Kräftige Zuwächse 29.02.2024 17:53:00

Erste Group: Höherer Zinsüberschuss brachte 3 Mrd. Euro Gewinn - Aktie fällt dennoch

Erste Group: Höherer Zinsüberschuss brachte 3 Mrd. Euro Gewinn - Aktie fällt dennoch

Nach einem starken abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 blickt die Erste Group verhalten optimistisch auf das neue Jahr. Beim Kreditwachstum erhofft sich die Bank wieder stärkere Zuwächse von rund 5 Prozent, nach einem etwas schwächeren Wachstum von 2,8 Prozent 2023. Die Risikokosten könnten jedoch etwas ansteigen, erwartet werden bis zu 25 Basispunkte vom Bruttokundenkreditbestand. 2023 waren es nur 6 Basispunkte.

Das heuer niedrige Niveau bei den Risikokosten sei vor allem dem Umstand geschuldet, dass Rückstellungen zu Kreditzusagen und Finanzgarantien sowie zu Eingängen aus abgeschriebenen Forderungen - insbesondere in Österreich - teilweise aufgelöst wurden, erklärte Risikochefin Alexandra Habeler-Drabek. Im Vorjahr lagen die Risikokosten (Wertminderungen aus Finanzinstrumenten) bei 128 Mio. Euro und damit um mehr als die Hälfte niedriger als zum Ende des Jahres 2022 (300 Mio. Euro). Trotz der Auflösungen habe die Bank aber immer noch hohe krisenbezogene Kreditrisikovorsorgen im Wert von 740 Mio. Euro auf der hohen Kante. Aus diesen könne es heuer zu weiteren Auflösungen kommen.

Vor allem im vierten Quartal 2023 seien die Ausfälle etwas angestiegen, so Habeler-Drabek weiter. Im Gesamtjahr verschlechterte sich die Quote notleidender Kredite (non-performing loans/NPL) von 2,0 Prozent auf 2,3 Prozent. Eine große Sorge sei das aber nicht. Die Einzelfälle, die vor aus dem Immobilienbereich und hier von kleinen und mittleren Unternehmen kämen, seien zwar vom Volumen her teil etwas größer und schlügen sich daher deutlicher auf die NPL-Quote nieder, die Besicherung der Fälle sei jedoch sei gut. Daher seien die Auswirkungen auf die Risikokosten begrenzt.

Beim Kreditgeschäft ging es im Vorjahr moderat bergauf. Das Kreditvolumen wuchs um 2,8 Prozent auf 207,8 Mrd. Euro an. Für heuer sieht die Bank hier mehr Aufwind und ein Wachstum von bis zu 5 Prozent. Firmenkunden-Vorstand Ingo Bleier rechnet damit, dass im Firmensegment vor allem im zweiten Halbjahr wieder mehr Schwung ins Kreditgeschäft kommt. Im Privatkundengeschäft im Bereich der Wohnbaukredite gab es im Vorjahr ein leichtes Wachstum von 1,7 Prozent. Seit dem starken Einbruch bei neuen Wohnbaukrediten ab Mitte 2022 bewegt sich das Niveau in etwa seitwärts, sagte CEO Willibald Cernko.

Das diese Woche von der Regierung angekündigte Wohnbaupaket begrüßte Cernko ausdrücklich. Es sei ein Bündel an Maßnahmen, dass die Themen Eigentum, leistbares Wohnen und Sanierung wieder in den Fokus rücke und dass auch für die Bank Rückenwind und neues Wachstum bringen könne. Die im Paket enthaltenen Pläne um die Länderdarlehen für private Häuselbauer auszubauen, sehe er ebenfalls als positive und marktbelebende Maßnahme und nicht als Konkurrenz zum Bankgeschäft an. Wünschen würde sich der Bankchef jedoch, dass die geplanten befristeten Erlässe der Nebengebühren längerfristig für die Häuselbauer wegfallen würden.

Auch bei der KIM-Verordnung, die die Regeln zur Kreditvergabe regelt, hofft Cernko noch auf weitere Lockerungen. Die Erste Group sei nicht gegen die grundlegenden Regeln der Verordnung zur Laufzeit, den Eigenmitteln und der Leistbarkeitsgrenzen, Cernko sei jedoch für eine Vereinfachung der Handhabung der Ausnahmekontingente. Das würde vor allem den kleineren Banken ermöglichen, diese besser auszunutzen. Cernko zeigte sich zuversichtlich, dass es diesbezüglich bei der FMSG-Sitzung am 12. März bereits eine Einigung geben könnte.

Cernko wird seinen Posten als Bankchef Mitte des Jahres an den früheren Erste-Bank-Chef und derzeitigen CEO der baltischen Luminor Bank, Peter Bosek, abgeben. Was er nach dem Abgang als Bankchef machen wolle, wisse er noch nicht genau, er arbeite jedoch "mit Herzblut bis zum letzten Tag".

Im abgelaufenen Jahr hat die Bank unterm Strich einen Gewinn von 2,998 Mrd. Euro geschrieben, das waren 38,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Neben den Kreditwachstum half dabei auch das derzeit hohe Zinsniveau. Der Zinsüberschuss legte im Vorjahr um gut ein Fünftel (21,5 Prozent) auf 7,2 Mrd. Euro zu.

An dem Ergebnis sollen auch die Aktionäre teilhaben. Der Vorstand schlägt für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 2,70 Euro je Aktie vor. Für 2022 wurden 1,90 Euro je Titel ausgeschüttet.

An der Wiener Börse knickten Erste Group-Aktien letztlich um 4,5 Prozent ein auf 36,90 Euro.

(APA)

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Bildquelle: Pavel Kapysh / Shutterstock.com,Erste Group/fischka.com,Christian Wind

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