10.07.2013 17:28:30

Finanzinvestoren machen Kasse bei Wohnimmobilien-Aktien

   Von Alexandra Edinger

   Für deutsche Immobilienfirmen könnte es in den nächsten Monaten ungemütlich werden. Trotz der nach wie vor günstigen Großwetterlage an der Börse trennen sich immer mehr Finanzinvestoren von ihren Immobilienaktien und machen Kasse. Ob LEG, Deutsche Annington oder Gagfah - börsennotierte Wohnimmobilien- Gesellschaften scheinen ihren Reiz für ausländische Investoren zu verlieren. Dass der Markt damit aber langfristig seinen Zenit überschritten haben oder es gar zu einer massiven Korrektur kommen könnte, glauben Experten jedoch nicht.

   Während das vergangene Geschäftsjahr den Immobilienaktien eine Rally bei ihren Börsenkursen bescherte, steht der Sektor jetzt unter Druck. Der Grund: Finanzinvestoren fahren mittels Börsengang oder Platzierung ihre Beteiligungen zurück. "Der Fokus der Investments war auf einem Exit nach drei bis fünf Jahren", erläutert Christian Thiele, Anwalt für Immobilienrecht bei Latham & Watkins. Für Investoren wie Fortress, die seit 2004 bei Gagfah engagiert sind, wird es also höchste Zeit, sich aus dem Unternehmen zu verabschieden.

   Obwohl Finanzinvestoren also derzeit den Ausstieg suchen und das auch in naher Zukunft weiterhin tun könnten - schließlich hält etwa Terra Firma zusammen mit anderen Investoren an der Deutschen Annington noch rund 84,5 Prozent - gehen Experten davon aus, dass der Markt die Umplatzierungen abfedern kann. "Ich würde die aktuelle Entwicklung nicht als einen breit angelegten Ausstieg aus der Assetklasse Immobilien ansehen", erklärt Manuel Martin, Analyst bei Close Brothers Seydler Research. Vielmehr sieht er einen Wandel bei den Investoren. "Es gibt Anlegergruppen wie Versicherungen und Pensionsfonds, die gehen in Immobilien."

   Diese institutionellen Investoren, die zumeist langfristige Interessen bei ihrer Geldanlage verfolgen, sind bereits seit längerem wieder in den Markt zurückgekehrt. Sie suchen nach Möglichkeiten, um im aktuellen Niedrigzinsumfeld attraktive Renditen zu erwirtschaften. Dafür diversifizieren sie ihre Geldanlagestrategien durch die Beimischung von Immobilieninvestments, Infrastruktur oder auch den Bereich Erneuerbare Energien. Aber auch Aktien kommen dabei wieder vermehrt ins Portfolio.

   Ein weiterer Aspekt, der gegen einen Zusammenbruch des Wohnimmobilienmarktes in Deutschland spricht, ist die Tatsache, dass nach wie vor zu wenige Neubauten entstehen. Insbesondere in den Ballungsräumen wird sich aus Sicht von Experten das Mietpreisniveau daher nicht entspannen. Das bedeutet weiterhin gute Aussichten für Wohnimmobilien-Gesellschaften, stabile Renditen erzielen zu können.

   Dass die Kurse börsennotierter Immobiliengesellschaften aktuell trotzdem unter Druck sind, erklärt ein Marktteilnehmer auch damit, dass Kapitalanlagegesellschaften nicht unbegrenzt in bestimmte Sektoren investieren dürfen. Wenn diese Anleger also an Börsengängen oder Platzierungen im Immobiliensektor teilnehmen wollen, reduzieren sie ihre Bestände in anderen Immobilienwerten. Dies sei momentan zu beobachten: So tendieren die Aktien der Deutschen Wohnen 2,5 Prozent leichter, GSW geben 2,2 Prozent ab und LEG sind 1,5 Prozent im Minus.

   Auslöser für diese Entwicklung sind Gagfah und Deutsche Annington. Während Letztere gerade im zweiten Anlauf innerhalb von zwei Wochen ihren Börsengang durchgepeitscht hat, drückt Gagfah die Kurse mit der Ankündigung einer Kapitalerhöhung samt Umplatzierung durch den Finanzinvestor Fortress.

   Bei diesen beiden Transaktionen wurde der optimale Zeitpunkt für eine Platzierung aber eigentlich verpasst. Es waren die US-Investmentbank Goldman Sachs beziehungsweise deren Private-Equity-Fonds, die das richtige Gespür für den geeigneten Ausstiegszeitpunkt hatten. Den Börsengang der LEG drückten sie zu einem Preis von 44 Euro pro Aktie durch und konnten 57,5 Prozent des Grundkapitals an neue Investoren abgeben.

   1,34 Milliarden Euro flossen dadurch in die Taschen des zu Goldman Sachs gehörenden Fonds Whitehall und an Perry Luxco. Dass der Kurs der LEG-Aktie seither deutlich gefallen ist und nur noch bei 39 Euro notiert, kann den Finanzinvestoren egal sein.

   Die Anleger hingegen sind von dieser Entwicklung enttäuscht. Zu spüren bekamen das beispielsweise Terra Firma und die Deutsche Annington: Statt der angepeilten 730 Millionen Euro konnte der Finanzinvestor nur rund 175 Millionen beim Börsengang des Immobilienunternehmens für sich einstreichen.

   Mitarbeit: Thomas Leppert

   Kontakt zur Autorin: alexandra.edinger@wsj.com

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   July 10, 2013 10:58 ET (14:58 GMT)

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