Euro am Sonntag |
03.04.2016 03:01:26
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Finanzinstitute: Schwere Zeiten für Banken
von Björn Jesch, Gastautor von Euro am Sonntag
Stürmische Zeiten: An den globalen Kapitalmärkten ging es seit Jahresbeginn turbulent zu. Aktien, Renten, Rohstoffe - alle wesentlichen Anlageklassen waren hohen Schwankungen und teils kräftigen Verlusten ausgesetzt. Eine Branche traf es dabei besonders: die Banken. Abschläge von 25 bis 30 Prozent binnen weniger Wochen waren bei den Aktien von europäischen Kreditinstituten keine Seltenheit. Auch an den Anleihemärkten lastete immenser Druck auf den Kursen. Teilweise schien es, als trauten die Investoren kaum einem Institut zu, dass es seine Schulden fristgerecht mit Zins und Tilgung zurückzahlen kann.
Gleich mehrere Dinge sind wichtig, um als Anleger die Situation einordnen zu können. In erster Linie stellt sich die Frage, was mit dem Sektor los ist, von dem viele dachten, er habe sich seit der Lehman-Krise wieder berappelt. Teilweise liegt es nach wie vor an der Misswirtschaft vergangener Jahre, dass einige Institute jedes Jahr Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückstellen müssen. Das schlägt auf die Erträge. Als Lehre aus der Finanzkrise kommt die verschärfte Regulierung hinzu, die die Institute zwingt, mehr Eigenkapital vorzuhalten, damit sie im Krisenfall stabiler dastehen und nicht auf Staatskosten gerettet werden müssen. Drittens: Die niedrigen Zinsen sind für die Geschäftsbanken ein immenses Problem. Das Kreditgeschäft wird weniger rentabel und Einlagen für Institute werden teurer.
Dass die Europäische Zentralbank im März die relevanten Zinssätze weiter gesenkt hat, macht Instituten wie Investoren gleichermaßen Sorgen. Die großzügige Ausstattung der Kreditinstitute mit Liquidität mildert die Last zwar etwas ab, wiegt aber die wegbrechenden Zinseinkünfte nicht auf. Weitere Befürchtungen sind zyklischer Natur: die Angst, dass die Konjunktur in der Eurozone an Fahrt verliert. Die Folge wären eine abnehmende Nachfrage nach Krediten und eine Zunahme an ausfallgefährdeten Darlehen.
Als wäre all das nicht genug, muss sich die Branche noch mit einer wachsenden Zahl neuer Wettbewerber plagen, die Kunden direkt im Internet abholen und nicht den Umweg über das Filialgeschäft gehen. Neben den schon etablierten Direktbanken machen sich auch sogenannte Fintechs am Markt breit. Sie sind bis jetzt nur ein Konkurrent von überschaubarer Größe, aber einer, den es im Auge zu behalten gilt. Die Institute wollen nicht den Fehler von Neckermann wiederholen, der Amazon zu lange als Nischenplayer abgetan hat. Schwere Zeiten für das Bankgeschäft.
Dass sich solche Vorkommnisse wiederholen, ist eher unwahrscheinlich. Die heftigen Kursabschläge, die zuletzt viele Banken belastet haben, waren übertrieben. Denn es gibt auch gute Nachrichten. Zwar gilt es in einem schwieriger gewordenen Umfeld nach wie vor vieles aufzuarbeiten, aber die Institute sind heute wesentlich stabiler aufgestellt, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. So ist etwa die Kernkapitalquote der Institute von 2007 bis 2015 um mehr als 100 Prozent gestiegen, auch andere Kennziffern wie etwa das Verhältnis der Kredite zu den Einlagen oder des Eigenkapitals zu den Assets haben sich deutlich verbessert. Die Branche muss sich auf Umwälzungen gefasst machen. Aber qualitativ hochwertige Banken mit starkem Management werden auch die aktuell schweren Zeiten am Kapitalmarkt überstehen.
Stürmische Zeiten: An den globalen Kapitalmärkten ging es seit Jahresbeginn turbulent zu. Aktien, Renten, Rohstoffe - alle wesentlichen Anlageklassen waren hohen Schwankungen und teils kräftigen Verlusten ausgesetzt. Eine Branche traf es dabei besonders: die Banken. Abschläge von 25 bis 30 Prozent binnen weniger Wochen waren bei den Aktien von europäischen Kreditinstituten keine Seltenheit. Auch an den Anleihemärkten lastete immenser Druck auf den Kursen. Teilweise schien es, als trauten die Investoren kaum einem Institut zu, dass es seine Schulden fristgerecht mit Zins und Tilgung zurückzahlen kann.
Gleich mehrere Dinge sind wichtig, um als Anleger die Situation einordnen zu können. In erster Linie stellt sich die Frage, was mit dem Sektor los ist, von dem viele dachten, er habe sich seit der Lehman-Krise wieder berappelt. Teilweise liegt es nach wie vor an der Misswirtschaft vergangener Jahre, dass einige Institute jedes Jahr Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückstellen müssen. Das schlägt auf die Erträge. Als Lehre aus der Finanzkrise kommt die verschärfte Regulierung hinzu, die die Institute zwingt, mehr Eigenkapital vorzuhalten, damit sie im Krisenfall stabiler dastehen und nicht auf Staatskosten gerettet werden müssen. Drittens: Die niedrigen Zinsen sind für die Geschäftsbanken ein immenses Problem. Das Kreditgeschäft wird weniger rentabel und Einlagen für Institute werden teurer.
Dass die Europäische Zentralbank im März die relevanten Zinssätze weiter gesenkt hat, macht Instituten wie Investoren gleichermaßen Sorgen. Die großzügige Ausstattung der Kreditinstitute mit Liquidität mildert die Last zwar etwas ab, wiegt aber die wegbrechenden Zinseinkünfte nicht auf. Weitere Befürchtungen sind zyklischer Natur: die Angst, dass die Konjunktur in der Eurozone an Fahrt verliert. Die Folge wären eine abnehmende Nachfrage nach Krediten und eine Zunahme an ausfallgefährdeten Darlehen.
Als wäre all das nicht genug, muss sich die Branche noch mit einer wachsenden Zahl neuer Wettbewerber plagen, die Kunden direkt im Internet abholen und nicht den Umweg über das Filialgeschäft gehen. Neben den schon etablierten Direktbanken machen sich auch sogenannte Fintechs am Markt breit. Sie sind bis jetzt nur ein Konkurrent von überschaubarer Größe, aber einer, den es im Auge zu behalten gilt. Die Institute wollen nicht den Fehler von Neckermann wiederholen, der Amazon zu lange als Nischenplayer abgetan hat. Schwere Zeiten für das Bankgeschäft.
Branche muss sich auf große Umwälzungen gefasst machen
Schadenfreude ist fehl am Platz. Die oft gehörten Aussagen, dass es mit Jahren der Verzögerung nun den Verursachern der Finanzkrise an den Kragen geht, sind falsch. Wer so argumentiert, hat das Problem nicht verstanden. Es geht hier nur auf den ersten Blick um ein Sektorproblem. Tatsächlich steht viel mehr auf dem Spiel. Denn die Banken sind keine Branche wie viele andere. Banken tragen zur Geldschöpfung bei, indem sie Kredite vergeben. Damit verhelfen sie Privatleuten ebenso wie Unternehmen zu finanziellem Spielraum, um Investitionen zu tätigen. Ohne Kredite wird weniger investiert und darunter leidet die Wirtschaft enorm. Deshalb ist die Finanzkrise 2008 nicht auf den Bankensektor beschränkt geblieben, sondern hat fast alle anderen Branchen in Mitleidenschaft gezogen.Dass sich solche Vorkommnisse wiederholen, ist eher unwahrscheinlich. Die heftigen Kursabschläge, die zuletzt viele Banken belastet haben, waren übertrieben. Denn es gibt auch gute Nachrichten. Zwar gilt es in einem schwieriger gewordenen Umfeld nach wie vor vieles aufzuarbeiten, aber die Institute sind heute wesentlich stabiler aufgestellt, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. So ist etwa die Kernkapitalquote der Institute von 2007 bis 2015 um mehr als 100 Prozent gestiegen, auch andere Kennziffern wie etwa das Verhältnis der Kredite zu den Einlagen oder des Eigenkapitals zu den Assets haben sich deutlich verbessert. Die Branche muss sich auf Umwälzungen gefasst machen. Aber qualitativ hochwertige Banken mit starkem Management werden auch die aktuell schweren Zeiten am Kapitalmarkt überstehen.
Kurzvita
Björn Jesch
Leiter Portfoliomanagement bei Union Investment
Seit dem Jahr 2012 ist Jesch Leiter des Portfoliomanagements von Union Investment und führt das Fondsmanagement-Team mit rund 240 Mitarbeitern. Er wurde Anfang der 90er-Jahre bei der Dresdner Bank als Bankkaufmann und
Devisenhändler ausgebildet. Später war er als Anlagestratege im Private Wealth Management der Deutschen Bank tätig.
Union Investment ist die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken und managt mehr als 260 Milliarden Euro für private und institutionelle Anleger.
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