Start", sagte ein Bahnsprecher in Berlin. "Die Züge waren nicht übermäßig stark belegt, aber heute ist eben auch ein ganz normaler Arbeitstag." Deutlich voller dürfte es am bevorstehenden Pfingstwochenende werden.
Mit dem Ticket können Bürgerinnen und Bürger im Juni, Juli und August für jeweils 9 Euro im ÖPNV durch ganz Deutschland fahren. Die Nachfrage nach den Sonderfahrkarten war hoch. Mehr als sieben Millionen Tickets wurden laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bis kurz vor dem Start bundesweit online sowie an Schaltern und Automaten verkauft.
Das Ticket soll Pendlerinnen und Pendler entlasten und mehr Menschen davon überzeugen, dauerhaft vom Auto auf die Bahn umzusteigen. Zum Auftakt gab es nach einer Analyse des Verkehrsdatenanbieters TomTom für die Deutsche Presse-Agentur keinen deutlichen Effekt auf den Straßenverkehr.
Aus Sicht des Bahnbeauftragten der Bundesregierung, Michael Theurer, wird die 9-Euro-Aktion ein großer Erfolg. "Ich glaube, dass das ein echter Knaller wird", sagte der FDP-Politiker. Er erwartet wichtige Hinweise für die Zukunft des Nahverkehrs. "Wenn wir das Ziel in der Koalition, eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen, erreichen wollen, dann werden wir die Erkenntnisse aus dem 9-Euro-Ticket auch dringend brauchen."
Wie viele zusätzliche Fahrgäste der Rabattfahrschein bringen wird, ist allerdings weiter offen. Zahlreiche Verkehrsunternehmen, darunter auch die Deutsche Bahn, wollen ihr Angebot in den nächsten Wochen soweit wie möglich ausbauen. Viele zusätzliche Fahrzeuge stehen allerdings nicht zur Verfügung./ruc/bf/maa/DP/men
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