Emerging Markets |
04.05.2013 03:00:01
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Fondsinvestment: Abenteuer Afrika
Nick Price liebt afrikanisches Bier — aber nicht, weil es ihm so gut schmeckt, sondern weil es Rendite verspricht. Der Schwellenländerexperte der Fondsgesellschaft Fidelity hat mit seinem Fonds in einen nigerianischen Bierbrauer investiert und wettet so auf den steigenden Bierdurst der Afrikaner. „Der Bierkonsum liegt dort pro Kopf und Jahr bei rund acht Litern, Tendenz stark steigend“, sagt Price. In Deutschland liege der jährliche Konsum dagegen bei 80 Litern pro Kopf.
Price ist nur einer von vielen Investoren, die den schwarzen Kontinent wegen seiner Wachstumspotenziale für sich entdeckt haben. Die Börse Ghanas gehört mit einem Gewinn von 68 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten zu den besten der Welt, ebenso wie Nigeria mit einem Plus von 52 Prozent. Um durchschnittlich fünf Prozent jährlich wuchs Afrikas Wirtschaft in den letzten 15 Jahren. Zu den wichtigsten Wachstumstreibern entwickelt sich der Konsum. Firmen wie der Brauereigigant SABMiller oder der Lebensmittelriese Nestlé bringen sich bereits in Stellung und investieren Millionen in neue Fabriken.
Afrika-Optimist ist auch Jim O’Neill. Der scheidende Chefvolkswirt von Goldman Sachs hatte bereits frühzeitig das enorme Potenzial Brasiliens, Russlands, Indiens und Chinas erkannt und zu dem heute bekannten Akronym BRIC zusammengefasst. Nun betont er immer wieder das enorme Potenzial des Kontinents. Die Wirtschaft Afrikas könnte bis 2023 sechs Prozent jährlich zulegen. Es gelte, Korruption zu bekämpfen, in Bildung zu investieren sowie Technologie und Infrastruktur zu fördern. „Wenn all das passiert, wird dies Afrikas Jahrzehnt“, sagt der Ökonom.
Doch wegen fehlender Rechtssicherheit, staatlicher Eingriffe in die Wirtschaft und sozialer Unruhen ist das Abenteuer Afrika vielen Anlegern zu riskant. Zumal viele Kapitalmärkte ganz am Anfang stehen und wenig liquide sind. Ausnahmen sind hier Südafrika und Ägypten.
Kleine Schritte nach vorn
Sebastian Kahlfeld, der bei der Fondsgesellschaft DWS einen Afrika-Fonds verwaltet, hält die Sorgen der Anleger für berechtigt. „Nichtsdestotrotz sprechen wir von 54 unterschiedlichen Ländern“, betont der Experte. Darunter seien auch viele positive Beispiele. Gefestigtere Demokratien, verstärkte Direktinvestitionen und höhere Rohstoffpreise sieht er als Auslöser, die im Idealfall eine Volkswirtschaft radikal nach vorn treiben können.
Als Musterschüler gilt Ghana: Vor über 20 Jahren wurde die Demokratie eingeführt, die Erdöleinnahmen sprudeln. Die Wirtschaft dürfte in den kommenden Jahren um mehr als sieben Prozent wachsen. Großer Hoffnungsträger ist indes Nigeria mit seinen rund 170 Millionen Einwohnern. Und die Nigerianer haben langsam, aber sicher mehr Geld: „Das jährliche Einkommen pro Kopf hat sich von 400 Dollar im Jahr 2000 auf 1.600 Dollar vervierfacht“, sagt Nick Price. Konsumnahe Titel gehören daher zu den Gewinnern an der Börse in Lagos. Nigeria ist zwar alles andere als stabil. Erst kürzlich starben fast 200 Menschen bei Gefechten zwischen Militär und radikalen Islamisten. Trotzdem ist Kahlfeld vom Wachstumspotenzial des Landes überzeugt. „Mit fortschreitender wirtschaftlicher Entwicklung und einem höheren Augenmerk der Regierung auf die kritischen Regionen sollte es langfristig zu einer Stabilisierung kommen“, sagt der Experte.
Für Privatanleger sind Investments in einzelne Aktien nicht zu empfehlen. Zu groß ist das Risiko, wenn denn die Titel überhaupt an einer gängigen Börse gehandelt werden. Fonds sind daher die richtige Wahl für mutige Anleger mit langem Atem. „Afrika ist sicherlich kein Markt für schwache Nerven, allerdings spricht die Entwicklungsgeschwindigkeit der Märkte für sich selbst“, meint Manager Kahlfeld.
Das Beispiel Ägypten zeigt indes, wie schnell politische Turbulenzen die Aktienkurse auf Talfahrt schicken können. Fondsmanager Nick Price schmeckt das nicht: Er investiert derzeit kaum in Ägypten.
Investor-Info
Fokus auf Nordafrika
BB African Opportunities
Afrika-Fonds verloren zuletzt an Wert. Der Bellevue BB African Opportunities litt unter der jüngsten Schwäche Ägyptens. Das nordafrikanische Land macht mit rund 19 Prozent einen großen Anteil im Portfolio von Fondsmanager Malek Bou-Diab aus. Wegen seiner großen und überwiegend jungen Bevölkerung sind die Perspektiven des Landes langfristig aber gut. In Kenia kaufte der Fondslenker jüngst zu: Das Land ist reich an Rohstoffen und will massiv in den Ausbau seiner maroden Infrastruktur investieren. Risikofreudige Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont können den Fonds zur
Diversifikation nutzen.
Schwerpunkt Südafrika
JP Morgan Africa Equity
Auch der JP Morgan Africa Equity kam zuletzt deutlich unter die Räder, schnitt aber gegenüber anderen Fonds der Kategorie besser ab. Rund 51 Prozent des Fondsvermögens investieren Oleg Biryulyov und Sonal Tanna in Südafrika, unter anderem in den Mobilfunkkonzern MTN, der auf dem gesamten Kontinent aktiv ist. Rund 26 Prozent des Fondsvermögens sind in Nigeria investiert, auf Kenia entfallen elf Prozent. Nordafrikanische Länder sind nur in geringem Maß vertreten. Wegen des hohen Risikos und der mäßigen Wertentwicklung reicht es derzeit nur für die FondsNote 3. Der Fonds ist ausschließlich für sehr Mutige geeignet.
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