31.08.2021 15:34:42

Ex-Nachhaltigkeitschefin wirft DWS Falschdarstellung vor

FRANKFURT (Dow Jones)--Die ehemalige Nachhaltigkeitschefin der Fondsgesellschaft DWS macht ihrem früheren Arbeitgeber in einem Interview mit dem Spiegel schwere Vorwürfe. Die Deutsche-Bank-Tochter habe die Öffentlichkeit wissentlich über ihre Anlagestrategie getäuscht, indem sie den Anteil "grüner" Investments deutlich zu hoch angesetzt habe, sagte Desiree Fixler dem Nachrichtenmagazin.

"Es geht (...) um Falschdarstellung, also den Unterschied zwischen dem, was das Unternehmen nach innen sagt und dem was es nach außen kommuniziert", sagte sie. Die DWS habe ihre Nachhaltigkeits-Strategie als Weltklasse vermarktet, obwohl intern klar gewesen sei, dass das nicht stimme. "Dem Vorstand waren diese Fehler, das operative Risiko und die Falschdarstellung bewusst. Viele Anleger wollen in gut geführte, nachhaltige Unternehmen investieren und etwas bewirken. Daher ist es schrecklich, wenn Führungskräfte dieses Thema als Marketinginstrument missbrauchen", so Fixler.

Die DWS hatte die Amerikanerin im Frühjahr 2021 nach etwas mehr als sechs Monaten gefeuert und weist die Anschuldigungen zurück. Allerdings ermitteln inzwischen die Finanzaufsichtsbehörden in Deutschland und den USA bei dem Unternehmen. Das Wall Street Journal hatte vergangene Woche zunächst aus Kreisen darüber berichtet. Nach Bekanntwerden der Ermittlungen war die DWS-Aktie eingebrochen, das Unternehmen verlor rund 1 Milliarde Euro Börsenwert. Dass sie selbst den Skandal ins Rollen gebracht und Interna nach außen gegeben habe, dementierte Fixler.

Skeptisch habe sie anfangs vor allem die Einstufung der damals noch im DAX notierten Wirecard AG gemacht, deren Aktie die DWS noch im Frühjahr 2020 in einem ESG-Fonds gelistet und noch bis Juni 2020 mit einem "B"-Rating, der zweithöchsten Bewertung, benotet hatte - obwohl der Zusammenbruch unmittelbar bevorstand und das Unternehmen seit Jahren im Zwielicht stand.

Der Flaggschiff-Fonds DWS Deutschland hatte zeitweise rund 12,5 Prozent seines Fondskapitals  in Wirecard-Aktien investiert, mehr als jeder andere Fonds. Intern sei bekannt gewesen, dass die DWS große Mängel in Sachen ESG habe, sagte Fixler. "Es gibt zahlreiche E-Mails, Folien und Vorstandsberichte zu diesem Thema. Die leitenden Mitarbeiter der Produktabteilung, der Kundenabteilung, der Investmentabteilung und des Risikomanagements wussten, was läuft."

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/sha/smh

(END) Dow Jones Newswires

August 31, 2021 09:35 ET (13:35 GMT)

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