16.02.2015 10:56:00

Deutsche Wohnen will conwert - IVA: Keine Überraschung

Für Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger kommt das Kaufangebot des Wohnimmobilienkonzerns Deutsche Wohnen für den österreichischen Immobilienkonzern conwert Immobilien Invest SE "nicht überraschend". "Was in der Vergangenheit passiert ist, hat die conwert als Übernahmeziel prädestiniert", sagte IVA-Chef Wilhelm Rasinger am Montag zur APA. Die Deutsche Wohnen will im März ihr Angebot legen.

Die Deutsche Wohnen schätzt der Präsident des Interessenverbands für Anleger (IVA) als seriöses Unternehmen ein. Der angebotene Preis von 11,50 je Aktie für die conwert zeige, dass die Deutsche Wohnen "vorsichtig ist und sich seinen Aktionären verpflichtet fühlt". Der innere Wert (Net Asset Value, NAV) der conwert liege zwar bei über 15 Euro, doch auch der Kurswert der conwert sei in den vergangenen Jahren deutlich darunter gelegen. Die Deutsche Wohnen hingegen wird an der Börse laut Rasinger "deutlich über ihren Net Asset Value gehandelt".

Bei der conwert seien die ständigen Schwierigkeiten wie negative Nachrichten, Streitereien und häufige Managementwechsel "nicht vertrauensbildend" gewesen. "Der Abschlag ist damit begründet", so Rasinger. "Die conwert hat immer ein interessantes Immobilienportfolio gehabt, aber war all die Jahre schlecht gemanagt", sagte der IVA-Chef und verwies auf "die Schatten" aus der Zeit des Unternehmensgründers Günter Kerbler und dessen Partner Ex-CEO Johann Kowar, die ein managementmäßig nicht gut aufgestelltes Unternehmen hinterlassen hätten.

Eine klare Empfehlung, ob die Aktionäre das Angebot annehmen sollen oder nicht, will Rasinger nicht abgeben: "Das kommt auf die jeweiligen Alternativen an." Die Deutsche Wohnen will mindestens 50 Prozent plus eine Aktie an der conwert und die Unternehmensführung an sich ziehen. "Es wäre schade, wenn das nicht klappt", so der IVA-Chef. Für den Anleger sei es "natürlich nicht so attraktiv, denn der sieht den inneren Wert von 15 Euro je Aktie vor sich", räumte er ein.

Rasinger glaubt, dass das letzte Wort beim Preis noch nicht gesprochen sei. "In den nächsten Wochen wird sich die Situation noch weiterentwickeln." Er geht auch davon aus, dass Hauptaktionär Hans Peter Haselsteiner, der knapp unter 25 Prozent der conwert-Anteile hält, annehmen und seine Beteiligung bis auf über 5 Prozent zurückfahren werde.

Zum Angebot der Deutschen insgesamt meinte er: "Ich finde, es kommt Bewegung in die richtige Richtung." Die conwert habe sehr viel investiert - vor allem in Deutschland, "inzwischen schon wesentlich mehr als ihn Österreich". Die Deutsche Wohnen habe bei der Übernahme "sicher das deutsche Portefeuille im Vordergrund". Außerdem biete das deutsche Unternehmen auch eine Lösung für die Wandelschuldverschreibung und Eco Business an.

Zudem sei die conwert "wahnsinnig schlecht, weil sehr teuer finanziert und hatte durch die Übernahmen der sogenannten Dienstleistungsgesellschaften, wo sich Kerbler & Co. bedient haben, eine irrsinnige Verwaltungsschwäche", kritisierte Rasinger. Und eine schlechte Finanzierung könne man nicht von heute auf morgen auswechseln. "Das ist alles das Erbe von Kerbler & Co."

Das Angebot sei "sehr professionell und wohldurchdacht". Aber die Deutsche Wohnen habe "bereits deutliche Kursanstiege hinter sich". Die Häuser und Liegenschaften der conwert seien okay - "nur das Drumherum hat nicht gestimmt".

(Schluss) kre/ggr

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