11.03.2013 15:33:31
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DER AKTIONÄR Online Tipp des Tages: Planlos in Tokio
Stille, absolute Dunkelheit. Plötzlich Blitzlichtgewitter, Lasereffekte und spektakuläre Videoeinspieler auf metergroßen Leinwänden, untermalt von krachenden Rock- und Rapsongs. Keine Frage, Sony (WKN 853687) hat die angekündigte Präsentation des neuen Konsolenflaggschiffs Playstation 4 mit Pauken und Trompeten eröffnet. Kein Wunder, schließlich kamen Hunderte Journalisten extra nach New York und hofften, dass Sony einen großen Wurf präsentiert. Doch der Auftaktshow folgten lediglich monotone Vorträge und je länger die über zweistündige Veranstaltung dauerte, desto mehr bestätigte sich der mulmige Verdacht, dass die Konsole gar nicht präsentiert wird, ja sogar noch nicht einmal existiert. Erhöhte Flopgefahr - schon wieder Dass Sony der Konkurrenz bei Innovationen hinterherhinkt, ist zwar nichts Neues, aber eine Konsole vorzustellen, die noch gar nicht existiert, damit hat sich der einstige Vorzeigekonzern und Erfinder von Walk- und Discman - im negativen Sinne - selbst übertroffen. Entsprechend lang waren die Gesichter der Pressevertreter. Die Nicht-Präsentation der Playstation 4 offenbart, dass Sony noch immer keine Idee hat, wie es mit der neuen Konsole die Kunden wieder in Scharen anlocken soll. Dabei soll die Konsole bis Ende des Jahres in den Läden stehen. Gelänge das nicht, würde Sony das extrem wichtige Weihnachtsgeschäft verpassen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Sony einen für den Konzern eminent wichtigen Produktneustart verpatzt. Die mobile Konsole PS Vita schaffte es 2011 nur in Japan ins Weihnachtsgeschäft. Auch insgesamt ist die Konsole ein Flop. Ursprünglich wollte Sony davon bis zum Ende des Fiskaljahres (31. März 2013) 16 Millionen Geräte verkaufen. Mittlerweile peilen die Japaner nur noch zehn Millionen an. Doch selbst das ist utopisch. Laut den Marktforschern von VGCharts haben sich seit dem Start vor gut einem Jahr nur vier Millionen PS Vitas verkauft. Gut ist nicht genug Dabei ist die mobile Konsole kein schlechtes Produkt - das Gerät kam schlicht zur falschen Zeit und zum falschen Preis. Der PS Vita macht vor allem die neue Konkurrenz leistungsfähiger Tablets und Smartphones zu schaffen. Ein Trend, den Sony völlig verschlafen hat. Wie Nokia hielt auch Sony viel zu lange am eigenen Betriebssystem fest. Erst im vergangenen Jahr folgte der Umstieg auf Googles Erfolgssystem Android. Mittlerweile hat Sony in der Mobiltelefonsparte zwar auch eine überzeugende Produktpalette, doch die Konkurrenz ist knallhart. Umso schlimmer, dass sich Sony auch hier regelmäßig dicke Patzer leistet. So haben die Japaner den Start des von der Fachpresse gelobten Flaggschiffs Xperia V ohne jegliche Begründung von November auf Februar verschoben. Das Weihnachtsgeschäft war damit auch hier futsch und viele Kunden sind bei der Konkurrenz gelandet. Nach dem verschobenen Verkaufsstart wird nun klar, warum Sony das Gerät zuerst nicht auf den Markt bringen wollte. Das Smartphone kämpft nicht nur mit Kinderkrankheiten, sondern mit massiven technischen Fehlern, wie regelmäßigen Abstürzen und einer Hitzeentwicklung, die zum Teil SIM-Karten schmoren lässt. Übertriebene Bewertung Die ständigen Fehler reißen riesige Löcher in die Bilanz des Elektronikriesen. Vier Jahre in Folge schloss Sony mit tiefroten Zahlen ab. Trotz des eingeläuteten Sparkurses fuhr der Konzern zuletzt wieder ein Quartalsminus von 87 Millionen Euro ein. Anleger schickten die Aktie daraufhin innerhalb eines Tages über zehn Prozent ins Minus. Das zeigt, wie groß noch immer die Verunsicherung der Investoren ist. Ein weiterer Beleg ist der zuletzt wieder deutlich gestiegene Preis für Kreditausfallversicherungen, was zudem die Finanzierung erschwert. Dabei ist die Finanzsituation bereits angespannt. Fitch senkte die Bonität Sonys im Herbst auf Ramschniveau. Die Japaner mussten zuletzt sogar ihren Firmensitz verkaufen, um sich Luft zu verschaffen. Vor dem Hintergrund der massiven Probleme und der anhaltenden Planlosigkeit der Konzernführung ist die Aktie des japanischen Konzerns massiv überbewertet. Selbst auf Basis der optimistischen Analystenschätzungen beträgt das KGV für das bald endende Geschäftsjahr 191, für das kommende Geschäftsjahr noch immer 46. Zum Vergleich: Erfolgreiche Konkurrenten wie Apple und Samsung weisen für die kommenden Geschäftsjahre einstellige KGVs auf.
Langen Gesichtern vorbeugen Sony ist ein Meister der großen Ankündigungen. Doch Sony ist auch ein Meister der großen Enttäuschungen und dürfte bald nicht nur bei der Fachpresse, sondern auch bei den Börsianern wieder für viele lange Gesichter sorgen - zumindest auf der Long-Seite. Auf der Short Seite dürfte die Sony deutlich mehr Freude bereiten, zum Beispiel mit dem Put von Vontobel mit der WKN VTA1G0. Mehr Informationen, Nachrichten und Empfehlungen finden Sie im Internet unter www.deraktionaer.de
+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS / HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter www.deraktionaer.de +++ (END) Dow Jones Newswires
March 11, 2013 10:02 ET (14:02 GMT)- - 10 02 AM EDT 03-11-13
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