Optimismus für Techtitel |
16.07.2023 14:48:00
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Finanzprofessor Jeremy Siegel: Darum dürfte das Ende des Bullenruns noch nicht erreicht sein
• Wachstumswerte zeigten sich in beiden Szenarien als Profiteure
• Fed mit "Krieg gegen Wachstum"
Jeremy Siegel, Professor für Finanzen an der Wharton School der University of Pennsylvania in Philadelphia, zeigte sich im Interview mit CNBC unlängst optimistisch für die zweite Jahreshälfte. Insbesondere Techtiteln traut der Marktexperte nach einer starken Entwicklung in den ersten sechs Monaten des Jahres weiter eine starke Resilienz zu.
Tech-Investoren in Win-Win-Situation
Für Siegel sei die starke Kursentwicklung in der ersten Jahreshälfte im Techsegment ein Hinweis darauf, dass sich Anleger auf ein "Win-Win"-Ergebnis einstellen würden. Denn anders als andere Aktien seien Wachstumstitel weniger anfällig für einen Wirtschaftsabschwung, wie er infolge der Zinspolitik der US-Notenbank droht. Tech-Titel seien bei einer Rezession weitgehend immun, so Siegel. Der Sektor schneide ungeachtet der Entwicklung der Gesamtwirtschaft relativ gut ab. Er erklärt dies damit, dass Technologietitel als langfristige Vermögenswerte zählten, da sie in der Regel einen großen Teil ihrer relativen Cashflows erst in ferner Zukunft erwirtschaften.
Zeitgleich würde der Sektor auch dann profitieren, wenn sich die Zinspolitik der Notenbanken ändere: Das wäre sogar noch besser für Technologieaktien, so der Experte weiter. "Tech-Investoren - es ist eine Win-Win-Situation für sie", erklärt er. "Sie sagen, hören Sie, es ist ein langfristiger Vermögenswert - wenn wir eine Rezession haben, wissen Sie, sind Techtitel größtenteils immun. Und wenn wir eine Rezession haben, wird die Fed aufhören, die Zinssätze anzuheben, vielleicht sogar senken - dann wird das wirklich gut für die langfristigen Vermögenswerte sein, die wir haben".
Bullenrun noch nicht vorbei
Der Bullenrun - insbesondere im Techbereich - könnte seiner Einschätzung nach noch länger weitergehen. Die starke positive Dynamik des Marktes deute darauf hin, dass Aktien ihre Gewinne trotz des Risikos eines Konjunktureinbruchs ausweiten könnten - vorausgesetzt, einige Wirtschafts- oder Unternehmensdaten enttäuschten Anleger nicht zu stark, so Siegel weiter.
Daher zeigte sich der Wirtschaftsexperte auch für die zweite Jahreshälfte optimistisch: "Es kann noch viel länger so weitergehen", betonte er mit Blick auf die Börsenrallye. "Wirklich, die Dynamik ist immer noch da. Ich denke, es bedarf eines echten, schwachen Wirtschaftsberichts oder einiger Bilanzen, die genau das Gegenteil von dem sind, was wir dachten - wirklich eine Enttäuschung - um sie zu erschüttern."
Zeitgleich sparte Siegel nicht mit Kritik an den Währungshütern und ihrer Geldpolitik: "Wissen Sie, ich habe vor einer zu starken Straffung der Fed gewarnt", dennoch sei er verwirrt, dass seit der jüngsten Fed-Sitzung jeder einzelne Inflationsindikator den Erwartungen entsprach oder darunter gelegen habe und dennoch sei die Rhetorik der Fed noch aggressiver geworden. "Es ist wie ein Krieg gegen das Wachstum - oh, so viel Wachstum können wir nicht haben. Und ich denke, das ist eine sehr gefährliche Sichtweise auf die Wirtschaft."
Dennoch sieht Siegel für die zweiten Jahreshälfte mehr Risiken an der Unterseite- als an der Oberseite. "Ich sehe nicht, dass der Trend in naher Zukunft brechen wird", zeigte er sich optimistisch und verwies auf die alte Wall Street-Börsenweisheit "Make the trend your friend".
Redaktion finanzen.ch
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