Buffetts Investmentpartner |
03.12.2023 16:16:00
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Ein Nachruf: Berkshire Hathaway-Vize und Buffett-Weggefährte Charlie Munger im Porträt
Vom Juristen zum erfolgreichen Investor
Charlie Munger wurde am 1. Januar 1924 in Omaha, Nebraska, als ältester Sohn einer Juristenfamilie geboren. In der gleichen Stadt kam einige Jahre später auch Warren Buffett zur Welt, und Munger hat sogar als Junge einige Zeit im Lebensmittelgeschäft von Buffetts Großvater gearbeitet. Beruflich schlug Munger jedoch zunächst einen anderen Weg ein: Er studierte für einige Zeit Mathematik und später Meteorologie, um in diesem Bereich für die Armee zu arbeiten, bevor er sich nach seinem Militärdienst in Harvard für ein Studium der Rechtswissenschaften einschrieb und dieses auch erfolgreich abschloss. Anschließend praktizierte er einige Jahre in Los Angeles als Rechtsanwalt und gründete zusammen mit mehreren Partnern eine eigene Anwaltskanzlei.
Für das Investmentgeschäft begann sich Munger zu interessieren, nachdem er bei einer Dinner-Party 1959 Warren Buffett getroffen und ein längeres Gespräch mit ihm geführt hatte. 1962 gründete Munger seine eigene Investmentgesellschaft mit dem Namen "Wheeler, Munger & Co." und begann mit dem Aufbau von Beteiligungen an interessanten Unternehmen. Auch wenn Munger und Buffett zu diesem Zeitpunkt noch unabhängig voneinander agierten, kauften sie sich trotzdem teilweise in die gleichen Firmen ein. Beide investierten zum Beispiel in Diversified Retailing, eine Holdinggesellschaft verschiedener Bekleidungsgeschäfte. Über dieses Investment kam 1978 auch die Geschäftsverbindung zwischen Munger und Buffett bei Berkshire Hathaway zustande.
Auf Druck der US-Börsenaufsicht musste Buffett seine Investments in der Holding Berkshire Hathaway zusammenführen. Dabei wurde auch Diversified Retailing, an der Buffett die große Mehrheit hielt, mit Berkshire fusioniert. Als Ausgleich für seinen Minderheitsanteil an Diversified Retailing erhielt Munger zwei Prozent an Berkshire und den Posten des Vizevorsitzenden. Zusätzlich übernahm er ab 1984 auch die Leitung der Berkshire-Tochter Wesco Financial Corporation, die erst 2011 vollkommen in der Muttergesellschaft aufging.
Munger war jedoch nicht nur stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei Berkshire Hathaway, sondern dank privater Investitionen auch Vorstandsmitglied beim Zeitungsverlag Daily Journal Corporation aus Los Angeles und der Großhandelskette Costco Wholesale.
Mungers Investmentstrategie und sein Einfluss auf Warren Buffett
Mungers Investmentphilosophie ähnelte der von Buffett in vielerlei Hinsicht. Tatsächlich wurde Charlie Munger auch oft "Buffetts Alter Ego" genannt, da er die gleichen Eigenarten und eine ähnliche Denkweise wie das Orakel von Omaha besaß. So sollen beide die Entscheidungen des jeweils anderen sofort verstanden haben - was jedoch nicht bedeutete, dass sie immer gleicher Meinung waren.
Tatsächlich hatte Munger wohl einen größeren Einfluss auf Buffetts Investmentstil als umgekehrt. Denn anders als Buffett, lehnte er es ab, Schrottunternehmen zu kaufen, nur weil sie an der Börse unter ihrem inneren Wert gehandelt wurden. Munger war der Meinung, es sei "besser, einen angemessenen Preis für ein gutes Unternehmen zu bezahlen als einen Spottpreis für eine Schrottfirma". Von dieser Sichtweise konnte er letztendlich auch Buffett überzeugen und prägte so die Investmentstrategie, für die Buffett bekannt wurde.
Mungers Investmentphilosophie basierte jedoch noch auf drei weiteren Säulen. So waren ihm hohe ethische und moralische Standards bei den Unternehmen, in die er investierte, sehr wichtig. "Ein Geschäftsmodell, das auf Trickserei basiert, ist dazu verdammt, zu versagen", sagte er einmal in einem Interview.
Außerdem war er davon überzeugt, dass man ein breites Wissen in sehr vielen - auch disziplinfremden - Gebieten mitbringen müsse, um ein guter Investor zu sein ("elementary, worldly wisdom"). Um sich dieses anzueignen, las er so viel wie möglich. Auch als nach einer verunglückten OP sein linkes Auge aufgrund unerträglicher Schmerzen entfernt werden musste, ließ er diese Tätigkeit nicht fallen. Seine Kinder würden ihn bereits für ein Buch halten, aus dem ein paar Beine herausschauten, scherzte er einmal.
Des Weiteren benutzte Munger bei Investmententscheidungen zahlreiche mentale Modelle aus verschiedenen Disziplinen um das Verhalten anderer und die Auswirkungen einer Entscheidung prognostizieren zu können. Aus rund 90 solcher mentalen Modelle soll der Investor dabei jeweils alle die ausgewählt haben, die auf die aktuelle Situation anwendbar waren.
Daneben kam ihm bei seiner Tätigkeit als Investor wohl auch eine andere hilfreiche Fähigkeit zugute, die er während seiner Zeit in der Armee erlernt hatte: das Kartenspielen. "Du musst lernen, früh aufzugeben, wenn die Chancen gegen dich sind", so Munger über diese wichtige Fähigkeit. "Wenn du aber einen großen Vorteil hast, dann musst du stark darauf setzen, denn du bekommst nicht oft einen großen Vorteil. Die Gelegenheit kommt, aber sie kommt nicht oft, also musst du sie ergreifen, wenn sie kommt". Ein Leitsatz, der sich wohl auch gut aufs Investieren übertragen lässt.
Privatleben und Wohltätigkeit
Munger war zweimal verheiratet. 1945, im Alter von 21 Jahren, heiratete er Nancy Huggins. Das Paar bekam zwei Töchter und einen Sohn, der allerdings bereits 1955, im Alter von nur neun Jahren, an Leukämie verstarb. Zu diesem Zeitpunkt waren Munger und Huggins jedoch bereits seit rund zwei Jahren wieder geschieden, was mit erheblichen finanziellen Einbußen für Munger einherging. Er verlor im Zuge der Scheidung alles an seine Frau, sogar sein Haus und sein Auto, und lebte einige Zeit in sehr ärmlichen Verhältnissen. 1956 heiratete er seine zweite Frau Nancy Barry. Diese zweite Ehe, aus der vier Söhne hervorgingen, hielt bis zum Tod von Nancy Barry im Jahr 2010.
Obwohl Munger Milliardär und ein enger Vertrauter von Warren Buffett war, war er dennoch kein Mitglied der Wohltätigkeitsorganisation "The Giving Pledge", die Buffett zusammen mit Bill Gates gegründet hatte. Er unterstützte jedoch zahlreiche Bildungsreinrichtungen mit großzügigen finanziellen Spenden. Unter anderem erhielt die Universität von Michigan einen dreistelligen Millionen-Dollar-Betrag von ihm, aber auch die Stanford Universität und die Universität von California, Santa Barbara konnten sich über mehrere Zuwendungen freuen. Für die Universitäten Stanford und Michigan arbeitete Munger außerdem an den Designs für die Studentenwohnheime mit, deren Bau er finanziell förderte.
Charlie Munger verstarb am 28. November 2023 im Alter von 99 Jahren in einem Krankenhaus in Kalifornien.
Redaktion finanzen.at
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