29.01.2023 12:35:00

Ex-Chef von belarussischer RBI-Tochter freigelassen

Der Ex-Chef der belarussischen Raiffeisentochter Priorbank und Ex-Honorarkonsul Österreichs in Belarus, Sergej Kostjutschenko, ist laut dem Online-Medium "Nascha Niwa" am vergangenen Mittwoch aus seiner Strafhaft entlassen worden. Wahrscheinlich ist eine Begnadigung durch Alexander Lukaschenko: Kostjutschenko war im Juli 2022 für Steuervergehen zu dreieinhalb Jahren Straflager verurteilt worden und hätte noch keinen gesetzlichen Anspruch auf eine vorzeitige Entlassung gehabt.

Konkrete Details zur Freilassung wurden im Bericht des Mediums, das im vergangenen März auch als erstes über die Verhaftung des Bankiers mit engen Beziehungen nach Österreich berichtet hatte, nicht genannt. Dass Kostjutschenko nicht mehr in Haft ist, bestätigten am Wochenende drei informierte Gesprächspartner der APA. Die Rede war unter anderem von einer Begnadigung durch Lukaschenko.

Der im Warschauer Exil lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschko spekulierte ohne Belege im konkreten Fall, dass der Bankier einen hohen Geldbetrag für seine Freiheit bezahlt haben könnte. "Das ist die 100-prozentige Praxis", versicherte er der APA am Sonntag.

Kostjutschenko hatte bis in den vergangenen Sommer die RBI-Tochter Priorbank geleitet und war erst nach seiner Verurteilung, die auch ein fünfjähriges Verbot vorsah, als Manager tätig zu sein, abgelöst worden. Die Strafverfolgung selbst war unter anderem mit politischen Gründen erklärt worden: Der Spitzenmanager habe sich durch eine "zu unabhängige Positionierung" ausgezeichnet und habe Ressourcen der Priorbank nicht auf Anweisung von Bürokraten opfern wollen, referierte "Nascha Niwa" anonyme Branchenvertreter im März 2022.

Kostjutschenko sei nicht nur eine wichtige konsularische Stütze gewesen, er habe Kunst und Kultur gefördert und österreichischen Wirtschaftstreibenden bei der Vernetzung in Belarus massiv geholfen, charakterisierte der österreichische Ex-Botschafter in Belarus, Alexander Bayerl, den vormaligen Honorarkonsul Österreichs in einem Telefonat mit der APA im vergangenen Jahr.

"Ganz große Verdienste hat er zudem beim Thema NS-Vernichtungslager Maly Trostenez erworben, dafür, dass wir außerhalb von Minsk ein Denkmal für die österreichischen Opfer des nationalsozialistischen Wahnsinns errichten konnten", schilderte Bayerl. Ohne Kostjutschenkos gute Kontakte wäre dies praktisch nicht möglich gewesen, betonte er.

hgh/ed/stf

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