17.10.2008 18:24:00
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Europas Börsen legen kräftig zu - Erholungstag der Zykliker
FRANKFURT (Dow Jones)--Kräftig erholt sind die europäischen Standardwerte am Freitag aus einer hochvolatilen Handelswoche gegangen. Nach dem überraschend kräftigen Anstieg der Wall Street am Vortag und stabilen Kursen am Freitag holten Europas Aktien ihre Vortagsverluste teils auf. Der Euro-Stoxx-50 stieg um 4,5% oder 108 auf 2.532 Punkte, der Stoxx-50 legte um 6% oder 129 auf 2.266 Zähler zu. Vor allem ein kräftiges Comeback der zuletzt abverkauften Stahl- und Minenwerte, sowie anderer Konjunkturzykliker stützte den Markt. Minuszeichen gab es nur bei Autowerten und Versicherern. Auch die Finanztitel schafften den Sprung ins Plus. Die Furcht vor Staatsbankrotten legte sich etwas. Hier hatte der Notenbankgouverneur von Ungarn für Unruhe gesorgt, der sich genötigt sah, die Solvenz seines Landes zu betonen.
"Vor allem der gute Ausgang des kleinen Verfalltages an den Terminbörsen hat viel Verkaufsdruck aus dem Markt genommen", erläuterte ein Händler. Für zwischenzeitliche Bremsspuren sorgten die erneut schlechten US-Konjunkturdaten. So brachen die US-Baubeginne im September um 8,3% ein, obwohl der Markt nur mit minus 1,7% gerechnet hatte. Zudem wurden die August-Werte nach unten revidiert. Auch der Index der Uni Michigan zur US-Verbraucherstimmung fiel im Oktober auf 57,5 Indexpunkte nach zuvor 70,3. "Das ist die erste Stimmungsumfrage nachdem allen US-Konsumenten die Krise so klar ins Bewusstsein gerückt ist", sagte ein Händler. Allerdings reagierte der Markt nicht mehr so negativ überrascht, da bereits am Vortag der Philadelphia-Fed-Index eingebrochen war und die US-Industrieproduktion den stärksten Fall seit 1974 vermeldet hatten. Technische Analysten sehen den Euro-Stoxx-50 gut unterstützt bei 2.300 Punkten.
Versicherer und Banken mit uneinheitlicher Tendenz
Selbst Finanztitel schafften nach nervösem Handel den Sprung ins Plus. Der Sub-Index der Banken stieg um 1,9%. Der Index der Versicherer verlor dagegen 2,8%. Hier belastete der Kurseinbruch bei ING Groep um 27,5% auf 7,34 EUR nach anhaltenden Spekulationen um eine mögliche Kapitalerhöhung bzw einen Anteilsverkauf durch Fortis. Fortis halte derzeit 104 Mio ING-Aktien und damit 5% des notierten Kapitals. Zudem belastete die Sorge, das Institut müsse Wertberichtigungen beim Alt-A-Bondportfolio vornehmen, um vom Rettungspaket der niederländischen Regierung Gebrauch machen zu dürfen. Eine Kapitalspritze durch die Regierung würde zudem den Gewinn der Altaktionäre verwässern. Die Aussagen der ING Groep zur Kernkapitalquote wurden im Markt nicht als gut interpretiert. Fortis notierten gut behauptet.
UniCredit sprangen um 7,8% auf 2,33 EUR, nachdem ein libysches Konsortium die Beteiligung an der Bank auf 4,23% von zuvor 0,87% aufgestockt hat. "Positiv ist auf jeden Fall, dass nicht auf eine staatliche Mittel zurückgegriffen sondern eine Marktlösung gefunden wird", kommentierte ein Händler die Transaktion. Auch die britischen Banken zeigten überwiegend Kursgewinne. So legten Royal Bank of Scotland um 5,5% zu, Lloyds TSB gewannen 5,9% und HSBC stiegen um 3,3%.
Autowerte von Analysten-Kommentaren ausgebremst
Autowerte zeigten sich nach kritischen Analystenstimmen mit gemischten Vorzeichen. Allerdings war nur ein Minus von über 10% bei VW für den Einbruch des Sektor-Index um 3,1% verantwortlich. Daimler legten hingegen um 9,1% auf 25,70 EUR zu, BMW um 4,3% auf 20,49 EUR, Renault um 2,6% auf 28,57 EUR. Bei BMW hat Goldman Sachs die Aktie auf "Kaufen" hochgestuft. Gegen den Trend bewegten sich wieder einmal VW, diesmal um 10,2% nach unten auf 358 EUR glatt. Morgan Stanley hatten das Kursziel nahezu halbiert auf 69 nach 120 EUR. Neuigkeiten von Unternehmensseite, die diese Kursbewegung rechtfertigten, gab es nach Händleraussagen bis zum Abend nicht. In den vergangenen Tagen habe es aber eine ganze Reihe von Abstufungen von Analysten gegeben.
Pharma-Titel profitieren weiter von Flucht in Qualitätsaktien
Auch der Pharmasektor legte am Berichtstag zu; der Sub-Index stieg um 7,7%. Aufgrund hoher Cash-Bestände bei den Anlegern gebe es anhaltende Zuflüsse in diese konjunkturell unabhängigen Aktien, hieß es. Sanofi-Aventis kletterten um 9,3% auf 44,45 EUR und profitierten dabei von Spekulationen, wonach das Medikament "Plavix" bis 2001 weniger Wettbewerbsdruck vom Eli-Lily-Präparat "Prasugrel" bekommen dürfte als ursprünglich erwartet. Die Heraufstufung der Aktie auf "Buy" von "Underperform" von Merrill Lynch am Vortag stütze ebenfalls weiter. Novartis, ebenfalls von Merrill Lynch am Vortag auf "Buy" angehoben, kletterten um 12% auf 59,50 EUR. Der Konzern wird am Montag Zahlen vorlegen.
Google und Ericsson stützen Technologie-Sektor
Gute Stimmung nach den Google-Zahlen und der Vortageserholung der Nasdaq herrschte im Technologie-Sektor. Der Index stieg um 7%. Zudem legte das Joint Venture SonyEricsson besser als befürchtete Zahlen vor. Zwar ist der Handy-Hersteller im dritten Quartal mit 25 Mio EUR in die roten Zahlen gerutscht, allerdings sei dies nicht so schlimm wie befürchtet, so ein Händler. Im Schnitt war ein Minus von 72 Mio EUR erwartet worden. Ein Analyst sprach ebenfalls von einer positiven Überraschung und lobte Margen und Management von SonyEricsson. Ericsson stiegen um 5% auf 50,20 SEK, Nokia erholten sich kräftig von den Vortagsverlusten und legten um 10,6% zu auf 12,50 EUR.
Stahl, Minen & Konjunkturwerte hoch
Selbst die stark konjunkturabhängigen Stahl- und Minenwerte wiesen kräftige Erholungen auf. Der Sektor-Index der Basic Ressources stieg um 8,1% und setzte sich damit an die Spitze. Auch Arcelor Mittal legten um 10,5% auf 22,22 EUR zu, obwohl der Stahlhersteller Produktionskürzungen ankündigte. "Das erklärt den Kurseinbruch von gestern", sagte ein Händler. Arcelor hat angekündigt, ihren europäischen Stahl-Output um bis zu 15% senken zu wollen. Dies sei eine Reaktion auf die sich abschwächende globale Nachfrage. Im Dax legten ThyssenKrupp um 5% zu. Minenwerte sprangen sogar bis zu 12,3%, so wie Anglo American.
Europäische Schlussindizes am Freitag, den 17. Oktober: === Index Schluss- Veränd. Veränd. Veränd. stand abs. in % seit Jahresbeginn DJ Europe EuroSTOXX50 2532,17 108,37 4,47 -42,45 STOXX 50 2266,14 128,75 6,02 -38,48 STOXX 600 214,23 7,83 3,79 -41,25 London FTSE 100 4063,00 201,60 5,22 -37,08 Frankfurt Xetra DAX 4781,33 158,52 3,43 -40,73 Paris CAC40 3329,92 148,92 4,68 -40,69 Amsterdam AEX 252,26 4,22 1,70 -51,09 Athen ASE 2117,41 -137,84 -6,11 -59,11 Brüssel BEL-20 2015,30 68,92 3,54 -51,17 Kopenhagen KFX 295,95 10,25 3,59 -36,24 Dublin ISEQ 2720,38 -7,45 -0,27 -60,77 Helsinki HEX 6080,19 287,65 4,97 -47,58 Istanbul IMKB-100 25870,17 -1730,54 -6,27 -53,42 Lissabon PSI General 2187,70 17,60 0,81 -46,95 Madrid IBEX 35 9655,20 347,00 3,73 -36,40 Mailand S&P/MIB 21645 931 4,49 -43,86 Oslo OBX Stock 281,23 7,97 2,92 -50,66 Prag PX 842,80 -95,70 -10,20 -53,57 Moskau RTS 667,62 -46,28 -6,48 -70,85 Wien ATX 2011,36 -69,26 -3,33 -55,43 Zürich SMI 6099,62 381,09 6,66 -28,11 === DJG/mod/ros (END) Dow Jones Newswires
October 17, 2008 12:23 ET (16:23 GMT)
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