Zukunft von Impfstoffen |
22.09.2021 22:42:00
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Experte über BioNTech, Moderna & Co: "Das Spiel ist vorbei. Es ist mRNA oder nichts"
• Gesundheitsexperte sieht zahlreiche Vorteile von mRNA-Impfstoffen
• Vektorvakzine laut Arnaud Bernaert bald "überflüssig"
Mittlerweile sind über anderthalb Jahre vergangen, seit das Virus COVID-19 zunächst in China entdeckt wurde, sich über die gesamte Welt ausbreitete und eine globale Pandemie nach sich zog. Schnell war klar, dass der einzige Weg aus der Krise in der Entwicklung eines effektiven Impfstoffes liegen würde. Unter Hochdruck arbeiteten verschiedenste Biotech- und Pharmaunternehmen an einem Vakzin gegen den hochansteckenden Erreger und lieferten sich dabei Kopf-an-Kopf-Rennen.
Dabei setzten die verschiedenen Unternehmen BioNTech und Pfizer, AstraZeneca, Moderna, Johnson & Johnson und CureVac auf unterschiedliche Arten der Impfstoffgewinnung. Während BioNTech, Pfizer, Moderna und CureVac auf das neuartige Verfahren der mRNA-Impfstoffe zurückgriffen, setzten AstraZeneca und Johnson & Johnson auf das altbewährte Modell der Vektorimpfstoffe, welches beispielsweise schon beim "Ervebo"-Impfstoff gegen Ebola zum Einsatz kommt.
Zugelassene Impfstoffe
Beide Verfahren führten erfolgreich zur Entwicklung eines effektiven Impfstoffes und so wurden bereits einige Vakzine von den zuständigen Gesundheitsbehörden zugelassen. Hierzulande sind das bisher Comirnaty von BioNTech/Pfizer, Spikevax von Moderna, Vaxzevria von AstraZeneca sowie Janssen von Johnson & Johnson. Allerdings wird auch weiterhin noch an der Entwicklung weiterer Impfstoffe geforscht.
mRNA-Impfstoffe haben laut Arnaud Bernaert die Nase vorn
Geht es nach Gesundheitsexperten Arnaud Bernaert, hätte sich jedoch bereits jetzt gezeigt, dass mRNA-Impfstoffe langfristig den althergebrachten Vektorvakzinen den Rang ablaufen werden. Mehrere Gründe hat der ehemalige Chef für Globale Gesundheit und Gesundheitsfürsorge des Weltwirtschaftsforums dabei im Interview mit Yahoo Finance zusammengetragen.
Leichtere Anpassung an unterschiedliche Varianten
So würden die mRNA-Impfstoffe vor allem dadurch glänzen, dass sie beliebig auf unterschiedliche Varianten anpassbar seien. Zur Erklärung: Bei mRNA-Impfstoffen werden Genabschnitte des SARS-CoV-2-Virus als mRNA verimpft, die den Bauplan für die Herstellung eines sogenannten Spikeproteins beinhalten. Diese mRNA wird von den Zellen abgelesen, wodurch diese selbst mit der Produktion des Spikeproteins beginnen. Das Immunsystem des Körpers erkennt das Spikeprotein als Fremdeiweiß, weshalb es nun Antikörper und Abwehrzellen dagegen bildet. So schützt die Impfung vor einer Ansteckung, da bei einem erneuten Kontakt mit dem Spikeprotein des Coronavirus bereits Antikörper und Abwehrzellen gebildet werden können.
So argumentiert Bernaert, dass beim Aufkommen einer neuen Coronavirus-Variante lediglich dieser durch die mRNA übertragene Bauplan im Impfstoff entsprechend angepasst werden könnte, um auch gegen diese zu schützen. Aufgrund dieser Flexibilität ist der Gesundheitsfachmann der Meinung, dass "die USA und Europa nichts anderes tun werden, als mRNA-Vakzine zu kaufen". So dürften seiner Einschätzung zufolge "60 bis 70 Prozent des Markts" durch mRNA-Impfstoffe repräsentiert werden.
Schnelle Entwicklung
Ein weiterer Vorteil, den Bernaert bei mRNA-Vakzinen sieht, ist, dass sie schneller entwickelt werden können als andere Impfstoffarten: "Das Spiel ist vorbei. Es ist mRNA oder nichts. [Andere Technologie] braucht zu lang".
Herausforderung der Kühlung dürfte zukünftig leichter werden
Es gibt allerdings auch Herausforderungen, denen die Hersteller von mRNA-Impfstoffen gegenüberstehen. So sind für die längerfristige Lagerung sowie das Transportieren der Vakzine sehr tiefe Temperaturen vonnöten, wobei die Kühlkette nicht unterbrochen werden darf. Allerdings haben Hersteller wie Moderna hier schon Fortschritte erzielt und die mittelfristige Lagerung des Impfstoffes bei Kühlschranktemperaturen möglich gemacht. Bernaert geht davon aus, dass hier in Zukunft noch weitere Fortschritte erzielt werden können: "Ich denke, dass die Herausforderungen rund um die Kühlkette mit der Zeit abnehmen dürften. Es wird viele Investitionen in bessere Verkapslungsmechanismen geben, in bessere Lipid-Nanopartikel".
Dezentrale Herstellung
Daneben geht der Gesundheitsexperte davon aus, dass sich auch der Herstellungsprozess der mRNA-Vakzine immer dezentraler entwickeln wird. Während aktuell häufig große Produktionsstätten genutzt werden, um Impfstoff herzustellen, der dann zur Verteilung über weite Strecken transportiert werden muss, glaubt Bernaert, dass zukünftig weltweit viele kleine Produktionsstätten durch Kooperationen und Partnerschaften verschiedener Biotech-Unternehmen entstehen werden, die die Logistikprobleme bei der Verteilung des Impfstoffes weiterhin reduzieren dürften.
Wie Yahoo Finance schreibt, gibt es schon jetzt mit Nutcracker Therapeutics ein Unternehmen, das an einem Gerät arbeitet, welches mRNA quasi auf Knopfdruck und in kleinem Stil synthetisiert, sodass beispielsweise Ärzte die für eine Therapie benötigte mRNA einfach vor Ort selbst herstellen und nutzen können.
All diese Gründe bringen Bernaert letztlich zu der Überzeugung, dass Virale Vektortechnologien letztlich "überflüssig" werden dürften.
Redaktion finanzen.at
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