Ukraine-Krieg verunsichert |
28.02.2022 17:50:00
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Erste Group-Aktie bricht dennoch ein: Erste Group kann Gewinn in 2021 mehr als verdoppeln
"Der starke Wirtschaftsaufschwung unserer Region im vergangenen Jahr hat zu einem soliden Wachstum der Kreditnachfrage geführt. Mit Rekordwerten bei den Provisionserträgen und guter Kostenkontrolle hat das 2021 zu einem Anstieg unseres Betriebsergebnisses geführt. Unsere Risikokosten lagen weit unter den von der Corona-Krise getriebenen Werten für 2020," so Finanzchef (CFO) Stefan Dörfler laut Aussendung.
Der Zinsüberschuss profitierte vor allem von Zinserhöhungen in Tschechien und in Ungarn und legte zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf 4,98 Mrd. Euro zu. Der Provisionsüberschuss legte um 16,5 Prozent auf 2,30 Mrd. Euro zu. Für das starke Plus sorgten die steigenden Aktienmärkte und die starke Erholung der Wirtschaft, schreibt die Bank.
Dank moderaten Kostensteigerungen stieg auch das Betriebsergebnis um 17,1 Prozent auf 3,44 Mrd. Euro und die Kostenquote - das Verhältnis zwischen Kosten und Erträgen - verbesserte sich von 59 Prozent auf 55,6 Prozent. Auch im Kreditgeschäft ging es aufwärts. Die Kundenkredite stiegen bis zum Jahresende (Dezember 2021) auf netto 180,3 Mrd. Euro (Dezember 2020: 166,1 Mrd. Euro). Die Bilanzsumme stieg im gleichen Zeitraum um 10,8 Prozent auf 307,4 Mrd. Euro.
Die Risikokosten gingen indessen 2021 deutlich von 1,29 Mrd. Euro (78 Basispunkten oder 0,78 Prozent) auf 158,8 Mio. Euro bzw. 9 Basispunkte der durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands zurück. Die Quote notleidender Kredite (non-performing loans/NPL) verbesserte sich von 2,7 Prozent auf 2,4 Prozent zum Jahresende 2021. Vor allem Auflösungen in Österreich und Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen hätten positiv zu dem Ergebnis beigetragen.
Für das laufende Jahr sei Europa aufgrund des Ukraine-Kriegs unabschätzbaren Folgen ausgesetzt, heißt es im Ausblick der Bank. Die Erste Group ist in vielen Ländern in Osteuropa tätig, hat aber keine Töchter in Russland oder der Ukraine. Das direkte Obligo in den beiden Ländern sei sehr gering, so Spalt. Die Bank erwartet daher "keine weiteren signifikanten Risikovorsorgen aus aktuellem Anlass", indirekte Folgen wie volatile Aktienmärkte, Auswirkungen der Sanktionen auf Kunden oder mögliche Einlagensicherungs- oder Abwicklungsfälle könnten jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Für ihre Kernmärkte - Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien - rechnet die Erste Group heuer mit einer guten Entwicklung. Das Nettokreditwachstum soll im "mittleren einstelligen Bereich" liegen und der Provisionsüberschuss nach der starken Entwicklung im Vorjahr 2021 im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich wachsen. 2022 wird überdies erneut eine zweistellige Eigenkapitalverzinsung (ROTE) angepeilt. 2021 lag sie bei 11,6 Prozent. Die NPL-Quote sollte unter 3 Prozent und die harte Eigenkapitalquote hoch bleiben. Ende 2021 lag die harte Eigenkapitalquote (CET1) bei 14,5 Prozent.
Als Dividende für 2021 will das Management 1,6 Euro je Papier vorschlagen. Die Hauptversammlung ist für den 18. Mai 2022 anberaumt. Für das Geschäftsjahr 2020 bekamen die Investoren insgesamt 1,5 Euro je Papier.
Erste-Group-Chef zu Ukraine: "Nicht die Zeit für markige Statements"
Erste-Group-Chef Bernd Spalt hat heute bei der Bilanzpressekonferenz im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine zu Besonnenheit aufgerufen und vor "großen Ankündigungen" gewarnt. "Das ist jetzt nicht die Zeit für markige Statements", sagte Spalt am Montag. "Das ist die Zeit zu versuchen, Stabilität zu erreichen, nachzudenken und zu analysieren", so der Bankenchef. "Manchmal weiß man es eben noch nicht."
Es werde jetzt eine Zeit des Unwissens und der Ungewissheit geben. Derzeit sei man ein einer Phase, in der man erst abschätzen müsse, was passieren könne. Man müsse aber versuchen, die Situation zu verbessern anstatt sie weiter zu eskalieren. "Das gilt an alle, die bis jetzt gesprochen haben", sagte Spalt. Die Bank wolle Betroffenen jedenfalls helfen, wo es möglich sei. Man werde es nicht dabei bewenden lassen, "Sympathiebekundungen zu verbreiten".
Die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland auf Europa und auf den heimischen Finanzmarkt seien schwer abzuschätzen, auch weil die technischen Details der Sanktionen "noch nicht auf dem Tisch liegen", sondern es bisher nur inhaltliche Beschreibungen gebe. Klar sei jedoch, dass der Ausschluss von einigen russischen Banken vom internationalen Zahlungssystem Swift "natürlich dazu führen wird, dass vieles für die russische Wirtschaft schwerer wird", so Spalt. Es werde Transaktionen erschweren, wenn nicht unmöglich machen. Auch die von den Energiepreisen getriebene Inflation werde sich durch die aktuelle Situation wohl nicht abschwächen.
"Es wird insgesamt die Wirtschaftsströme verlangsamen und wird Implikationen auf das Wirtschaftswachstum haben", erwartet Spalt. Damit könnten sich auch indirekt negative Auswirkungen für die Erste Group ergeben. Das Exposure der Erste Group selbst in Russland und der Ukraine sei aber "vernachlässigbar", so der Bank-CEO.
Welche konkreten Maßnahmen sich aus den Sanktionen für die Erste Group ergeben, sei noch nicht klar, sagte Risikochefin Alexandra Habeler-Drabek. Ob und in welchem Umfang die Erste Group Assets russischer Kunden einfrieren müsse, sei noch nicht geklärt. Die Bank werde sich aber "selbstverständlich an die Sanktionen halten", so Habeler-Drabek.
Indirekt könnte neben einer eingetrübten Wirtschaftslage auch eine weiterhin erhöhte Volatilität am Finanzmarkt ein Risiko für die Erste Group sein. Weiters wäre eine sinkende Investitionsnachfrage der Firmen ein Risikofaktor, der das Wachstum der Bank im laufenden Jahr bremsen könnte, sagte Privat- und Firmenkundenvorstand Ingo Bleier.
Derzeit sei die Region, in der die Erste Group tätig sei, aber robust aufgestellt. Dementsprechend blickt die Bank 2022 optimistisch entgegen und rechnet mit einem weiteren Kreditwachstum sowie einem Zuwachs beim Provisionsüberschuss und bei der Eigenkapitalverzinsung (ROTE).
Neben Österreich sind Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Kroatien und Serbien die Kernmärkte der Bank. In dieser Region wolle man auch weiterhin bleiben, die Erschließung neuer Märkte ist nicht geplant. Zukäufe in der Region seien aber denkbar, sofern sie das Geschäftsmodell der Erste Group unterstützten, sagte Spalt.
In Wien fiel die Erste Group-Aktie bis zur Schlussglocke um 9,48 Prozent auf 31,99 Euro zurück.
APA
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