14.09.2015 21:04:51
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Deutsche Bank schrumpft - Löwenanteil fällt auf 18.000 Postbank-Mitarbeiter
Von Madeleine Nissen
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bank wird deutlich kleiner. Bei dem Treffen der Aufsichtsräte in der vergangenen Woche habe Vorstandschef John Cryan darüber gesprochen, wie mit Hilfe von Stellenstreichungen die Kosten gesenkt werden können, sagte ein Insider. Zwar kristallisiert sich immer mehr raus, welche Bereiche für Kürzungen in Frage kommen, aber für genaue Zahlen scheint es noch zu früh. Klar ist nur: Allein durch die Trennung von der Postbank - sei es durch einen Börsengang oder Verkauf - fallen rund 18.000 Stellen weg. Hinzu kommt nach Auskunft von Aufsichtsräten die Schrumpfung in Ländern, die sich nicht rentieren oder der Bank zu viele Probleme machen, allen voran Russland.
Von den 98.138 Mitarbeitern, die die Deutsche Bank zum Ende vergangenen Jahres beschäftigt hatte, fallen 14.800 auf Schalterbeamte in den Postbank-Filialen sowie gut 3.000 Mitarbeiter, die in einer ausgelagerten Holding arbeiten. Hierbei handelt es sich um eine Plattform mit Backoffice-Mitarbeitern, die die Postbank bei der Mutter ausgelagert hatte. Auf diese Mitarbeiter kann die Postbank nicht verzichten, da sie für zentrale Backoffice-Aufgaben, etwa bei Kreditanträgen und Zahlungsverkehr, verantwortlich sind. Ob sie diese Plattform zurückkauft oder sich anders mit der Deutschen Bank einigt, werde voraussichtlich Ende des Jahres entschieden, sagte eine eingeweihte Person. Klar sei nur aus Sicht der Deutschen Bank, dass sie diese Mitarbeiter nicht mehr braucht und sich durch die Trennung von der Postbank die Zahl ihrer Mitarbeiter schlagartig um rund 18.000 verringert, sagte die Person.
Ähnlich wie die Postbank wird die Deutsche Bank versuchen - gerade in Deutschland, wo die Arbeitnehmer einen größeren Kündigungsschutz genießen als etwa in Großbritannien - sozialverträgliche Wege zu gehen. Die Postbank hat ohne viel Aufhebens die Zahl der Mitarbeiter weitgehend über Regelungen wie vorzeitigen Ruhestand reduziert. Auch die Deutsche Bank hat nicht nur in den Filialen ältere Mitarbeiter. Die Zahl der 700 Niederlassungen will sie ohnehin um 200 reduzieren. Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung ist es denkbar, dass die Bank noch mehr Filialen schließt.
John Cryan hatte schon bei seinem Amtsantritt Klartext versprochen. Dem ist er offenbar bei dem Treffen der Aufsichtsräte der Deutschen Bank von Donnerstag bis Samstag gerecht geworden. Sowohl die Schließung von Geschäftsbereichen in einigen Ländern als auch mögliche Veränderungen im Vorstand seien Thema gewesen, wie ein Insider berichtete. Tiefe Einschnitte werden demnach im russischen Handelsgeschäft und im Investmentbanking erwartet. In den Unternehmenskreisen heißt es, durch die Streichungen in Russland könnten im Investmentbanking etwa 200 Mitarbeiter betroffen sein. Hunderte andere Angestellte in anderen Bereichen in Moskau und Sankt Petersburg wären von den Stellenstreichungen aber nicht betroffen.
Die Deutsche Bank ist seit Jahrzehnten in Russland aktiv und hat dort nach Aussagen von Marktteilnehmern im Handels- und Beratungsgeschäft einen guten Ruf. Der nun diskutierte Stellenabbau zeigt die großen Anstrengungen, die das Institut unternimmt, um seine Probleme mit Regelverstößen in den Griff zu bekommen.
Die Spekulationen, um wieviel die Zahl der Mitarbeiter schrumpfen könnte, schießen derzeit ins Kraut. Während einige Zeitungen bereits über rund 10.000 Stellenstreichungen geschrieben haben, gab eine Meldung von Reuters über insgesamt 8.000 Streichungen (die Trennung von den rund 15.000 Mitarbeitern in den Postbank-Filialen heraus gerechnet) der Aktie einen kleinen Schub. Die Aktien der Deutschen Bank beendeten den Handel mit einem Kursplus von 0,5 Prozent.
Spätestens Ende Oktober will Cryan die strategischen Entscheidungen der Öffentlichkeit präsentieren.
Derweil schließt die Bank die Lücke, die Cryan im Aufsichtsrat hinterlassen. Der Brite Richard Meddings wird sein Nachfolger. Meddings soll im Kontrollgremium auch die Funktion des Vorsitzenden des Prüfungsausschusses von Cryan übernehmen, wie die Deutsche Bank mitteilte. Meddings wird für die Zeit bis zur nächsten Hauptversammlung gerichtlich als Nachfolger von Cryan bestellt werden, wo er sich den Aktionären zur Wahl stellen wird.
(Mitarbeit: Jenny Strasburg)
Kontakt zur Autorin: Madeleine.Nissen@wsj.com
DJG/mln/kla
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September 14, 2015 14:34 ET (18:34 GMT)
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