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Unternehmensmeldung 04.01.2024 20:25:00

EVOTEC-Aktie taucht ab: Vorstandschef von EVOTEC tritt zurück - Prognose für Gesamtjahr 2023 bestätigt - KI- Partnerschaft mit Owkin

EVOTEC-Aktie taucht ab: Vorstandschef von EVOTEC tritt zurück - Prognose für Gesamtjahr 2023 bestätigt - KI- Partnerschaft mit Owkin

Werner Lanthaler habe dem Unternehmen mitgeteilt, dass er aus persönlichen Gründen als CEO zurücktritt und seinen Vertrag nicht bis zum Ende der aktuellen Laufzeit erfüllen wird, meldete der Biotech-Konzern. Seinen Posten wird Aufsichtsratsmitglied Mario Polywka interimistisch übernehmen. EVOTEC bestätigte zudem die Prognose für 2023.

Lanthalers Vertrag hat eine Laufzeit bis März 2026. Der Manager, seit 2009 CEO, wird dem Aufsichtsrat weiterhin als strategischer Berater zur Verfügung stehen. Der Aufsichtsrat habe eine interne und externe Suche nach einem "dauerhaften CEO" eingeleitet, teilte EVOTEC weiter mit.

"Nach einem extrem herausfordernden und sowohl körperlich als auch insgesamt erschöpfenden Jahr 2023, sowie nach eingehender Reflektion in den vergangenen Wochen und in das neue Jahr blickend, bin ich zu dem Entschluss gelangt, als CEO zurückzutreten, da ich dem Unternehmen in den nächsten Jahren nicht bestmöglich dienen kann", sagte Lanthaler laut Mitteilung.

Für 2023 erwartet das im MDAX notierte Unternehmen einen Konzernumsatz zwischen 750 Millionen und 790 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA sieht der Konzern bei 60 Millionen bis 80 Millionen Euro.

EVOTEC geht mit Owkin KI-gestützte strategische Partnerschaft ein

EVOTEC geht mit dem französisch-amerikanischen Techbio-Unternehmen Owkin eine KI-gestützte strategische Partnerschaft ein. Wie der im MDAX und TecDAX notierte Konzern mitteilte, betrifft diese die Bereiche Onkologie, Immunologie und Inflammation, in denen dadurch die "therapeutische Pipeline" beschleunigt werden soll.

Dabei soll Owkin indikationsrelevante Targets und Untergruppen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz identifizieren, die auf sogenannte multimodale Patientendaten angewendet wird.

EVOTEC wird seine Forschungs- und Entwicklungs-Plattform einsetzen, um die Validierung von Targets zu beschleunigen und risikomindernd zu gestalten. Auch sollen damit Wirkstoffkandidaten identifiziert und die präklinische Entwicklung bis zur Einreichung neuer Prüfpräparate abgeschlossen werden.

Beide Unternehmen wollen mit einem gemeinsamen Forschungs-Strategie-Team die Zusammenarbeit vorantreiben. Die Partnerschaft soll Owkin "die Maximierung der Kapitaleffizienz bei gleichzeitiger Risikoreduzierung ermöglichen". EVOTEC erhält laut Mitteilung Forschungszahlungen von Owkin und hat Anspruch auf erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen und Umsatzbeteiligungen auf Produktverkäufe.

Owkin hat laut Mitteilung durch Investitionen von Biopharmaunternehmen wie Sanofi und BMS sowie Risikokapitalfonds wie Fidelity, GV und BPI mehr als 300 Millionen US-Dollar eingesammelt.

So reagiert die EVOTEC-Aktie

Der überraschende Rücktritt Werner Lanthalers vom Chefposten des Wirkstoffforschers EVOTEC hat am Donnerstag panikartige Aktienverkäufe ausgelöst. Die Bestätigung der Jahresziele sowie die am Morgen mitgeteilte strategische Partnerschaft mit dem Künstliche Intelligenz (KI) nutzenden Biotech-Unternehmen Owkin änderten daran wenig.

Die im MDAX notierten Papiere rutschten via XETRA derart kräftig ab, dass sie dabei gleich mehrere charttechnisch wichtige Trendsignale durchbrachen, was den Abgabedruck weiter erhöhte. Zu den unterschrittenen Linien zählten neben der 21-Tagelinie auch die 200-Tage-Linie. Letztlich ging es für die EVOTEC-Aktie um 18,3 Prozent auf 17,50 Euro abwärts, womit sie mit Abstand Schlusslicht im Index der mittelgroßen Werte waren. Die Kursgewinne seit Anfang November sind damit Geschichte.

Wie EVOTEC am Vorabend nach Börsenschluss mitgeteilt hatte, tritt Lanthaler nach fast 15 Jahren als Lenker des Hamburger Unternehmens zurück - noch vor Ablauf seines bis März 2026 laufenden Vertrags. Dabei begründete der Manager seinen Schritt mit einem "extrem herausfordernden und sowohl körperlich als auch insgesamt erschöpfenden Jahr 2023". Aufsichtsratsmitglied Mario Polywka werde den Posten interimsmäßig übernehmen, hieß es weiter.

Am Dienstag war das Unternehmen wegen Nachmeldungen zu Aktienverkäufen Lanthalers aus den Jahren 2021 und 2022 in den Blick gerückt. Nachmeldungen nach solch einer langen Zeit sind ungewöhnlich. Führungskräfte sind verpflichtet, umfangreiche Aktiengeschäfte dem Unternehmen und der Finanzaufsichtsbehörede Bafin zeitnah zu melden.

"Werner Lanthaler hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren stark geprägt und war für viele operative Erfolge maßgeblich verantwortlich. Daher verwundert es nicht, dass die Investoren auf die Rücktrittsnachricht mit Schrecken reagieren", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow. "Die Fußstapfen sind sehr groß, und es muss erst einmal ein geeigneter Nachfolger gefunden werden. Das dürfte sich als nicht leicht erweisen."

Die Analysten Charles Weston von der kanadischen Bank RBC und Christian Ehmann von Warburg Research hoben ebenfalls die Leistungen Lanthalers hervor. Weston schrieb in seinem Kommentar vor dem Börsenstart: "Als CEO von EVOTEC war Dr. Lanthaler 15 Jahre lang maßgeblich beteiligt am etwa 20-fachen Umsatzwachstum des Unternehmens in diesem Zeitraum." Weston betonte die Abkehr EVOTECs vom klinischen Risiko sowie die Expansion in fortschrittliche Technologien mit jüngster Tendenz in Richtung Design und Herstellung von Antikörpern.

Beide Experten bleiben aber optimistisch. So schrieb Ehmann etwa: "Das Unternehmen ist operativ gut aufgestellt." Es sei auf einem guten Weg, nicht nur die eigenen, am Vorabend bestätigten Prognosen für 2023 zu erreichen, sondern auch die Ziele für 2025.

Ehmann betonte zudem, dass EVOTEC die Management-Aufgaben bereits breiter aufgeteilt habe, um Sorgen zu mildern, dass das Schicksal des Unternehmens zu stark an einer Person hänge. Zudem kenne Aufsichtsratsmitglied Mario Polywka, der das Unternehmen nun vorübergehend leiten werde, EVOTEC gut - schließlich habe er früher das Tagesgeschäft geführt.

FRANKFURT (Dow Jones)/ (dpa-AFX)

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Bildquelle: REMY GABALDA/AFP/Getty Images

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