11.01.2015 15:21:30
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Frankreich geht gegen die Gewalt auf die Straße
PARIS (AFP) -- Nach den islamistischen Anschlägen in Paris werden in der französischen Hauptstadt am Sonntag mehr als eine Million Menschen zu einem Gedenk- und Trauermarsch erwartet. Auch Regierungsvertreter aus 50 Ländern, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), wollen an der Großkundgebung für die insgesamt 17 Todesopfer teilnehmen. Aus der Türkei verlautete derweil, die als mutmaßliche Komplizin gesuchte Lebensgefährtin eines der Attentäter sei vermutlich nach Syrien gereist.
Bereits am Vormittag begannen sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zu der Kundgebung für Pressefreiheit und gegen Extremismus in Paris zu versammeln. Der "Republikanische Marsch" soll am Nachmittag beginnen. Neben Merkel werden unter anderem auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erwartet. US-Präsident Barack Obama reist dagegen nicht nach Paris.
Bereits am Samstag demonstrierten landesweit mehr als 700.000 Menschen gegen Extremismus. Die Teilnehmer der Kundgebungen in zahlreichen Städten hielten Stifte, Titelseiten des Satire-Magazins "Charlie Hebdo" oder Schilder mit der Aufschrift "Keine Angst" hoch. Der islamistische Angriff auf die Zeitschrift sowie die anschließende Verfolgungsjagd und Geiselnahme im Osten von Paris hatten das Land drei Tage lang in Atem gehalten.
Nach einem Krisentreffen im Elysée-Palast verkündete Innenminister Bernard Cazeneuve, die nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" am Mittwoch verhängte höchste Sicherheitsstufe des Antiterrorplans Vigipirate werde im Großraum Paris beibehalten. Etwa 2200 Einsatzkräfte sollen den Marsch in Paris absichern. Zusätzlich sollen 2000 Polizisten und 1350 Soldaten im Großraum Paris im Einsatz sein.
Am Sonntagvormittag berieten die Innenminister mehrerer EU-Staaten über den Kampf gegen den Terrorismus. Bei dem Treffen in Paris wurde über die engere Kooperation der Geheimdienste, den Kampf gegen islamistische Propaganda und den besseren Informationsaustausch über westliche Dschihadisten gesprochen. Unter anderen nahmen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sowie der US-Justizminister Eric Holder teil.
Die "Bild am Sonntag" berichtete unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, abgehörte Telefongespräche zwischen Anführern der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) deuteten auf weitere geplante Anschläge hin. Demnach sollen die Anschläge in Paris nur der Auftakt zu einer Anschlagsserie in anderen europäischen Hauptstädten sein, darunter Rom. Konkrete Planungen seien aber nicht bekannt, schrieb die Zeitung.
Die Extremistengruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) drohte bereits mit neuen Attentaten. "Ihr werdet nicht mit Sicherheit gesegnet sein, so lange ihr Allah, seinen Verkünder und die Gläubigen bekämpft", sagte der Aqap-Vertreter Harith bin Ghazi al-Nadhari laut US-Experten in einem Internetvideo. Die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" hatte mit Karikaturen des Propheten Mohammed den Zorn von Islamisten erregt.
Derweil verlautete aus türkischen Sicherheitskreisen, die als mutmaßliche Komplizin gesuchte Lebensgefährtin des dritten Attentäters Amedy Coulibalys sei am 2. Januar in die Türkei eingereist. Die 26-jährige Hayat Boumeddiene halte sich "wahrscheinlich" inzwischen in Syrien auf. Coulibaly wird verdächtigt, am Donnerstag eine Polizistin erschossen zu haben. Am Freitag nahm er dann in einem jüdischen Supermarkt Geiseln, wobei vier Menschen sowie Coulibaly selbst getötet wurden.
Frankreichs Präsident François Hollande sagte dem Vorsitzenden des jüdischen Dachverbands Crif, Roger Cukierman, bei einem Treffen notfalls militärischen Schutz für jüdische Schulen und Synagogen zu. Cukierman sagte, nach den islamistischen Anschlägen sei Frankreich "in einer Kriegssituation".
Premierminister Manuel Valls hatte zuvor betont, Frankreich sei "ohne Juden nicht mehr Frankreich". Zugleich räumte er ein, dass die Juden in Frankreich seit vielen Jahren "Angst" hätten. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu rief die Juden in Frankreich und ganz Europa dazu auf, nach Israel zu kommen. "Israel ist nicht nur der Ort, wohin ihr Euch beim Gebet wendet, der Staat Israel ist Eure Heimstatt", sagte der israelische Ministerpräsident.
DJG/jhe
(END) Dow Jones Newswires
January 11, 2015 08:50 ET (13:50 GMT)- - 08 50 AM EST 01-11-15
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